!!!ELISABETHKIRCHE

[{Image src='elisabethkirche.jpg' caption='Ansicht der St. Elisabethkirche Foto: Ingrid-Charlotte Graupp' alt='Elisabethkriche' width='500' class='image_left' height='910'}]            


Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahr 1859 auf der Weyringer Sandg'stätten begonnen. Das Gotteshaus wurde nach den Plänen des aus Prag gebürtigen Architekten Hermann Bergmann errichtet. Bereits im Jahr 1857 hatte das Kultusministerium den Kirchenbau angeordnet, der  aus  dem  Religionsfonds finanziert wurde. 

In der Presse findet man im Juni 1865 folgende  Notiz : „Die Elisabethkirche, welche auf der Wieden gebaut wird, ist in allen Teilen, mit Ausnahme des Turmes, bis zum Dachstuhle vollendet. Im Jahr 1866 werden nur noch die Einwölbungen, der Turmbau und die Anbauten herzustellen sein, so dass der ganze äußere Ausbau bis Ende des Jahres 1866 in Vollendung gebracht sein wird.“

In der Neuen Freien Presse gab es  im Juli 1865  weitere Nachrichten über die Elisabethkirche:“Der längst projektierte  Bau einer Kirche in Fünfhaus wird erst nach Vollendung der im Bau begriffenen Elisabethkirche auf der Sandstätte in Angriff genommen. Der Bau der Kirche in Breitenfeld, der künftigen Kirche zum heiligen Franz Seraph, wird begonnen werden, sobald  die Grundkompensationen zwischen Militär Aerar und Kommune  ausgetragen sein  werden. Der Bau der Kirche unter den Weißgärbern wird definitiv Ende August d. J., noch in Angriff genommen werden, da man bis dorthin die Offert-Verhandlungen mit den Bauunternehmern beenden zu können hofft. Im heurigen Jahr muss noch der Grund, der im Verhältnis zur Kirche in einer ansehnlichen Tiefe fundiert wird, ausgebaut werden.“

Auch der Zwischenakt  meldet am 10. Oktober  1865: „Der Bau der Elisabethkirche auf der Wieden, ober dem Theresianum, ist in diesem Jahr, begünstigt durch  das anhaltend schöne Wetter, welches noch immer die Steinsetzung erlaubt,  ungemein rasch fortgeschritten. Die Hauptmauern und Strebepfeiler sind bis zur Dachhöhe aufgeführt, und es wird im nächsten Frühjahr die Einwölbung beginnen. Auf dem Bauplatz selbst wurde in diesem Frühjahr eine ausgedehnte Steinmetz Hütte hergestellt, in welcher die Werksteine unmittelbar bei der Kirche vorgerichtet werden. Der Rohbau  dürfte mit Ende des nächsten Jahres fertig sein.“

Im April  1866  erfährt man aus der Neuen Freien Presse einen ausführlichen Bericht über die Elisabethkirche: „In der Bauhütte der Elisabethkirche wird fleißig an den Versetz Stücken für den Turm gearbeitet. Für die  Kircheneinrichtung im gotischen Stil hat der Architekt Oberingenieur  Bergmann  folgende  Entwürfe  gezeichnet,  die genehmigt  werden dürften. Einen Hauptaltar, ganz  aus Eichenholz  geschnitzt, dessen  Vergoldung nur in den Ornamenten und  teilweise in den Gliederungen, dessen  Bemalung nur in einigen Hohlkehlen  projektiert ist. Die Nische über dem Tabernakel ist reich mit Maß- und Laubwerk versehen. Darüber  kommt das Altarbild selbst,  die heilige Elisabeth, auf Goldgrund gemalt, und über demselben in den gotischen Bogen  erscheinen im Basrelief, verschlungen in Ornamenten, die drei göttlichen Tugenden, die Krönung bildet ein aus dem Dreieck ins Sechseck geformter Baldachin mit dem Gekreuzigten. Das Kreuz sowohl, wie die beiden Heiligen in   den schmalen  Flügeln des   Altars sollen aus  weißen Lindenholz  geschnitten
werden. Zwei Seitenaltäre, gleichfalls mit Statuen und  Gemäldeschmuck.  Die Kanzel an einem  der unteren Vierungspfeiler bildet ein Sechseck. Die vier sichtbaren Flächen der Kanzel sind mit Basreliefs – die vier Evangelisten – mit Spitzbögen und Krönungen geziert. Der Schalldeckel  ist aus dem Zwölfeck konstruiert  und in seiner oberen  Pyramide ganz durchbrochen. Unter demselben ist die Statue des guten Hirten aufgestellt.



