Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

MARIA RENARD#

Sängerin
Maria Renard

Der Premiere von Strauß „Ritter Pasman“ im Jänner 1892 in der Hofoper wohnte ein distinguiertes Publikum an, darunter die Kronprinzessin Witwe Erzherzogin Stephanie, die Erzherzöge Wilhelm, Ludwig, Viktor, Ludwig Salvator. Erzherzogin Elisabeth und all jene die sich für Kunst interessieren.

Die Oper fand eine günstige Aufnahme Mit großer Spannung folgte das Publikum schon dem Verlauf des ersten Aktes der die Exposition enthielt. Das erste Walzerduett zwischen Renard als Eva, und Artner interessierte lebhaft und wurde als echter Strauß sofort erkannt. Dann kam das schöne Lied des Königs „Ferne von Neapels goldener Zone“ von Schrödter sehr warm gesungen, das lebhaften Applaus weckte. Von aller größter Wirkung war Renards Lied „Ich bin schön“. Fräulein Renard vereinigte in dem Vortrag desselben alle Poesie und alle Anmut die ihr eigen waren. Die Zuhörer unterbrachen die Szene mit Minuten langem Beifall und derselbe wiederholte sich bei dem Duett Renard Schrödter. Díe nächste größere Nummer, von Reichenberg gesungen, Pasmans ungarisches Trinklied im Czárdás Rhythmus, gefiel außerordentlich. Der erste Akt schloss in begeisterter Stimmung, die Darsteller wurden elf Mal hervor gerufen. Der zweite Akt ruht ganz auf Fräulein Renard, welche einen großartigen Triumph feierte. Der Walzer „Goldene Früchte am Lebensbaum“ war von hinreißender Wirkung. Eine tiefe Bewegung erfasste das Publikum, welche im langen Applaus überging. Jahn, der keine Wiederholung zulassen wollte, unterbrach den Beifall durch die Fortführung der Musik, aber der Beifallsturm übertönte die Klänge des Orchesters. Dieser Walzer wird die populärste Nummer werden. Stürmischen Beifall fand Fräulein Renard auch in der Kuss Szene. Reichenbergs Lied „Pasman alter Esel Du!“ gefiel sehr. Nach dem zweiten Akt wollte der Beifall kein Ende nehmen, bis endlich Strauß von Fräulein Renard geführt, selbst erschien. Das Publikum erhob sich von den Sitzen, applaudierte unermüdlich und rief fortwährend nach Strauß und Renard. So erschienen der Komponist und die Künstler zehnmal vor der Rampe. Der zweite Akt entschied den großen Erfolg des Werkes.

Im dritten Akt rief die Ballettmusik allgemeines Entzücken hervor, besonders ein Wiener Walzer, Am Schluss erneuerten sich die Ovationen der Zuhörer. Welche abermals Strauß, dann Fräulein Renard, Reichenberg. Schrödter, Forstner und Artner unzählige Male vor die Rampe riefen. Hofrat Doszi war nicht erschienen.

Ein Liebling der Wiener, der sich in wenigen Jahren in die Herzen unseres Publikums gesungen, Maria Renard, ist in den jüngsten Tagen durch die Ernennung zu einer k. u. k. Kammersängerin (1896) ausgezeichnet worden. Was Renard für die Wiener Hofbühne, ja für die moderne Oper überhaupt, bedeutet, ist zu bekannt, um nochmals gesagt zu werden. Ihre Leistungen auf dem Gebiet des dramatischen Gesanges und des schalkhaften Humors der Opern Soubrette sprechen für sie, und wie selten eine Sängerin hat sie es verstanden, sich eine ehrlich verdiente Popularität zu erringen. Wer kennt nicht ihre Carmen, Rose Friquet, Nandl, Manon, Lotte, Navarraise, Frau Dot, Azucena, ihren Cherubin und den reizenden Hänsel, in denen sie sich ein- über das andere Mal übertraf. Maria Renard ist am 8. Jänner 1864 in Graz geboren und hat ihre künstlerischen Anfänge dort in privaten Kreisen gemacht; danach kam sie nach Prag wo sie in Oper und Operette wirkte; von dort ging sie nach Berlin, wo sie Direktor Jahn „entdeckte“ und an die Hofoper nach Wien brachte. Interessant ist die Geschichte ihres Wiener Engagements, die Fräulein Renard gelegentlich einmal selbst in humorvoller Weise geschildert: „Eines Morgens tritt mein Theateragent ein und sagt, dass ein Direktor Jahn aus Wien hier wäre.“ Renard zuckte zusammen. „Ist bei mir und bittet um eine kleine Probe.“ Ich lehnte ab ich kann nicht Probe singen, ich bin am Morgen nicht bei Stimme, außerdem wollte ich Berlin nicht verlassen. Der Agent kam in einer halben Stunde wieder, Jahn müsse sie höre. Sie wollte nicht unhöflich sein und kam zu Jahn um ihm zu erklären, dass sie nicht Probe singen könne. Doch Jahn bestand darauf. Renard begann die Zerline zu singen und brach mitten in der Arie ab und sagte wieder, dass sie nicht singen könne. Jahn darauf, er habe genug gehört, und er wird bald von sich hören lassen und ging.

