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DIE STRICKMASCHINE#

Wien
Werbung,Österr.Nähmaschinen Zeitung

1868: Diese neuartige amerikanische Strickmaschine, deren erstes Auftreten in zahlreichen Orten ungeheures Aufsehen hervorgerufen hat, ist noch nicht vollkommen und wird voraussichtlich wie bei der Nähmaschine der Fall war, weitere Verbesserungen erfahren, bevor sie sich allgemeiner Verbreitung erfreuen wird. Kompetente Fachleute sind sich darüber einig, dass es sich dabei um eine äußerst wichtige Erfindung handelt. Von den Berichten über diese Maschine die veröffentlicht wurden, dürften die Resultate nicht übereinstimmen.

Ein deutsches Gewerbeblatt äußerte sich darüber: Eine Lamb Strickmaschine, die in dem Musterlager der k. Zentralstelle in Stuttgart aufgestellt worden ist, wurde mit kurzer Unterbrechung durch einen mit der Handhabung ähnlicher Maschinen erfahrenen Arbeiter in Betrieb gesetzt, wobei es sich bestätigte, dass die Behandlung der Maschine unbedingt eine gewisse Erfahrung wie auch Gewandtheit mit derartigen Erzeugnissen voraussetzt. Die Fabrikation konnte bis jetzt über ein Paar Socken in der Stunde nicht gebracht werden, auch wenn ohne Störung fort gearbeitet werden konnte. Da die Maschine nur mit einer Sorte Nadeln arbeitet, so kann auch keine größere Anzahl von Garnen verstrickt werden, obgleich die Maschine für lockere oder festere Maschen eingestellt werden kann. Man wird kaum über drei Feinheitsgrade hinauskommen. Der Socken muss, wenn er die Maschine verlässt, oben am Rand mit der Stricknadel vollendet und ebenso muss die offen gestrickte Ferse noch zusammen gehäkelt werden.

Etwas günstiger, obwohl die ersten Berichte nicht sehr begeistert ausfielen, urteilte man, dass in den Verhandlungen und Mitteilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins der sehr erfahrene Vereinsbeamte, Herr J. C. Ackermann über Geschichte und zukünftige Brauchbarkeit der Maschine abgibt. Die vor einigen Jahren von Georg Crespel zu Bockenheim bei Frankfurt am Main erfundene Strickmaschine arbeitete mit 84 Nadeln, welche i einer Scheibe nach innen im Kreise steckten und sich durch Drehen der Scheibe öffneten, um die Maschen aufzunehmen und wieder fallen zu lassen. Sie hat, obwohl ihre sinnreiche Konstruktion einfach genug war, trotz allem war ihr kein Erfolg beschieden. Die darauf folgende Strickmaschine von Dalton in Amerika war ebenfalls ein Rundstuhl, nur mit dem Unterschied, dass hier die fertige Arbeit über die Maschine hinwegging, während bei der Crespel Maschine die Arbeit in der Mitte derselben nach unten gezogen wurde. Ebenso waren auch die Nadeln anders konstruiert, indem sie einen einfachen Haken bildeten, welcher seltener einer Reparatur unterlag, als die Crespel Häckchen mit ihrem beweglichen, Löffel ähnlichen Klappen. Ferner vermochte man mit verschiedenen Pressrädchen auf der Dalton Maschine sehr hübsche Dessins zu stricken. Wie es scheint, scheiterte die Verbreitung beider Maschinen weniger an den ihnen noch anhaftenden Mängeln hinsichtlich des enger und weiter Strickens, d. h. mit verschiedener Maschenzahl, als an dem gänzlichen Mangel am mechanischer Kenntnis in der Behandlung derselben, da hier ebenso, wie bei der Nähmaschine das Nähen, nicht sowohl das Stricken, als vielmehr das Wissen und Ergründen eines Fehlers an der Maschine die Hauptsache ist.