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Ferner die Orgel, nur teilweise aus Eichenholz, und der Taufbrunnen  aus hartem Kalkstein; das Becken des letzten, ein Achteck, ruht auf einem achteckigen Fuß; dann Opferstock und Weihbrunnkessel ebenso aus Kalkstein, vier einfach konstruierte  Beichtstühle, dann Betstühle, deren  dreißig einfache im Hauptschiffe aufgestellt werden sollen; endlich Partikel Kreuz aus Bronze und Leuchter für den Hochaltar. Mit der Ausführung dieser Gegenstände ist für die Haupteinrichtung der Kirche gesorgt. Nun geht Architekt Bergmann an die Zeichnungen für die kleineren Altäre  in der Taufkapelle und im heiligen Grab, für die Chorstühle, Kredenz und Kronleuchter, für Lampen, Luster und das Apostelkreuz usw.“

Dieselbe  Zeitung im Mai 1866:  „Die Elisabethkirche soll nun endlich am 19. November, also am Namenstag Ihrer Majestät  der Kaiserin, vollendet sein und eingeweiht werden. Die Kirche ist im  gotischen Stil erbaut, erhält drei Schiffe mit bedeutend erhöhtem Mittel- und Kreuzschiff und einem Langhaus. Der am Westende aufgeführte Turm erhält eine Höhe von 80 Meter, dessen Helm aus Stein in Verbindung mit einer Galerie hergestellt wird. Die Seitenaltäre stehen genau in der Achse der Seitenschiffe. Die Kirche hat nur ein Hauptfenster im Turm mit zwei Pfosten, sechs Fenster im Langhaus und zwei Fenster im Kreuzschiffe.“

Die „Debatte“  desselben Tages  beobachtet den Baufortschritt  kritischer: „Da allem Drängen zum Trotze und ungeachtet mehrfacher Interpellationen der  Bau der Elisabethkirche  nicht recht  vorwärts schreiten  wollte, so nahm endlich Kardinal Rauscher selbst die Angelegenheit in die Hand und seiner tatkräftigen Einwirkung ist es zu danken, dass der seit einem Zeitraume von zehn  Jahren sich hinschleppende, aus den Geldern des Religionsfonds  hergestellte Kirchenbau im Laufe dieses Sommers so rasch betrieben werden wird, dass die Elisabethkirche im Spätherbst und am Namensfeste Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth (19. November) wird eingeweiht werden können.“

Die Kommune fällte endlich eine Entscheidung, Bergmann  wurde seines Postens enthoben und durch den ungarischen Architekten Josef Lippert  Ritter von Granberg ersetzt.
Dazu die Neue Freie Presse im Juni 1866: „Die innere Ausstattung der von Bergmann erbauten Elisabethkirche ist von der Kommune dem bekannten Architekten Lippert übertragen worden. Lippert hat durch die geschmackvolle Restauration der Kapelle des Deutschen Ordens erst vor Kurzem den Beweis geliefert, wie vortrefflich er es versteht, die Ausschmückung eines gotischen Bauwerkes  mit Altären, Kanzel, Leuchtern usw. zu bewerkstelligen.“

Für viele war die Abberufung des Architekten  Bergmann mehr als überfällig. Nun hofften sie, dass der Nachfolger das Wunder vollbrachte und die Kirche bis zum  19. November  1866 fertig  sei.   Besonders die Neue Freie Presse  war sehr an der Elisabethkirche  interessiert und informierte die Leserschaft  über jedes Detail. So auch im Oktober:“Die Bauarbeiten an der Elisabethkirche sind nunmehr gänzlich vollendet und werden soeben im Innern die Gerüste entfernt. Die Bildhauerarbeiten sind gleichfalls fertig; dieselben wurden von den Bildhauern Seitz und Stürmer ausgeführt. An den vier Hauptpfeilern  der Kirche sind die Attribute der vier Evangelisten angebracht. Bei den Emporen werden die Statuen der Apostel Petrus und Paulus aufgestellt. Gegenwärtig ist noch die Pflasterung der Kirche und die innere Einrichtung herzustellen. Die  Fenster erhalten an den Maßwerken farbige Gläser. Der Bau des Turmes schreitet gleichfalls der Vollendung entgegen und ist bereits bis zur Höhe von 26 bis 27 Klaftern gediehen. Der Turmhelm wird aus Holz mit Schiefereindeckung hergestellt. Bei günstiger Witterung wird der Bau des Turmes noch diesen Herbst vollendet. Die Einweihung der Kirche wird ohne Rücksicht auf die Vollendung des Turmes vorgenommen und dürfte wahrscheinlich  am 19. November erfolgen.“
 