Walzerkönig
Johann Strauß

Damit war die folgenschwere Unterredung aus. Im August 1887 gastierte sie in Wien an der Hofoper, mit schweren Herzen, denn sie hatte den Vertrag mit Berlin noch nicht gelöst. Nach der Probe wurde sie zum Direktor gerufen. Jahns Gesicht war sehr ernst und lud sie zum Sitzen ein. Auf seinem Schreibtisch lag ein großer Bogen. „Fräulein Renard“ begann er „wieviel wollen Sie haben?“

Renard erschrak, denn auf diese Frage war sie nicht vorbereitet gewesen. „Nichts, Herr Direktor“ erwiderte sie „ich bleibe in Berlin, es wäre undankbar von mir die Hofoper in Berlin im Stich zu lassen.“ „Nichts da, Sie bleiben in Wien, Ich lasse Sie nicht mehr fort“ die Sprache war sehr energisch. „Mein Kontrakt in Berlin?“ „Geht mich nichts an. Unterschreiben Sie, oder nicht! Sie bleiben hier, und wenn ich Sie mit Gewalt festhalten müsste, um den Vertrag kümmere ich mich.“

Renard bat um Bedenkzeit und kam dann um den Vertrag zu unterzeichnen. Sie wagte sich kaum nach Berlin Intendant Graf Hochberg war von Renards Fahnenflucht bereits informiert und empfing sie mit einem schrecklichen Donnerwetter, Renard schwieg zerknirscht und Hochberg wollte sie nicht gehenlassen. Nun wollte sie den Kontrakt mit Wien lösen. Ich erhielt keine Antwort nur der Vertreter Jahn meldete sich und wiederholte das Gesagte Jahns: „ Wenn Fräulein Renard aber auch nur ein Wort verliert, so lasse ich sie die drei Jahre Engagement in Wien sitzen ohne sie einen Ton singen zu lassen:“ Renard hatte genug. So kam sie nach Wien.

Am 29. Jänner1900 widmet ihr die Wiener Zeitung ein Feuilleton: „Eine Siegerin, welche nie im Leben eine Rolle verloren gab, lässt Marie Renard an drei Abenden Tausende zum Abschiedsgruß vorüber defilieren. Beim Singen und Klingen ein Parademarsch der Liebe... Jeder bemüht sich, die Lust ihres erquickenden Lachens noch einmal zu haschen; jeder möchte von ihrem belebenden Feuerblick noch einmal getroffen werden, noch einmal mitfühlen ihr Schwärmen, Schmachten, Sehnen, Glühen. Jeder möchte mit Zuruf noch einmal bekräftigen, dass sie die Primadonna der Hofoper war – keine von jenen, welch ein geputztes Publikum mit Trillerketten behängen, keine von den „Dramatischen“, welche furchtbar die Tragik der „großen Oper“ abschreiten und keine von denen, die durch Gnade der Notizen leben und um so berühmter zu werden pflegen je weiter sie sich von uns entfernen. Seitdem die Wiener das Steirer Kind, das nach Berlin verschlagen worden war, wieder für Österreich reklamierten, wurden die theoretischen Begriffe von dem Wesen und der Bedeutung der Primadonna auf der deutschen Opernbühne völlig umgewertet; man erlaubt sich, die „Diva“ aus einem Augenaufschlag, aus einem Herz gewinnen Ton, aus einer rührenden Äußerung der Naivität, des Schmerzes, der Freude zu erkennen; es war der Renard vergönnt mit den einfachsten, natürlichen Mitteln due Geschäfte der Diva zu besorgen, also durch die bloße Ankündigung ihres Namens ein volles Haus unfehlbar zu verbürgen, schwache Stücke allein zu halten, starke zu zieren die ältesten Werke neu zu beleben, neuen Werken den ersten Schritt ins Leben zu erleichtern. Sie zauberte vergessene Opern ins Repertoire und sorgte, dass alte Opern nicht vergessen werden. Wohin sie ihr Talent auch dirigieren mochte, da war ein Sprießen und Blühen, und Werke kamen, wie die Empfindsamkeiten Massenets, welche einzig in dem Kreise, den die Kunst der Renard umschrieb, gedeihen konnten.

