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FRITZ KREISLER#

Violine
Fritz Kreisler 15. Jahre

Im Schloss Tabor im südlichen Burgenland wird das Publikum mit einem besonderen doch kaum gespielten Singspiel verwöhnt: „Sissy“. Endlich wieder ein seltenes Unterhaltungsstück aus vergangenen Zeiten. Auch in Zukunft sollten jene Operetten, die etwas stiefmütterlich behandelt, in Tabor aufgeführt werden, dem stimme ich vollkommen zu. Warum immer nur die berühmten Operetten. Wir haben eine große Auswahl von Komponisten mit herrlicher Musik. Es wird höchste Zeit sich diesen kaum gespielten Operetten zuzuwenden.

Über die Uraufführung von Sissy im Theater an der Wien, berichtet die Wiener Zeitung am 25. Dezember 1932:

„Sissy ein Singspiel von Hubert und Ernst Marischka. Musik von Fritz Kreisler „....Sissy merkt man vom ersten bis zum letzten letzten Takt, vom ersten bis zum letzten Wort an, dass sie von Leuten mit Geschmack, Niveau und Geistigkeit abstammt. Das Lustspiel „Sissy“ von Ernst Decsey und Gustav Holm mutmaßlich in Wien nie gespielt? - konnte eben in diesem Singspielbuch ohne viel Mühe und Veränderungen aufgehen. Hubert und Ernst Marischka, die gewiegten Bühnenpraktiker, der eine von ihnen als geschmackvoller Textdichter erprobt, können für sich den Erfolg und das Lob in Anspruch nehmen, das heitere musikalische Genre um ein ganz ausgezeichnetes, wertvolles Opus bereichert zu haben. Es soll ja niemand porträtiert werden, aber gesagt soll es sein, die größte Tat von „Sissy“ ist die Befreiung des Publikums aus den unentrinnbaren Fängen der Operettenkategorie, des Operettenringes. Hier ist das gewisse Operettenklischee, das ob seiner erbarmungswürdigen Gedanken-und Einfallsblässe ein geisterhaftes Dasein führt, überwunden. Und endlich auch Erlösung von ungarischen, slowakischen, zigeunerischen Jazzrhythmen. Endlich eine europäisch-wienerische Musik! Ich glaube, es wird ein Aufatmen durch die Reihen der Musikfreunde gehen und das Theater an der Wien kann von diesem Tag, wenn es klug ist, sich eines neuen Genres erfreuen...

….Es ist das hübscheste, sauberste Buch, das seit vielen Jahren auf der Bühne erschienen ist - einschließlich dem vom „Dreimäderlhaus“. Mag sein, dass der Unterton der historischen Tragik, die um die zwei hier noch so unendlich glücklichen Menschen, Franz Joseph und Elisabeth, mitwirkt. Menschliche Schicksale werden herzlich, bald mit Humor, bald mit tiefstem Ernst, erzählt...

...Es ist eine entzückende Musik. Die schönsten Kreisler Stücke haben auf der Bühne nun auch Verwendung gefunden: der „Caprice viennoise“, „Schön Rosmarin“, „Marche miniature viennoise“, „Liebeslied“ und „Liebesfreud“. Soll man vergleichen, so steht die Musik zwischen Johann Strauß und Franz Lehar. Geschmack, Geschmack und wieder Geschmack ist die goldene Ader dieses Werkes. Musikalisch ist Kreisler dem Singspielcharakter vielleicht am nächsten gekommen in einem neuen Stück, in der melodramatischen Szene zwischen Sissy und Franz Joseph, in der sie einander ihre Lebenswünsche bekennen, was allemal mit dem Abgesang endet: „Ja wer sagt denn das?“ „Ich denks mir halt“. In dieser Aufführung spielte Hans Jaray den Kaiser Franz Joseph und Paula Wessely die Elisabeth...(Fehlbesetzung)..

1890: Paganini war der Violin-Hexenmeister und Wahrheit und Dichtung wird noch in den fernsten Zeiten als eine der wunderbarsten Künstler-Erscheinungen, als den König aller Violinvirtuosen preisen; dessen Tonzauber bisher von keinem Sterblichen erreicht, geschweige denn übertroffen wurde.

Doch es gibt einen zweiten Paganini, ein Auserwählter von den himmlischen Musen geweihten Violin Zauberer, der es vermag, gleich Paganini, seine Hörer durch die Allgewalt und innige Gefühlstiefe seiner seltsamen Töne zu Tränen zu rühren und durch die sprudelnde Lust seiner fabelhaften Technik zu wonnetrunkenen Enthusiasmus und zu einem Beifall ohne Ende hinzureißen.

