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HELDINNEN IM WELTKRIEG#

Wien
Elisabeth Lorenz, Wr. Bilder

Immer wieder wird über tapfere Männer und ihren Heldentaten in all ihren Lebenslagen berichtet. Dass es aber auch unter dem schwachen Geschlecht Heldinnen gibt, ist eigentlich unbekannt, doch es gibt sie.

1915: In den ersten Augusttagen griffen die Serben das Militärlager Uvac am Uvac Fluss an. Sie waren dem kaum einen Kilometer vom Lager entfernten Friedhofsberg nahe gekommen, als sie das Feuer eröffneten.

Da war es die Kunststickerin Elise Kuhn, welche, ohne auf die Geschosse, die rund um sie einschlugen zu achten, mit dem Jäger Grünbaum die Waffen und die Munition aus den Magazinen rettete, auf Streifwagen lud und diese trotz des Feuers zur weit entfernten Bahnstation brachte. Ihr war in erster Linie zu danken, dass dem Feind nichts Wertvolles in die Hände fiel.

Sie wurde jetzt vom Kaiser Franz Joseph durch Verleihung des silbernen Verdienstkreuzes mit der Krone ausgezeichnet.

Eine zweite Heldin, die gleichfalls im Feuer mitkämpft, ist die Kroatin Stefa Falice, welche mit ihrem Gatten eingerückt war und die Erlaubnis erhielt, da sie sich von ihm nicht trennen wollte, in der Truppe zu bleiben. Sie wurde an der Seite ihres Gatten von den Serben gefangen genommen, aber ihrer weibliche Schläue gelang es den Feinden zu entkommen und zu den Österreichern wohlbehalten zurückzukehren. Hier wurde sie zum Korporal befördert und verblieb weiter an der Seite der Tapferen. Dieser Fall ereignet sich kaum in anderen Ländern. Frau Falice wurde denn auch bei einer kurzen Anwesenheit in Agram viel bewundert. Hoffentlich gelingt es auch ihrem Gatten den Feinden bald zu entkommen.

Noch eine dritte Heldin gibt es, über die man berichten muss, denn auch sie weilt an der Seite ihres Gemahls. Es ist Frau Elisabeth Lorenz, die Gattin des Dr. Lorenz, eines Sohnes des berühmten Universitätsprofessors und Orthopäden gleichen Namens.

Frau Elisabeth folgte dem Gatten als Assistentin, nachdem ihr durch Fürsprache der Erzherzogin Blanka die Erlaubnis erwirkte, ihn auf den Kriegsschauplatz zu begleiten. Sie musste mit dem Auto bis in die Feuerlinie vordringen, um die zahlreichen Verwundeten zu holen. Bald hatte sie sich an das Einschlagen der Schrapnells gewöhnt, denn ihre Sorge galt vielmehr all den Verwundeten die unter diesen Umständen geborgen werden mussten. Im rasenden Tempo, oft unter den Schüssen der Russen, ging es zurück in die Feldlazarette. Diese gefahrvolle Arbeit währte oft Tag und Nacht.

Dr. Lorenz ist in seiner aufreibenden Tätigkeit als Chirurg schwer erkrankt und musste in das Hinterland zurück; die treue Gattin blieb an seiner Seite um ihn zu pflegen. Der Kaiser verlieh dem Dr. Lorenz das Ritterkreuz des Franz Joseph Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes und der tapferen Frau das goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeits Medaille.

Eine ganz andere ungewöhnliche Tapferkeit hat die polnische Legionärin Stanislawa Ordynska an den Tag gelegt, darüber die „Neue Freie Presse“ ihre Leser unterrichtete: „Als Soldat verkleidet, steigt sie beim Ausbruch des Krieges mit anderen gleichgesinnten Kameradinnen zu Pferde. Eine zweite Verkleidung, das Kostüm einer russischen Bäuerin, wird in die Satteltasche gestopft und alsbald benützt. So schleicht sie sich in einer doppelten Vermummung durch die feindlichen Stellungen, und was bringt sie von dort zurück? Man würde, nach den Gesetzen der Romantik, irgendein kostbares Beutestück oder zumindest einen erschlagenen Russen erwarten. Aber nein? Was sie zurückbringt und was viel wertvoller als eine Kompanie russischer Gefangener, ist eine Aufnahme der gegnerischen Aufstellung samt dem zugehörigen Terrain, ein sogenanntes Kroquis. Um ein solches zustande zu bringen, bedarf es einer durchaus nicht romanesken Fähigkeit: Man muss Distanzen richtig schätzen können, man muss zeichnen können, man muss, was gar nichts Besonderes ist und wozu doch unter zehn Menschen kaum einer imstande ist: richtig sehen und das Gesehene wiedergeben können. Und dieses junge, modern geschulte Mädchen, diese Penthefilea mit den Augen eines Geometers, kann es. Sie kommt zurück, erstattet ihren Bericht, gibt das Kroquis ab, es ist richtig, erweist sich als nützlich und sie wird Gefreiter. Der moderne Dienst ist streng, die militärische Stufenleiter schwer zu erklimmen, und die Zeiten, wo man wie Prinz Eugen mit 25 Jahren Feldmarschall Leutnant werden konnte, war einmal. Übrigens machte die Ordynska nichtsdestoweniger eine ausgezeichnete militärische Karriere. Für einen gelungenen Handstreich, der dem österreichischen Kommando Einblick in die Notizbücher einiger russischer Offiziere verschafft, wird sie Korporal, für die Gefangennahme dreier Russen gar Zugsführer, alles in wenigen Wochen. Und nun ist sie Feldwebel, der erste weibliche Feldwebel der österreichisch-ungarischen Armee.

In der ungarischen Stadt Raab haben sich 120 Mädchen zum Kriegsdienst im Feld gemeldet. Sie wünschen als Feldköche Verwendung zu finden, dadurch werden wieder eine Anzahl Männer frei, um an der Front zu kämpfen.

QUELLE: Wiener Hausfrau, 3. Jänner 1915, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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