Kinsky
Maria Renard

Bevor jedes mal die Begabung der Renard ins Treffen gelangte, wirkte sie selbst schon als Gabe der Natur – durch ihre Persönlichkeit. Ihr Erscheinen belebte schon die Szene, ein Labsal der Jungen, ein Jungbrunnen der älteren Habitues. Wenn ihr Antlitz, einst voll rund, mit den Dunkelaugen, welche zum, Blitzen und Schmachten gleich tauglich sind, nur sichtbar wurde, da schien die Bühne sich zu erhellen, es zog wie ein frischer Lebehauch über all den Theaterflitter, die Pappblumen blühten unter ihren Blicken, die gemalten Zweige schienen sich über ihr Rundköpfchen zu neigen, Bewegung und künstlerische Rührigkeit teilte sich allen Mitspielenden mit. Sie beherrschte die Bühne, nicht indem sie rings um sich niederschlug, sondern weil sie die Umgebung belebte und zu sich hob. Sie konnte lange auf die Hilfe theatralischer Kulissen Triebkräfte verzichten; ihre Natur treibt, quillt, sprudelt, und jeder Ausbruch der Heiterkeit und des Schmerzes gewann, mitreißend, den Wahrheitsschein einer wirklichen inneren Erregung. Ihre Kunst, ihr Können war ja halb Natur und darum von Natur so leicht zu durchbrechen. Ihre Stimme war auch nur ein „Mezzo“ wie ihr Näschen ein „Mezzo“ war stumpf genug für den Ausdruck unerfahren. Ins Blaue starrender Naivität, und nicht zu stumpf, wenn es galt, ihrem Antlitz Sentimentalität oder gar einen Anflug von Tragik zu geben.

Die Renard hat Bühnen Instinkt, der im Grunde einer sentimentalen Natur wurzelnd, stärker ist als ihre Bühnenkunst. Die Schule hat sie nur gebildet, nicht gemacht. Ihr Instinkt wies ihr immer den rechten Weg in der Beschränkung auf rein ästhetische Linien und in der Selbstbeschränkung; denn ihre Vielseitigkeit war eben auf dem sentimentalen Grunde nur eine scheinbare. Wohl durfte sie heute von der heimlich glühenden, knabenhaften Sinnlichkeit des Pagen Cherubin sich beherrscht zeigen, das nächste Mal die nasskalten Sittenregeln der Fricka gegenüber Wotan zur Herrschaft bringen; wohl ließ sie als Nandl, dialektgewandt, das unverfälschte Kind der Berge sehen, wohl huldigte sie als Rose Friquet einen gesunden Realismus, der alle Körperteile ausnützte, um das ländliche Bild abzurunden. Bald vertauschte sie die Befriedigung eines klassischen Hungers im „Glöckchen des Eremiten“ und mehr als normal spurige Holzschuhtritte mit den sanften Gefühlsmischungen der Mignon oder mit den einfachen Bürgertugenden der Marie im „Waffenschmied“, dann zog sie sich wieder mit Glück in die Flammen der Carmen Leiden; sie wuchs als Manon und Lotte zur Alleinherrscherin in Massenet Rollenkreisen, deren teils verschleierten, teils fein zugespitzte Empfindungen sie wundervoll zum Ausdruck brachte; und noch höher wuchs sie , zu den hochgespannt, überspannt dramatischen Forderungen des „Mädchens von Navarra“, zu dem Darstellungstriumph in „Eugen Onegin“ und zur eigenartigen „Djamilch“, mit der ihr Wesen sich ganz nach Osten kehren musste. Aber der Grundzug ihrer Sentimentalität konnte von der ursprünglichen Soubrette, von der späteren Naiven und endlich von der Darstellerin eigentlich dramatischer Partien nicht verlängert werden, er strich kühlend auch durch die Gluten der Carmen“