Die Lamb Strickmaschine nun, welche erst in neuerer Zeit in den technischen Artikeln der Tagespresse erwähnt wurde, ist einfacher konstruiert, als jene vorher erwähnten; doch wird ihre Leistungsfähigkeit übertrieben, denn die damit in einem Tag zu strickenden 36 Paar Strümpfe können wohl kaum mehr als Puppenstrümpfe sein. Die Lamb Strickmaschine ist nicht rund, sondern lang gestreckt; sie arbeitet auf beiden Seiten zugleich mit Nadeln, welche wie jene bei der Crespel Maschine konstruiert sind, nur mit dem Unterschied, dass hier zwei Reihen solcher Nadeln, und zwar 48 auf jeder Seite, sich geradlinig gegenüberstehen und von einem auf- und abgehenden Fadenführer in Bewegung gesetzt werden. Ferner hat dieselbe vor den bisherigen Maschinen den Vorteil, dass man die kleinste Gattung von Strümpfen, ja, wie gesagt, Puppenstrümpfe auf derselben erzeugen kann. Ebenso ist hier das Auf- und Abnehmen, sowie das Fersenstricken ermöglicht, wobei jedoch nach Beendigung des Strickens noch jemand zur Hand sein muss, um die Ferse zu vollenden, da sonst der Fersenteil leicht wieder auftrennt, sowie jener, mit dem er verbunden werden soll, was nur mit großer Mühe wieder auszubessern sein würde.

Nach den angestellten Versuchen ist die Lamb Maschine nur zur Strickerei mit Schafwolle zu verwenden, und es ist eine falsche Behauptung, dass man darauf auch Zwirn- und Bumwollstrümpfe erzeugen könne. Die Arbeit mit Baumwolle zeigt zu wenig Dichte und gleicht eher einem Netzwerk. Wenn auch angegeben wird, dass man mittelst der Stellschraube fester oder lockerer stricken kann, so geschieht das bei der Schwierigkeit, welche durch das enge Stricken erwächst, nur auf die Gefahr hin, dass die Maschen dann öfter übersprungen werden – ausbleiben.

1882: Bereits auf der Internationalen Ausstellung in Köln 1865 wurde eine von Georg Crespel Strickmaschine gezeigt. Weit vollkommener war nun die amerikanische Strickmaschine, welche auf der Weltausstellung in Paris 1867 zum ersten Mal vorgeführt wurde.

Nach und nach tauchten verschiedene Abänderungen in der Konstruktion der Strickmaschinen auf. 1867 gab es von Dana Bickford eine Strickmaschine die nur glatte Waren liefern konnte. Bereits 1869 stellte sich Mac Rary mit einer Strickmaschine vor, mit der man Spitze und Ferse fertigen konnte. Ein Jahr später stellte sich Christophers von der Firma Pfaff und Clacius in Hannover mit einer Strickmaschine vor die durch Systeme von früheren Erfindungen verbunden wurden.

Die neueste und wohl auch die wichtigste Verbesserung zeigt aber die vervollkommnete Lamb Maschine von E. Popp 1876 in Österreich patentiert. Diese Strickmaschine behebt alle den anderen Systemen noch anhaftenden Mängel; man kann mit derselben vielfarbig quergestreifte Strümpfe ohne Schneiden und Knüpfen des Fadens wie mit der Hand stricken so dass die Fäden auf der linken, also inneren Seite des Strumpfes auswechseln. Die Knoten im Strumpf fallen ganz weg, es wird eine Ersparnis an Material und Zeit erzielt. Die Neuerung lässt sich überall bei den älteren Systemen anbringen.

In Deutschland hatte sich die Strickmaschinen-Fabrikation bereits eingebürgert. Das kann man von Österreich nicht behaupten, denn hier hinkt man wie immer nach.

1888: Die Strickmaschinen Fabrik von A. Wedermann & Cie. Wien VI., Mariahilferstraße 45, hat in der Gruppe XII. Maschinenbau und Transportwesen, Strickmaschinen nach dem System Lamb mit verschiebbaren und herab lassenden Gussstahl-Nadelbetten, sowie Buntmuster-Strickmaschinen eigener Erfindung aufgestellt. Die Strickmaschinen von Wedermann sind als vorzügliche Fabrikate bekannt, weil das Material, dessen sich die Firma bei der Herstellung solcher Maschinen bedient, ein sorgfältig gewähltes und tadelloses ist. So bezieht die Firma Wedermann, um die Nadelbetten zu erzeugen, das Gussstahl aus Sheffield in England; die übrigen Bestandteile der Strickmaschinen werden aus dem besten inländischen Metall gearbeitet. Die Qualität der Wedermann Strickmaschinen und Buntmuster Strickmaschinen, die im Vorjahr völlig unbekannt waren, dokumentiert der Umstand am allerbesten, dass diese österreichische Firma ihre Erzeugnisse nach England, Frankreich und Italien mit Gewinn absetzen kann.

Diese Maschinen sind dauerhaft, leicht zu bedienen und preisgünstig.

QUELLEN: Vereinigte Laibacher Zeitung, 27. August 1868, Neue Freie Presse, 21. November 1882, Humorist, 12. Juli 1888, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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