All das vermag ein erst 15 jährige jugendliche Wiener Violinvirtuose Fritz Kreisler der allen seinen Kunstgenuss gleich einem stolzen Königsaal mit kühnem Flügelschlag empor zu sonniger Höhe vorauseilte und der schon jetzt allein viel bewunderter Einziger und gewiss bald als ein zweiter Paganini das weite Gebiet der musikalischen Welt siegreich beherrschen dürfte.

Fritz Kreisler wurde als Sohn eines Arztes am 2. Februar 1875 in Wien geboren und zeigte schon im 4. Lebensjahr Anlagen und große Lust für Musik. Der erste Violinspieler des damaligen Ringtheaters, J. Auber, begann den erst fünfjährigen Knaben im Violinspiel zu unterrichten und im September des Jahres 1882 wurde der erst 7 ½ Jahre alte Knabe auf Grund der gut bestandenen Aufnahmsprüfung in die erste Ausbildungsklasse des Wiener Konservatoriums, Schule Hellmesberger aufgenommen, welche Anstalt er nach 3jähriger Studienzeit i Jahr 1885 mit dem einstimmig erhaltenen ersten Preise verließ.

Mit 10 Jahren kam er ins Pariser Konservatorium, wo der weltberühmte greise Violin Professor Lambert Massart sich seiner besonders warm annahm und ihn sowohl am Konservatorium als auch privat in der uneigennützigsten Weise im Violinspiel unterrichtete, so dass er bereits nach 2 Jahren, 1887 unter 42 Konkurrenten den sogenannten grand premier prix gewann. Im November desselben Jahres spielte er als 12jähriger zum ersten Mal öffentlich in Wien und erwarb sich laut nachfolgender Kritiken die Gunst und den Beifall der Wiener Presse und des Publikums. Im Dezember desselben Jahres debütierte er mit dem Mendelssohn Violin Konzert in einem philharmonischen Konzert in Budapest und errang laut nachfolgender Rezensionen einen stürmischen Erfolg, Ebenso in Graz und Klagenfurt.

Im Oktober 1888 wurde er in Gesellschaft des bekannten Pianisten Moriz Rosenthal vom Direktor des New Yorker Metropolitan Opernhaus für eine Reihe von Konzerten durch die Vereinigten Staaten engagiert.. Den Kritiken zufolge hatte er in New York, Chicago und Cincinnaty fand auch dort sein Spiel überall frenetischen Beifall.

Anschließend kam er wieder nach Paris, setzte dort ein Jahr hindurch seine Violinstudien bei Massart fort und stellte sich im Winter dieses Jahres wieder dem Wiener Publikum vor, zuerst im Bulss Liederabend, dann am 18. März im kleinen Musikvereinssaal in seinem eigenen Konzert, dessen glänzende Erfolge ebenfalls die nachstehenden Kritiken zur genüge dokumentieren. Außer mit seiner über alles geliebten Violine befasst sich der junge Künstler eifrigst mit dem Studium Komposition und Instrumentation, auf welchem Gebiet er in Folge hoher Begabung bald auch Großes leisten dürfte, sowie auch mit Naturwissenschaften und Sprachen.

Kritiken aus dem Jahr 1887:

Es. Hanslick: „Den Beginn der Saison machte das Konzert des zwölfjährigen Violinspielers Fritz Kreisler. Er bewies durch seine überraschenden Leistungen, dass er den ihm zuerkannten ersten Preis des Pariser Konservatorium redlich verdient hat und dürfte in wenigen Jahren zu den ersten seines Faches gehören.“

Alle in- und ausländischen Zeitungen brachten hervorragende Kritiken.

1912: Die hohen Anforderungen, die die moderne Musik an Geist und Nerven stellt, lassen die alten Meister mit ihrer zumeist harmlosen, vergnüglichen Kunst wieder zu Ehren kommen Eine ganze Reihe altehrwürdiger Komponisten mit Perücke und Zopf kam in den letzten Jahren in unseren Konzertsaal gezogen, in dem ihrer bisher höchstens bei Liederabenden einzelner Bel canto Größen allenthalben war gedacht worden.

Im 17. und 18. Jahrhundert waren neben größeren Sonaten eine Menge reizender kleiner Sachen geschrieben, die im Rahmen sinfonischer Aufführungen, wurden Meister zu neuen Leben erweckt, die ganz hervorragende Bedeutung zur Entwicklung der musikalischen Kunst beitrugen.