Einen Tag später meldete sich das Fremdenblatt  zu Wort und scheint die Situation  kritischer zu  beurteilen:  „Zur Besetzung der neu kreierten  Pfarre an der Elisabethkirche   wurde vom fürsterzbischöflichen Konsistorium bereits der Konkurs ausgeschrieben. Nach dem gegenwärtigen Baustande dürfte jedoch die Elisabethkirche wie die „Korresp. Gall“ entgegen der von uns gestern nach einer andern Lokal-Korrespondenz  gebrachten Mitteilung  berichtet, schwerlich vor dem nächsten Frühjahr eingeweiht werden.  Die drei Schiffe der Kirche stehen von Außen wohl vollendet da; im Innern der Kirche dürften aber die Maurer- und Verputz-Arbeiten noch längere Zeit  in Anspruch nehmen. Der Turm, welche eine Höhe von 35 Klaftern erhält und eine hübsche Fernsicht gewähren wird, ist erst bis zur Anlage der Hauptgiebeln  gediehen.  Über diese soll erst eine über Eck gestellte achteckige Steinpyramide gebaut werden, welche im oberen Teil mehrmals unterbrochen ist und daher auch noch einige Arbeit erfordert. Die Kirche ist im gotischen Stil im Rohbau ausgeführt, mit bedeutend erhöhtem Mittel- und  Kreuzschiffe und einem in gleicher Höhe mit dem Chor stehenden Langhaus. Der Hauptreichtum des Baues ist auf Triumphbögen und Presbyterium gerichtet. Der Vorzug der ganzen Anlage im Innern beruht mehr auf großen Massen und schönen Verhältnissen als auf den Details und Ornamenten. Das Hauptportal hat einen Mittelpfeiler mit  einer kleinen Säule, auf welche die Statue der heiligen  Elisabeth zu stehen kommt. Die Kirche wurde nach dem Plan des Oberingenieurs Bergmann gebaut.“

Mitte Oktober  verkündete das Fremdenblatt:  „Vorgestern Mittags sind bereits die fünf  für die Elisabethkirche  bestimmten Glocken aus der Gießerei des  k.k. Hofglockengießers  Ignaz Hilzer  in Wiener Neustadt  hier angelangt. Dieselben wurden auf Wägen, die mit Tannenbäumchen und bunten Bändern  reich geschmückt waren, geführt und waren desgleichen die Pferde mit Bändern.  behangen und die Hüte der Fuhrleute mit Sträußen  geziert.Eine ungeheure Menschenmenge folgte dem Zuge. Die Glocken  wurden vorläufig  auf dem Bauplatz der Kirche untergebracht. Dieselben  haben ein Gewicht von zirka 50 Zentnern und sind mit bronzierten gusseisernen Helmen versehen.

Einige Tage später im Oktober meldet das  Fremdenblatt:“Der Bau des Turmes der Elisabethkirche auf der Wieden ist bis auf die Kreuzrosen beendet und wird in kürze die Aufstellung des Turmhelmes beginnen. Der Turm erhält eine Höhe von 37 Klaftern und wird daher nach dem Stephansturm der höchste Turm unter den Türmen Wiens sein. Derselbe ist gegenwärtig schon von dem Glacis  aus sichtbar. Die Aufstellung der Glockenstühle hat begonnen und werden die Glocken in einigen Tagen aufgezogen werden. Im Innern der Kirche ist vom Hochaltar der Bau der Mensa aus Stein bereits ausgeführt und wird nun an der Legung des Pflasters und der Herstellung der  inneren  Einrichtung mit Eifer gearbeitet. Die Kirche ist streng im gotischen Stil gehalten und kommen bei den Gewölben der Kirche keine Eisenverbindungen vor.