Illustriertes Wiener Extrablatt am 30. Jänner 1900 schreibt: „Unter Demonstrationen von beispielloser Großartigkeit, wie sie noch niemals für eine scheidende Künstlerin arrangiert worden, hat Fräulein Renard gestern als Carmen von der Wiener Hofoper Abschied genommen. In derselben Partie, in der sie vor zwölf Jahren debütiert hatte, erschien sie zum letzten Mal vor dem Publikum, das sich von ihrem Anblick nicht trennen zu wollen schien und sie über hundert Mal vor die Rampe rief Die fabelhaften .Ovationen mit welchen die Künstlerin überhäuft wurde, sind der sicherste Maßstab für die schier schrankenlose Beliebtheit, deren sie sich in Wien erfreute. Sie dankt sie zum größten Teil ihrem Talent, zum nicht geringsten aber zur Förderung desselben durch den früheren Direktor. Die Bedeutung welche Fräulein Renard in der Hofoper erlangt hat, ist ein glänzendes Zeugnis für die die direktoriale Erziehungsweisheit Wilhelm Jahns. Renard kam nach Wien, „eine Altistin ohne Tiefe und eine Soubrette ohne Höhe“ wie wir damals schrieben....“

Neue Freie Presse am 30. Jänner 1900, konnte man folgendes lesen: Ist es wahr? Ist es möglich? Die Renard scheidet für immer von der Oper? In der Vollkraft ihres Talents, ihrer Schönheit? Man strengt seine Augen an, um durch den Schleier dieses Geheimnisses- zu durchdringen. Ja, täuscht das Licht des Monds mich nicht, so schmückt ein Grafenkrönlein ihren Hut! Die einzig verständliche Erklärung dieses verfrühten Abschieds von der Bühne. Die Dustmann und die Materna. Gustav Walter und Georg Müller – sie haben erst nach mehr als zwanzigjähriger angestrengter Tätigkeit die Bühne verlassen und doch wie schwer trennten wir uns von ihnen! „Sie hätten noch prächtig weitersingen können“, flüsterten Tränen verschluckend die applaudierenden Zuschauer einander zu. Und erst die Renard die schon nach zwölf Jahren sich zurückzieht! Wer sie am letzten Samstag im „Wildschütz“ gesehen, der mochte eher eine Antritts- als eine Abschiedsrolle vermuten, so jugendfrisch klang und leuchtete da alles. Ihre drei letzten Rollen – die Baronin im Wildschütz, Rose Friquet und Carmen, sie waren 1888 auch ihre ersten ersten Erfolge gewesen; das drängt unwillkürlich zur Vergleichung. Die Renard hatte damals nichts von einer Anfängerin und heute nichts von einer Aufhörerin. Eine so ebenmäßig, im schönsten Kreislauf abschließende Karriere zählt zu den Seltenheiten. In der „Königsbraut“ von Robert Fuchs 1889 hatte sie !nur eine Soubretten Partie. Aber wie belebte ihr Talent, ihre natürliche Munterkeit, ihr frischer Vortrag die Szene! Ihr so stürmisch applaudiertes Mailied bildete ohne Frage den Kulminationspunkt des ganzen Erfolges.

In letzter Zeit hat sie auch das Andenken unseres Johann Strauß feiern helfen als Rosalinde in den genussreichen Mustervorstellungen der „Fledermaus“ im Hofoperntheater.

So hat Marie Renard durch ihre Anmut und muntere Laune die heiteren Opern geschmückt, durch Wärme, Geist und Leidenschaft die ernsten beseelt. Und alle, die heiteren wie die ernsten, durch den Zauber ihrer Persönlichkeit. Von ganzem Herzen sagen wir ihr Dank – aber ungern Adieu!

Der Grund warum Maria Renard die Bühne ihrer Triumphe verließ, war die Hochzeit am 18. Mai 1901 mit Rudolf Graf Kinsky , der sich wegen ihr von Elisabeth Wilczek scheiden ließ. Die Hochzeit fand am Standesamt in Budapest statt, denn nur in Ungarn war dies gesetzlich bereits möglich.

