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DAS SOPHIENBAD#

Wien
Franz Morawetz, Ill Zeitung

Das Sophienbad in Wien ist jedem ein Begriff, der in diesem Baujuwel eine fröhliche Ballnacht erlebte. Einer dieser zahlreichen Bälle war der Farben prächtige Blumenball der in diesem historischen Ambiente stattfand. Dacharbeiten an dem Gebäude, am 16. August 2001 wurde dem geschichtsträchtigen Gemäuer zum Verhängnis, die architektonische Schönheit des Saales wurde Raub eines ungeheuren Brandes, der unwiederbringliches an Kulturgut zerstörte. Ein Verlust an Wissenswertem und Künstlerischem war für ewige Zeiten dahin....

1839: Die vielseitige Anerkennung, welche diese Anstalt in Bezug auf Zweckmäßigkeit, Bequemlichkeit, Reinheit, Eleganz und prompte Bedienung bei dem gebildeten Publikum fand, ist für den Unternehmer eine erfreuliche Aufmunterung, keine Kosten zu scheuen, sich diesen Ruf und das Vertrauen stets auch in Zukunft zu erhalten. Und wirklich setzte der gütige Zuspruch, dessen dieselbe bis jetzt sich erfreute, den Inhaber auch in die angenehme Lage, mit erhöhter Aufmerksamkeit allen Anforderungen zu entsprechen, welche die raschen Fortschritte der Zivilisation an derartige Etablissements zu machen berechtigt sind.

Diese Anstalt, welche das große Glück hatte, den Namen Ihrer kais. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Sophie führen zu dürfen, wurde von ihrem Gründer nach einem eigenen, ganz neuen Plan so eingerichtet, dass sie einem schon längst gefühlten Bedürfnis der Residenz abhelfen sollte.

Zu diesem Zweck besitzt sie: Gesundheitsbäder, zur Reinigung des Körpers in Wannen aus Porzellan und Steingut... Heilbäder, Dunst- oder Schwitzbäder in Verbindung mit Dusche, Sturz- und Regenbädern

Die Dunstbäder des Unterzeichneten verdienen von den Ärzten eine vorzügliche Beachtung, da bereits erfreuliche Resultate aufzuweisen waren...

Der Unterzeichnete ergreift mit Vergnügen die Gelegenheit, Ärzte der k. k. Haupt- und Residenzstadt zu ersuchen, sein Etablissement einer genauen, persönlichen Prüfung zu würdigen, indem nur durch die eigene Überzeugung derselben dieses Institut jene Ausdehnung und Frequenz der Benutzung zu erlangen im Stande ist, welche zu seinem Fortbestand notwendig, und zum Heile der leidenden Menschheit ersprießlich ist.

Sämtliche Bäder sind früh Morgens bis spät Abends für Herren und Damen in gut erwärmten und separierten Lokalitäten jeden Augenblick vorrätig. Das dazu verwendete Wasser ist reines Donauwasser, welches auf Verlangen auch in die Wohnungen geführt wird.

Mit der Bestellung solcher Hausbäder können die P. T. Parteien sich entweder an die Anstalt selbst, Landstraße, Marxergasse 46, oder an den Herrn Lepold Grunner in der Rotenturmstraße, nächst dem Haarmarkt 646, im Graveur-Gewölbe wenden. Wien, im Februar 1839 Franz Morawetz,

Nachdem die Anstalt in all ihren Teilen vollendet dasteht, mit Bewilligung Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Sophie den Namen „Sophienbad“ angenommen und erfreut sich bereits eines zahlreichen Zuspruches von Seite des auserlesensten Publikums und der allerhöchsten und höchsten Herrschaften. Man wird auch nicht leicht eine Anstalt finden, wo mit Berücksichtigung des Zweckes, auch im kleinsten die größte Eleganz und Bequemlichkeit sich findet.

Das Gebäude selbst mit einem schönen Promenadegarten bietet einen sehr guten Eindruck. Man kann dem Herrn Morawetz für Errichtung dieser Anstalt nur Dank wissen, denn er hat auch die größten Opfer nicht scheuend, ein Unternehmen ins Leben gerufen, das eine neue Sehenswürdigkeit unserer Residenzstadt genannt werden kann. Wir finden nun in unserer Nähe, was wir früher so weit suchen mussten. Man braucht nicht mehr die beschwerliche Reise nach Gräfenberg zu machen. Die Anstalt des Herrn Morawetz ist mit jener des Prießnitz in keinem Vergleich zu ziehen; während dort das ganze Unternehmen noch im rohen Naturzustand befindet, zeigt sich hier alles verfeinert und kultiviert, und es wurde nichts außer Acht gelassen, um allen Anforderungen zu entsprechen. Und der Mann, der jenes Prachtwerk ins Leben rief, ist blind! Ihm ist es nicht vergönnt, das zu sehen, was sein reger Geist streng ordnend und sichtend geschaffen, er kann nur die Lobeshymnen und Danksprüche hören, die ihm von den Besuchern der Anstalt gespendet werden und uneigennützig sieht er in der Befriedigung der Wünsche seiner Badegäste, in dem vielfachen Nutzen, welcher den Gebrauch der Schwitzbäder armen leidenden Kranken gewährt den reichsten Lohn für alle seine eifrigen Bestrebungen.