Als eine herrliche Fortsetzung des stimmungsvollen Abends konnte man das Konzert des nun in beiden Welten ruhmvoll anerkannten Wiener Geigers Fritz Kreisler empfinden. Auch er beschwor die vornehmen musikalischen Geister der vorklassischen Zeit und er zeigte sich und ihnen einen glanzvollen Sieg. Mit der großartig in Ton und Ausdruck gespielten D-dur Sonate von Händel hatte Kreisler gleich zu Beginn seine Hörer in die Fesseln seiner bestrickenden Kunst verwoben. Es war eine geschickt gut aufgebaute Vortragsordnung enthielt Werke von Bugnani, Bach, Martini, und des Wiener Ditters von Dittersdorf und von Geigenmeister Tartini halsbrecherische Variationen. Das 19. Jahrhundert tönte nur zwei Altwiener Tanzweisen, einem schmachtenden „Liebesleid“ und einer hoch aufjauchzenden „Liebesfreud“ Walzer im Stil Lanners. Und wie Fritz Kreisler all die großen und die kleinen Sachen spielte? Ein ungemein Leben volles, großzügigen Spieles, damit steht er auf der Höhe eines ausgereiften Künstlertums, ein „Heros im Ton“. Ein Ton Herkules der den monumentalen Vortrag der Fuge von Händel und Präludiums von Paganini noch nie so geklungen und zu hören war wie diesmal in diesem Kammermusiksaal.

Es war begreiflich, dass Fritz Kreisler, den Oskar Dienzl auf einem prächtig klingenden Bösendorfer sehr gewandt begleitete, zu aufrichtiger Begeisterung hinriss und um Zugaben aufgefordert wurde.

Man kann alle jungen europäischen Geigengrößen fragen, die in Amerika waren - jeder nennt Kreisler einen Meister unter ihnen. Freilich kann man Fritz Kreisler den amerikanischen Geigen-Reformator nennen. Er ist der Vater des modernen Geigertums, er hat in Amerika den mätzchenhaschenden, auf Bluff ausgehenden Virtuosen den Krieg angesagt und Musiker der Geige herangezogen, er brachte die künstlerische Intelligenz des Geigers zu Ehren und schuf den Geigentyp, der allein in Amerika Triumphe feiert. In diesem Sinn wurde Fritz Kreisler ein Meister des Musizierens auf der Geige. Schon bei Händel horchte man auf; wie plastisch klar traten die edlen, ernsten Linien hervor, welche edle Kraft des Tones, welche vornehme Zurückhaltung im Vortrag, welch echter, lebensvoller Händel! Bach krönte ihn dann nicht nur durch unbedingtes Beherrschen der Technik und nie versagenden Tonklarheit, sondern ganz besonders durch die musterhaft ausgearbeitete Kontrapunktik bei der Kreisler die einzelnen Linien mit verschiedenen Färbungen gegenüber stellt und so das Kunstwerk zerlegt.

1913: Berlin: Welche Dämonie kann von dieses Mannes Fidelbogen ausgehen! Wenn Kreisler in der richtigen Stimmung, ist er zwei Stunden lang inspiriert, dann lernt man in ihm den unwiderstehlichen Rattenfänger kennen, dann geigt er so ziemlich alle seine Kollegen heim.

Im Blüthnersaal, es war schon nach 10 Uhr, aber das Publikum war noch immer nicht zufrieden, es raste, bis Kreisler sich endlich erweichen ließ und dem langen Programm noch eine Extranummer anfügte. Er wurde dann noch immer wieder hervorgejubelt. bis dann die Lichter im Saal zur Hälfte ausdrehte. Das Publikum wollte trotzdem nicht aufbrechen. Man schloss bereits das Begleitungsklavier und schob es zur Seite. Erneut brauste der Beifallssturm auf, nun war es im Saal ganz dunkel geworden.

Endlich kam Kreisler mit seiner Geige nochmals heraus, das Klavier wurde in Position gerückt. Wie Kreisler es danach fertig gebracht hat, sich umzuziehen, reisefertig zu machen und den Bremer Zug um elf Uhr zu erwischen