Das „Neue Wiener Journal“ hatte es im Mai 1903 verstanden, dass ein Mitarbeiter des Journals von der Gräfin Kinsky in ihrem neuen Heim empfangen wurde. „Das mächtige Schloss Krasna in Mähren befand sich in einer kleinen, reizlosen, armen Stadt, alt und stark gefügt und mit den wuchtigen, ererbten Prunk unserer Aristokraten, den Bildern und Schräken, den Geweihen und hoch gewölbten Decken. Und ein herrlicher schier unendlicher Park. Da streben die Kastanien mit den schweren Blüten hoch auf und auf gemähten, üppigen Rasen wogende blaue Seen von Vergissmeinnicht. Und ein Balkon von dem aus man weit ins Land sieht, über Fluren und Wälder bis an Wolken gleich ragende Berge und hell und warm die Maiensonne.

Marie Renard, die schöne Schlossherrin von Krasna in hellroten Kleid, mit glänzenden Augen und dunklen Haar. Sie ist die gleiche geblieben, die einfache und liebenswürdige Renard, der jede Pose fremd war, und sie ist als Gräfin Kinsky, so einfach, so liebenswürdig wie damals, da sie noch hoch stand in der Gunst des Publikums, wie nur wenige vor ihr. Man hat sie nicht vergessen. Darum scheint sie mit als „Wiener Porträt“ vorzüglich geeignet. Ist es doch als weile sie noch bei uns.

Die Gräfin hatte die Freundlichkeit, meinen Besuch entgegen zunehmen, und so hatte ich Gelegenheit, sie in dem Milieu kennen zu lernen, das die vielen Verehrer der Künstlerin interessieren wird. Sie gibt sich als Gräfin so natürlich als wäre sie als diese geboren worden.

Sie ist ganz glücklich, die Theaterzeit, Singen, die Aufregungen und Nervosität, liegt für sie schon sehr ferne. „Ich habe alles was ich mir je wünschen konnte, und da soll ich an das Theater denken?“ Auch der Jubel fehlt ihr nicht. Sie ist froh, dass alles vorbei ist. Seitdem hatte sie keine Note gesungen. Erst kürzlich hatte sie wieder mit Skalen singen begonnen. Es machte ihr wieder Freude, die Unlust war überwunden und machte ihr Freude den guten Klang ihrer Stimme wieder zu hören. Ihre Bescheidenheit hat man ihr oft übel genommen. Van Dyk war entrüstet und meinte so eine Künstlerin wie sie dürfe sich nicht wie ein Vorstadtmädchen kleiden, Damen im Prater hörte sie sagen: Wenn man die Renard ist, muss man nicht so einfach einhergehen. Renard sparte für die Zukunft und achtete auf den Wert des Geldes. Sie erzählte auch von dem deutschen Kaiserpaar dem sie vorgestellt wurde. Man wollte wissen wie der Tag der Gräfin verläuft und sie antwortete: „Am Morgen promenieren, einige Stunden im Garten in Begleitung der Hunde, gehen. Dolly ist ihr Lieblingshund, er ist taub und blind“ Nach der Promenade spielt sie Klavier, dann widmet sie sich englischen Studien. Ihre meiste Zeit aber nimmt die Wirtschaftspflege und die Pflege ihrer Mutter. Im Sommer gibt es auf dem Schloss immer Gäste, Der Fürsterzbischof Kohn wird kommen und 5000 Kinder firmen. Gräfin Kinsky fühlt sich auf Krasna sehr wohl, sie erwähnt das staubige Wien, das für den Sänger verhängnisvoll sein kann, und erzählt von dem Gut in der Steiermark, das sie selbst bewirtschaftet.

Auf Schloss Krasna gibt es Erinnerungen an Marie Renard in reicher Zahl, da sind Bilder von Horowitz, von Pausinger und der goldene Lorbeerkranz. Graf Kinsky ist Miniatursammler, entzückende Kleinodien, Bilder von Rassepferden, kostbares Porzellan. Besonders interessant dürfte von diesen Stücken wohl ein Bild der Kaiserin Elisabeth aus dem Jahr 1878 von Richter sein, das der Graf von der Monarchin zum Geschenk erhielt, und das Präsent der Stadt Wien. Die Jagdbilder und Leuchter und die alten Möbel lassen eine Stimmung wie auf einem englischen Landsitz aufkommen. Und noch andere schöne Dinge sind hier zu sehen. Eine Statue der Kaiserin zu Pferd, und ihr letztes Bild, das sie mit der Gräfin Sztaray zeigt. Unter Glas ist das Billett des Opernstammsitz des Grafen zu sehen.

Es ist spät geworden, doch die Gräfin hat noch eine Mission zu erfüllen, bei der Schlosskirche beginnt die Maiandacht und da darf sie nicht fehlen. Lange noch trägt der sanfte Maiwind die weihevollen Hamonien von Orgel, Glocken und Gesang über die Baumkronen des schönen Parks hin, hinaus in die Ebene und kündet über all den Gottesfrieden. A.D.-G.