Am 8. November 1866  um 8 Uhr wurden die für die Elisabethkirche bestimmten Glocken in der Stephanskirche von dem Weihbischof Dr. Kutschker in feierlicher  Weise  geweiht. Die Glocken  erhielten der Größe nach die Namen: Salvator, Maria, Franziska, Josepha, Elisabeth. Sie wurden mit Blumen und Laub bekränzt, auf festlich geschmückten Wagen von aufgeputzten Pferden gezogen und von einer großen Menge begleitet zur Metropolitankirche und nach der Weihe in gleicher Weise  wieder zur Elisabethkirche gebracht, wo sie auf ihre bestimmten Räume in die Glockenstube aufgezogen wurden. (Fremdenblatt).

Was kaum  jemand für möglich gehalten  hätte  wurde am 18. November 1866  Wirklichkeit: Die Einweihung der Elisabethkirche fand statt. Dazu die Presse:  „Die Einweihung der Elisabethkirche auf dem Carolinenplatz der Vorstadt Wieden hat heute Vormittag um 9 Uhr in feierlicher Weise und unter Anwesenheit einer großen Anzahl von Andächtigen stattgefunden. Der Weihe-Akt  wurde durch den Herrn Weihbischof Dr. Kutschker unter Assistenz zahlreicher Geistlichkeit und unter  Anwesenheit vieler Domherren der Wiener Erzdiözese  vorgenommen. Außerdem waren der Bürgermeister Dr. Zelinka, die Bezirksvorstände, viele Gemeinderäte und die Pfarrgeistlichkeit der Vorstadt Wieden erschienen. Die Hauptfront der Kirche gegen  die Belvederegasse zu war mit  Festons aus Tannenreisig, Kränzen und vielen Fahnen in den kaiserlichen und den Landesfarben, sowie auch mit Fahnen in den bayerischen Farben geschmückt. Für den feierlichen Umgang, der mit dem Weihe Akte verbunden war, hatte man rings um die  Kirche einen Bretterweg angelegt und für das Publikum eine Tribüne errichtet.  Der Weihe folgte ein Hochamt, und um 5 Uhr nachmittags  fand eine Festpredigt statt. In den nächsten Tagen werden  um 7 und 10 Uhr vormittags heilige Messen daselbst gelesen und täglich um 5 Uhr nachmittags ein heiliger Segen abgehalten.“

Das Altarbild  hat eine Höhe von 9 Meter und stellt die  heilige Elisabeth inmitten der Armen dar.   Der Künstler ist ein Jahr darauf gestorben.


Die notwendigen Gegenstände zur  Einrichtung der Kirche  beliefen sich  auf  50.000 Gulden.

Das Meßkleid istGeschenk des Kaiserpaares, mit eigenhändiger Stickerei der Kaiserin Elisabeth





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[{Image src='elisabethkirche hl elisabeth.jpg' caption='Prof. Franz Dobyaschofsky' alt=' Foto: Graupp' height='400' class='image_block' width='274'}] 
[{Image src='elisabethkirche muster.jpg' caption='Messkleid' alt='Foto Graupp' height='400' class='image_block' width='596'}] 
[{Image src='elisabethkirche geräte.jpg' caption='vom Kaiserpaar' alt='' height='400' class='image_block' width='523' popup='false'}]
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Die Wiener Zeitung berichtet: „Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben der neu erbauten Elisabethkirche zum bleibenden Angedenken ein Gold gesticktes vollständiges Messkleid mit den von Ihrer Majestät eigenhändig gestickten Namens Chiffern, eine Stola, wertvollen  mit Bildnissen der heiligen Namenspatrone der kaiserlichen Familie gezierten Kelch, Patene, Tasse mit zwei Kannen gespendet.“                                                                                                                               

				
Außer dem Kaiserpaar gab es noch weitere namhafte Spender: Fürstin Hohenlohe  100 Gulden, Franz Ritter von Wertheim hatte für die Sakristei eine Einbruch sichere eiserne Kassa gespendet. Zahlreichen Hausbesitzer  zeigten sich außergewöhnlich großzügig und spendeten reichlich.

Im Februar 1867 beschäftigte sich der Gemeinderat  mit der Herstellung einer Turmuhr für die Elisabethkirche welche von der Finanzsektion  befürwortet wurde, doch der Sektions Antrag wurde mit  30 gegen 24 Stimmen abgelehnt.