1920: Fritz Kreisler der berühmte Geiger ist aus Amerika zu kurzem Besuch nach seiner deutschen Heimat herübergekommen und hat sich einem Interviewer der „Vossischen Zeitung“ gegenüber über die Jahre der Leiden ausgesprochen. Dabei fielen interessante Streiflichter auf die „Gesinnungstüchtigkeit“ des deutschen Künstlertums. Oskar Th. Schweriner, der Vertreter des genannten Berliner Blattes, schreibt u.a. „Kreisler spricht nicht gern über die Jahre, die er während des Krieges in Amerika verbracht hat. Es ist da gar vieles geschehen, was ihm weh getan hat; und es waren selten die Amerikaner, die ihm weh taten. Im Gegenteil man verstand sich, und achtete sich folglich gegenseitig“. Dieses „man verstand sich“ Kreislers muss richtig aufgefasst werden. Es bedeutet ein ganzes Programm von Opfer und Entsagung seinerseits und von Hochachtung seitens der anderen. Ich sagte schon, er spricht nicht gern darüber - wie er sich nach dem Ausbruch des Krieges aus der Öffentlichkeit zurückzog; wie er seine Geige beiseite legte, wie er jahrelang von erspartem Geld lebte und seine Frau, es in dieser Zeit noch fertig brachte Tausende von Wiener Kinder nach der Schweiz zu senden. Anstatt der üblichen großen Einnahmen – die doch noch immer, nach berühmten Muster, so leicht zu erringen gewesen wären – nur immer größer werdende Ausgaben. Und trotzdem - Liebesgaben nach Österreich, nach Deutschland; für Kinder, für die Künstler. Bis eines Tages der Steuereinnehmer kommt, und Fritz Kreisler die Abgaben, die Onkel Sam von ihm fordert, nicht leisten kann. Und die Geige wieder hervorgeholt wird, aber diesmal nicht zum Spielen sondern zum – Verkaufen. Wer Fritz Kreisler kennt, mag sich vorstellen, wie dieser Mann seine Geige - seine Geige! Verkauft. Von allem, was er mir erzählt, haben diese paar Worte – er huschte ganz schnell darüber hinweg – den tiefsten Eindruck auf mich gemacht.

1921: Das Wiederauftreten Fritz Kreislers in London gestaltete sich zu einem sensationellen künstlerischen Ereignis und zu einem ungeheuren Triumph für den österreichischen Meistergeiger, der bekanntlich während des Krieges in New York lebte, dort nach dem Krieg das große Liebeswerk für die notleidenden Künstler Europas organisierte. Über das Londoner Konzert brachten die englischen Zeitungen spaltenlange Berichte, denen wir folgendes entnehmen: „Was sich gestern“, schreiben die Times „bei Kreislers Erscheinen in der Queens Hall ereignete, war eine Überraschung für viele und den großen Geiger selbst. Ein voll gedrängtes Haus bereitete ihm einen ungewöhnlich enthusiastischen Empfang, wie er bisher nur wenigen Künstlern beschieden war“. „Daily Mail“ schreibt: „Fritz Kreisler ist der erste unmaskierte ehemals feindliche Musiker, der in London öffentlich auftrat. Die enthusiastische Aufnahme von Seiten des englischen Publikums ist ohne Zweifel ein besonderer Fall. Aber diese Aufnahme ist kein Zeichen dafür, dass unsere Tore sich den vielen deutschen Musikern öffnen werden, die sich Autorität in der Musik anmaßen, weil sie in demselben Lande geboren sind und wohnen, wo Bach und Beethoven gelebt haben. Der triumphale Empfang Fritz Kreislers galt nur ihm speziell als großem Geiger und Menschen.“

Dagegen lässt sich „Daily Graphic“ vernehmen: „Der große österreichische Geiger Kreisler erschien gestern in der Queens Hall und wurde vom Publikum mit stürmischen Jubel empfangen. Dieser Empfang mag allen denen zur Lehre dienen, die glauben, dass der Hass zwischen England und seinen ehemaligen Feinden nicht so leicht aufhören werde. Der „Feind“ ist wieder da, weil er spielen kann, wie kein zweiter in England, ein Meister der Geige, ein wahrer König der Musik.“

1924: Der berühmte Geigenkünstler Fritz Kreisler hat gestern 15. Dezember, im großen Konzerthaussaal im Beisein des Bundespräsidenten und einer großen Künstlergemeinde ein Konzert gegeben, das seinen Verehrern Gelegenheit bieten sollte, seinen bevorstehenden 50. Geburtstag zu feiern. Bei dem Konzert ist es zu einem Zwischenfall gekommen, der derzeit die Polizei beschäftigt.

Fritz Kreisler weilte bereits im Konzerthaus und rüstete sich zum Auftreten, als um ½ 8 Uhr abends ein bisher unbekannter Dienstmann in das Konzerthaus kam und einem Billetteur ein geschlossenes Schreiben übergab, dessen Kuvert die Aufschrift „An Frau Harriet Kreisler“ trug.

Nun weilt Frau Kreisler in New York und das Schreiben wurde in das Künstlerzimmer geleitet, wo es die Schwester des Künstlers übernahm.