1846: Der Schriftsteller Franz Gräffer, der der Eröffnungsfeier des neuen Sophienbad-Saales beiwohnte, so wird er gestehen müssen, dass jetzt auf der Landstraße ein Leben herrsche, das ein ganzes Leben ist. Das beweist freilich noch nicht, dass die Landstraßer selbst voller Leben sind, denn das meiste Leben brachten und bringen vielleicht die anderen Wiener Stadtteile in jenen Vorstadtteil, aber es genügt, dass die Lebhaftigkeit in dessen Straßen und Sälen eine erhöhte ist....

Wenn Gäste im Sophiengebäude ankommen, steigen sie in einer Halle aus, die ganz gedeckt und so geräumig ist, dass drei Wagen gleichzeitig vorfahren und zum Aussteigen und anhalten können. Von hier gelangen sie durch Doppelglastüren in einen geheizten Foyer, in dessen Hintergrund eine für Tausende berechnete Garderobe eingerichtet ist. Zu beiden Seiten führen Treppen in den Tanzsaal, vor dem sich der Kredenzsalon befindet. Links und rechts von den Längsseiten des Hauptsaales nehmen je zwei Speisesalons die Gäste auf. Doch man kann sich auch in höhere Regionen versteigen, von wo man die prächtigste Aussicht, Ansicht und Übersicht sämtlicher Säle und deren architektonische, malerische, brillante, unbewegliche und bewegliche Schönheiten hat. Zur Erreichung dieser Umsicht muss man nur einen Stock höher bewegen, u9nd man sieht sich salonfähig im höchsten Grad in dem bel étage des zweistöckigen an Pracht noch übertreffenden, von vier Säulen getragenen Salons, der, gleichfalls zum Speise-Appartement bestimmt, besonders vorne über seine geschmackvoll gebaute Balustrade herab einen Anblick gewährt, dessen Totaleindruck ein imposanter, überraschender und dabei ein höchst wohlgefälliger ist. Wie im ganzen die Großartigkeit und schwungvolle Leichtigkeit charakteristisch sich äußert, so ist in den Einzelheiten ein harmonisches Verhältnis derselben, wie zum Ganzen nicht zu verkennen. Die Farben sagen den Formen zu, die Formen den Raumverhältnissen, die Beleuchtung der Malerei und dem Raum..., sich aus der Anschauung des wahrhaft anschaulichen Baukunstwerkes und Kunstbauwerkes noch mehr ergibt, offenbart sich im kleinen wie im großen eine Originalität des Stils von nachhaltig schönem Eindruck, Konzeption wie Konstruktion weicht nicht nur auf sehr hohe praktische Studien, sondern auf eigene Geisteshöhe der beiden Architekten, nach deren Plänen und unter deren Leitung die Gesamtbaulichkeiten ausgeführt wurden; Baulichkeiten, welche nicht nur die in ihrer Klasse und ihrem Genre bereits bestehenden Bauwerke in rühmlicher Selbständigkeit vermehren, sondern überhaupt der ganzen Kaiserstadt zu einer neuen, nicht unerwünschten Zierde dienen. Diese beiden Meister des Baues, nicht „Baumeister“, sind die Professoren August Sicard von Sicardsburg, und van der Nüll. Herrn Morawetz, jenem kühnen unternehmenden Mann mit dem lichtvollen Kopfe und dem lichtlosen Auge, dessen Unternehmungsgeist eben deshalb um so mehr zu bewundern ist....

Die schönen Räumlichkeiten des Sophienbad-Saales fand nicht nur als Ball- sondern auch als Konzertsaal Verwendung.Die Direktion der Sophienbad AG. hatte am 4. Februar 1846 mit freundlicher Bereitwilligkeit ihre Räumlichkeiten für einen Festball für Kinder armer Eltern bestimmten Spital zum hl. Joseph auf der Wieden unentgeltlich überlassen. Die Veranstaltung stand unter dem Schutz der Erzherzogin Sophie.

Der schöne Saal, dessen Vorzüge immer mehr anerkannt wurden, zeigte sich an diesem Abend von einer zahlreichen und eleganten Gesellschaft erfüllt, die sich in fröhlichster Stimmung bewegte. Nach den verführerischen Strauß Melodien, wurden die Tanzweisen von den Tanzmeistern Gorsky und Rabensteiner geleitet, die bis in die Morgenstunden in animierteste Weise gehuldigt wurde....

Einige Tage später, am Sonntag dem 8. Februar wurde der Sophiensaal erstmals als Konzertsaal umfunktioniert. Der Wiener Männer Gesangsverein hatte für seine zweite diesjährige Produktion diesen Saal gewählt. Auch bei Tageslicht ohne den Schmuck der Gasbeleuchtung zeigte er die ganze Schönheit seiner architektonischen Vielfalt. Schon damals wurde die hervorragende Akustik für derlei Konzerte bemerkt. Später wurden daher mit Vorliebe Orchesterkonzerte für Plattenaufnahmen durchgeführt. Nicht nur bei Bällen, auch bei Musikveranstaltungen wurde die Einrichtung von Ventilation herangezogen und somit für angenehmen Aufenthalt gesorgt.

Später sorgte eine eigene Autobuslinie für die schnelle und gute Erreichbarkeit des florierenden Sophienbades. Die Stellwagen standen auf dem Stock im Eisen Platz und der Fahrpreis betrug 3 Kreuzer. Später übersiedelten die Busse auf den Stephansplatz.

QUELLEN; Wiener Theaterzeitung, 10. Februar 1846, Gesundheitszeitung, 21. Februar 1839, Wiener Montags Post, 3. Februar 1896, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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