Im März wurde die Elisabethkirche  mit der Favoritenstraße  zugewandten  Seite  ein großes, aus weißem Sandstein  bestehendes  Basrelief  eingemauert, welches Christus am Ölberg in dem Momente vorstellt, in dem ihm der Engel den Leidens Kelch bringt. (Franz Melnitzky) 

Ein 52 Jahre alter  reicher Israeli ließ sich im April 1867 in der Elisabethkirche taufen. Der Grund, er will sich mit einem  sehr schönen, aber armem Mädchen  vermählen.








                             

                           15. Juni 1867  in der Neuen Freien Presse

Der   k. k. Hoffotograf  trauerte um seine Mutter  die in der Elisabethkirche eingesegnet wurde.

Eine weitere kirchliche Feier erfuhr die Elisabethkirche im August 1867 mit der Einweihung und Aufziehung des Kreuzes.

 Am 19. Jänner 1868 kam eine neue Messe in C des Kirchenmusikers Franz Joseph Zierer in der St. Elisabethkirche zur Aufführung.


Über die feierliche Einweihung der neuerbauten Elisabethkirche die im Oktober 1868 in Anwesenheit des Kardinals Rauscher und der beiden Prälaten Holzinger und Angerer  stattfand. Der
Dechant der Elisabethkirche hielt um 11 Uhr ein Hochamt, zu welchem auch der Statthalter von Weber, der zweite Bürgermeister-Stellvertreter und weitere Gemeinderäte erschienen.  Die eigentliche feierliche Schlusssteinlegung in Kirche und Pfarrhaus  sollte am 19. November  stattfinden. (N Wr TgBl.)

Wie das Morgenblatt am 15. März 1869 über die  im Bau befindlichen Kirchenbauten berichtet muss ein wahrer Boom ausgebrochen sein, den man sich heute gar nicht  vorstellen kann.“Der Bau neuer Kirchen hat in euer Zeit eine bedeutende Ausdehnung erhalten. So wurden in den letzten Dezennien  die Johanneskirche in der Praterstraße, die Kirche zu Meidling, die Alt Lerchenfelder Kirche, die Lazaristen Kirche auf dem  Schottenfeld und die Elisabethkirche auf der Wieden neu gebaut. In dieser Zeit wurden ferner der Stephansturm zweimal aufgebaut und der Bau der Giebel an der Kirche ausgeführt, ebenso die beiden Türme an der Piaristenkirche  ausgebaut, die Karlskirche  vollständig  restauriert, die Hietzinger Kirche erweitert. Von Bauten der nicht katholischen Kulten sind zu verzeichnen: Die griechische Kirche am Fleischmarkt, die protestantische  Kirche in Gumpendorf, der neue israelitische  Tempel in der Leopoldstadt, ferner wurde  die protestantische Garnisonskirche bei den Schwarzspaniern in der Alster Vorstadt eröffnet. Den größten Aufschwung hat jedoch das Kirchenbauen  in der neuesten Zeit genommen. Während nämlich in den früheren Jahrhunderten Jahrzehnte vergingen, bis der Bau einer neuen Kirche in Angriff genommen wurde, sind gegenwärtig nicht weniger als vier Kirchen zugleich im Baue begriffen, nämlich die Votivkirche, die Weißgärber Kirche, die Kirche in der Brigittenau und die Fünfhauser Kirche. Und schon sind wieder Verhandlungen wegen des Baues einer neuen Kirche in Breitenfeld im Zuge.“

Schon damals sind über Wien orkanartige Stürme hinweggefegt und hinterließen  enorme Schäden . Im November 1869  erlebte Wien  wieder einen derartigen Orkan der sehr böse Folgen nach sich zog.  Beim Verlassen einer Fleischhauer Hütte nächst der Elisabethkirche  wurde die Kassierin von einem  herabstürzenden Türmchen das den großen Turm zierte, getroffen. Die 5 bis 6 Zentner schwere Steinmasse trafen die Unglückliche die mit gebrochenen Gliedern und zerschmetterten Kopf auf dem Platz liegen  blieb. Weitere Bausteine waren auf das Dach der Kirche  krachend nieder gedonnert  und schreckten die Andächtigen in der Kirche derart auf, dass diese aus dem Gotteshaus stürmten, in dem Gedränge stürzte eine alte Frau und es hätte bald noch ein Unglück gegeben. 
 
In der  Neuen Freien  Presse  war noch von weiteren Todesfällen durch Ziegelsteine zu lesen.