Obwohl das Schreiben den Vermerk trug „Nach dem Konzert diskret zu öffnen“, hat das Fräulein Kreisler doch gleich geöffnet.

Kreisler selbst erfuhr von dem Eintreffen des Briefes sowohl vor seinem Auftreten als auch während des Abends nichts. Der Brief, der in den Schriftzügen und in seinem Stil auf die Mache einer Person aus dem Intelligenzkreisen schließen lässt, beginnt mit der Anschrift; „Verehrte gnädige Frau!“ und besagt ungefähr folgendes: Drei abgebaute Beamte, die in das Unglück geraten sind, für Frau und Kinder zu sorgen haben und sich in größter Notlage befinden, appellieren an das Herz der Dame, die sehr reich und vermögend sei,

Sie fordern, das ein Betrag von 50 Millionen österr. Kronen, 600 Dollar bei dem Portier den Hotels Imperial längstens bis Mittwoch um 2 Uhr nachmittags in einem Kuvert unter der Aufschrift „Herrn Fritz Kreisler“ hinterlegt werde; um ½ 3 Uhr nachmittags würde die Summe von einem Dienstmann abgeholt werden.

Es sei zwecklos, die Polizei zu verständigen, denn der Dienstmann wird wohl beobachtet werden und jede Verfolgung der Briefschreiber wäre illusorisch. Die Dame möge das Schreiben nicht als einen gewöhnlichen Erpresserbrief betrachten, aber es könnte doch ein Unglück geschehen, es könnte ein Schuss fallen und Kreisler könnte über Nacht in das Unglück gestürzt werden.. Der Schuss könnte den so viel Kunst spendenden Arm zerschmettern.

Die Schwester Kreislers geriet durch den Brief in große Aufregung und verständigte den im Konzerthaussaal weilenden Polizeirat Dr. Schattl, der sofort die Amtshandlung einleitete.

Es wird angenommen, dass es sich um ein Konkurrenzmanöver handeln könne, das vielleicht den Zweck verfolgte, Kreisler durch den Inhalt des Briefes zu beunruhigen und bei seinem Spiel nachteilig zu beeinflussen.

Ein weiterer Zwischenfall ergab sich um 8 Uhr abends, indem das Konzerthaus von unbekannter Seite telefonisch angerufen worden war. Der Buchhalter, der beim Telefon stand, hörte nur eine Stimme sich vorstellen, die einen Namen wie Dr. Rammel nannte und die Mitteilung machte, dass soeben ein Patient in seiner Heilanstalt erschienen sei und ihm das Geständnis gemacht habe, dass er den Erpresserbrief an Fritz Kreisler geschickt hat.

Ehe man sich noch mit dem Mann am Telefon verständigen konnte, brach das Gespräch plötzlich ab und es ergab sich keine Möglichkeit, festzustellen, ob wirklich ein Arzt telefoniert hat oder ob eine Mystifikation vorliegt.

Die polizeilichen Untersuchung wird fortgesetzt. Da Fritz Kreisler heute um 4 Uhr seine Tournee nach Berlin fortsetzt, erübrigt sich die Sorge, dass es dem Schreiber des Briefes mit der Drohung ernst gewesen.

1950: Fritz Kreisler feiert in New York seinen 75. Geburtstag. Aus den berühmt gewordenen Virtuosenstücken entstand das erfolgreiche und beliebte Singspiel „Sissy“.

Über den weltbekannten Künstler kommt aber noch der edle Mensch Kreisler zu stehen, dessen soziale Hilfsbereitschaft sein Leben wie ein roter Faden durchzieht.. Bezeichnend für den Menschen Kreisler war sein Verhalten nach 1938: Solange es der hochherzige Stifter des Stipendiums vermochte, den Betrag für einen würdigen Schüler der Musikakademie über hemmende Grenzen hinweg dem seit 1938 besetzten Wien zuzuwenden geschah dies.

Im Namen der Heimat gratulierte Minister Dr. Hurdes dem Meister des Geigenspieles, die Mozartgemeinde Wien ernannte in ihrer Hauptversmmlung Fritz Kreisler zu zu ihrem Ehrenmitglied.

QUELLEN: Signale 1920 H 28, S 8, 1913 H 41, S 18, Österr. Musik Theater Zeitung 1890, H 14; S 1, Bild Grazer Volksblatt 12 Februar 1912, S 1, Neuigkeits Weltblatt 17. Dezember 1924, S 3, Grazer Mittagszeitung, 1. Juni 1921, S 3, Wiener Zeitung 25. Dezember 1932, S 6, Grazer Tagblatt 12. Februar 1912, S 3. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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