Aus einer Grazer Zeitung erfuhr man weitere Details. Auf dem Karolinenplatz wurde gerade  ein Markt für Fleisch und Gemüse   abgehalten, Eben hatte der Fleischhauer Braun Wällischgasse in Erdberg sich zur Abfahrt gerüstet und die Kassierin,  die 16jährige Maria Thomandl aus Linz  zum Wagen begeben als sie von den  herabstürzenden  Steinmassen getroffen wurde.

Nachdem das Unglück geschehen:  So der Titel des Morgenblattes am 19. November 1869: „Der Vorstand des Bezirkes Wieden hat gestern an den Gemeinderat eine Eingabe gerichtet, in welcher der gerechten allgemeinen Entrüstung darüber Ausdruck gegeben wird, dass ein erst kürzlich mit bedeutenden Kosten ausgeführtes monumentales Bauwerk – nämlich die Elisabethkirche – eben so rasch in einen baufälligen, reparaturbedürftigen  Zustand geraten konnte. Nur einem besonders glücklichen  Zufalle ist es zu danken gewesen, wenn bei dem sonntägigen  Sturmwetter die herabstürzenden Steinmassen, unter deren Wucht ein blühendes Menschenleben begraben ward, nicht auch das nur vier Zoll starke Kirchengewölbe eingeschlagen haben, wodurch eine noch viel unheilvolle   Katastrophe  herbeigeführt  worden wäre. - 
Im Interesse der öffentlichen Sicherheit verlangt die dortige Bezirksvertretung eine strenge Untersuchung des gegenwärtigen Baustandes, ferner Kirche, da durch die bekannten unglücklichen Ereignisse die Besorgnis  erweckt wurde, es sei die Bauführung an der Elisabethkirche nicht in der gewissenhaftesten und den Offert Bedingungen entsprechenden Weise hergestellt worden. Der Bezirksausschuss spricht hierbei den allerdings berechtigten Wunsch aus, bei der zu führenden Untersuchung durch Delegierte vertreten zu sein, - Zur Orientierung in dieser Sache fügen wir hinzu, dass die Elisabethkirche erst im Jahr 1867 vollendet wurde, und dass der Mag Ober Ingenieur Bergmann den Bau der Kirche leitete Die einzuleitende Untersuchung wird wohl ergeben, ob Anlass zu einem weiteren strafgerichtlichen Vorgehen geboten ist, oder nicht.“

In Wien wurde  mit Vorliebe Lotto gespielt, besonders dann wenn sich Außergewöhnliches ereignet hatte. Sothen durfte sich freuen, denn die tragischen  Ereignisse   bezüglich der Elisabethkirche veranlasste die Wiener  dementsprechende Nummern zu setzen und so mancher durfte sich über einen Gewinn freuen.

Anfang  Jänner 1870  wurden die beiden Bezirksvorsteher von Wieden, Burg und Frankenberg die Ende Dezember 1869 plötzlich verstorben waren  zu Grabe getragen und in der Elisabethkirche eingesegnet.

Eine weitere  Einsegnung in der Elisabethkirche  fand im März 1870 statt. Der bekannte Prof. der Chemie, Dr. Joseph Redtenbacher wurde unter großer Teilnahme von Assistenten, Studenten, Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, Sektionschef Glaser, Fürst Colloredo, die Professoren der Universität und Technik  auf dem Matzleinsdorfer Friedhof beigesetzt.

Seit dem Jahr 1864 ist der Kommunalsäckel für kirchliche Zwecke  stark in Anspruch genommen, so berichtet das Fremdenblatt im August 1870. An freiwilligen Beiträgen lieferte der Gemeinderat für den Turmbau der Lazaristen Kirche 10.000 Gulden,für die Restaurierung der Stephanskirche bereits durch mehrere Jahre je 15.000 Gulden, zum Ausbau der Votivkirche eine Summe von 150.000 Gulden. Zur Beitragsleistung verpflichtet war die Gemeinde zum Baue der Elisabethkirche mit 20.000 Gulden, jenem der Brigitta Kirche mit vorläufig  30.000 Gulden und betragen außerdem  die jährlichen Auslagen für Kultuszwecke eine Summe von 19.990 Gulden.

Ende Oktober 1870  wurde Wien  neuerlich von einem Orkan heimgesucht und große Schäden verursachte. So wurden alle Fenster der Elisabethkirche eingedrückt, Teile des Schieferdaches flogen durch die Luft zum Fenster in eine  fremde Wohnung hinein.

Am 20. November 1871 ereignete sich in der Elisabethkirche wieder etwas Ungewöhnliches. Der Organist Alois Vogel  spielte wie immer  auf der Orgel. Doch plötzlich verstummte die Königin der Instrumente. Als man Nachschau hielt fand man den toten  Organisten  der  einen Schlaganfall erlitten hatte. Er wurde in die Totenkammer des Allgemeinen Krankenhauses gebracht.

Im Juni 1874 war in der Elisabethkirche wieder eine Einsegnung. Karl Mallmann, Direktor des böhmischen Waldindustrie-Vereines wurde  anschließend unter großer Beteiligung auf dem Matzleinsdorfer Friedhof  zu Grabe getragen.

Über ein Unglück das böse  enden hätte können berichtete  die Morgen Post am 1. Juli 1874: „Bekanntlich ist vor einiger Zeit in der St. Elisabethkirche  ein drei Zentner schwerer Kristallluster durch Riss des Seiles in die Tiefe gestürzt und nur durch Zufall wurden  zahlreiche Menschen gerettet, die nahe daran waren vom Luster erschlagen zu werden. Der Statthalter hat infolge  dessen durch das technische  Departement der Statthalterei sogleich die nötigen Erhebungen pflegen lassen und es stellte sich heraus, dass die Luster Schnüre aus ¾ Zoll dicken rot übersponnenen, aber schlechten ungenügend  gedrehten Material bestanden, also  eine liederliche  Arbeit des betreffenden  Geschäftsmannes   waren. Die   Statthalterei hat   nunmehr die  Beistellung 

entsprechend starker, gut gearbeiteter Seile für die beiden Luster angeordnet. Für jeden derselben ist eine Seillänge von 20 Klaftern erforderlich und müssen die neuen  Seile nach der Aufmachung einer Belastungsprobe auf das doppelte Gewicht der Luster durch mindestens acht Tage unterzogen werden.“

Mit einen anderen unliebsamen Vorfall beschäftigte sich  die Deutsche Zeitung am 3. Juli 1874: „Die in der Theresianumgasse  Nr. 5 wohnhafte 24 jährige Haushälterin Leopoldine  Wittek, die sich unter den Andächtigen in der Elisabethkirche befand, sprang plötzlich von ihrem Sitze auf, näherte sich einem Seitenaltar, warf die auf demselben stehenden Leuchter und Blumentöpfe  herab, wollte von einer Marien-Statue den Kranz herunternehmen und ein Messingkreuz einstecken. Es kostete viel Mühe, die Irrsinnige von weiterer Zerstörung abzuhalten. Sie wurde auf das Beobachtungszimmer des allgemeinen Krankenhaus gebracht.“


Im Neuigkeits Weltblatt vom 5. Juli 1874 wurden die Baukosten der Elisabethkirche nochmals erörtert: „Laut der vom Baurat Trojan der Statthalterei vorgelegten Rechnung beziffern sich die auch vom Ministerium für Kultus und Unterricht genehmigten Kosten für den Bau der Elisabethkirche auf der Wieden für den Fundamentalbau auf 58.887 Gulden 32 Kreuzer, für den Oberbau auf 395.479 Gulden 87 Kreuzer, im Ganzen mit 453.867 Gulden  19 Kreuzer, wovon auf den n.ö .Religionsfonds 354.228 Gulden  73 Kreuzer, auf die Kommune Wien 99.688 Gulden 46 Kreuzer entfielen. Da von der Gemeinde Wien im Jahr 1869 der Betrag von 40.000 Gulden und im Jahr 1870 der Betrag von 20.000  Gulden bereits eingezahlt worden ist, so hat dieselbe nun noch den Betrag von 89.683 Gulden 46 Kreuzer zu erlegen, welche Summe laut Auftrags der Statthalterei „ungesäumt“ an die n.ö. Landeshauptkasse abzuführen wäre.“

All diese Begebenheiten und Ereignisse spielten sich  rund um den Bau der St. Elisabethkirche ab.

Quellen: Zeitungen der ÖNB
               Fotos: Archiv  GRAUPP
Weiterführend: Elisabethkirche Wien Geschichte WIKI
                         Pfarrkirche St. Elisabeth Wikipedia











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