Renard
Graf Kinsky

1903 wusste das Mährische Tagblatt über den Mann der berühmten Sängerin Renard zu berichten: „Wie wir bereits berichteten, wurde im Zusammenhang mit dem Konkurs der Zalozna in Wallachisch-Meseritsch auch der Konkurs über das Vermögen des Grafen Rudolf Kinsky verhängt. Der Graf ist das Opfer seiner Vertrauensseligkeit, der richtige Typus des österreichischen Kavaliers, der zum Geschäftsmann oder Spekulanten wird, ohne die geringste Vertrautheit mit kaufmännischen Dingen zu haben. Graf Rudolf Kinsky war bekanntlich nach seiner Vermählung auf sein Gut Krasna, das im Sprengel der Bezirkshauptmannschaft Wall.-Meseritsch liegt, übersiedelt. Dort lernte er den Direktor der Zalozna, Dr Alois Mikyschka kennen, der ihm die Prosperität des Unternehmens, wiewohl er längst passiv war, so günstig zu schildern wusste, dass der Graf, doch sonst als welterfahrener Mann bekannt, sich finanziell an der Firma beteiligte. Das Ende des Dr. Mikyschka ist bekannt, er tötete sich, als der Zusammenbruch des Instituts nicht mehr aufzuhalten war. Erst jetzt erfuhr Graf Kinsky, der trotz des Abratens eines juristischen Freundes in Wien sich in die Spekulation eingelassen hatte, den Umfang seiner Verpflichtungen. Es waren von seiner Hand unterfertigte Blanco Wechsel über den Betrag von nahezu 400.000 Kronen im Umlauf, und mit fast dem gleichen Betrag haftete, der Graf für die Verpflichtungen der Zalozna. Das Privatvermögen des Grafen Kinsky war bekanntlich niemals ein für aristokratische Begriffe bedeutendes, und mit dem Zusammenbruch der Zalozna geriet er in eine schwere Kalamität. Graf Kinsky suchte ein Arrangement zu treffen und eine Sanierung seiner finanziellen Verpflichtungen herbeizuführen, doch missglückten beide Versuche und der Graf stand rasch vor der Erkenntnis seines finanziellen Ruins. Die Situation war eine derartige, dass ihm kein anderer Ausweg blieb, als bei dem Kreisgericht in Neutitschein um die Verhängung des Konkurses anzusuchen. Zum Konkurs Kommissär wurde Landesgerichtsrat Friedrich Hruza und zum Masseverwalter Advokat Dr. Salomon Heller in Wall.-Meseritsch ernannt. Dem Passiven stehen Aktiven in fast gleicher Höhe gegenüber, so dass der Konkurs des Grafen bald wieder aufgehoben werden dürfte. Die Tagsatzungen im Konkurs des Grafen wurden, wie man weiter aus Brünn telegrafiert, auf den 20. Oktober , 1. Dezember und 18. Dezember 1903 anberaumt. Graf Kinsky ist auch Besitzer der Ziegelei in Harachowitz und einer Jahresrente von 60.000 Kronen, welche ihm, wie die „Lidove Noviny“ melden, Baron Armin Popper als Käufer der Güter Krasna zu leisten hat, tatsächlich aber nicht leistet. Ein Drittel dieser Rente hat sich übrigens die Gemahlin des Grafen sicherstellen lassen. Die Ziegelei soll stark verschuldet und außerdem auf eine Reihe von Jahren verpachtet sein. Dieser Tage wurde auf Gut Krasna wegen einer Forderung des Advokaten Heller in Wall.-Meseritsch, den Vertreter der Gräfin Kinsky-Renard, eine Mobiliar Exekution vorgenommen. Mit der Ausarbeitung des Status der Zolozna sind nach den „Liv. Noviny“ der Bürgermeister und der Zalozna Direktor in Roznau und Herr Hornik von der deutschen Vorschusskasse in Wall.-Meseritsch betraut worden. Die Feststellung des Status stößt auf große Schwierigkeiten, da eine ganze Reihe von Mitgliedern die Mitgliedschaft in Abrede stellt.

Am 24. Mai 1921 verstarb Rudolf Graf Kinsky in Kaltenleutgeben, war er als hervorragender Reiter und Sportsman, als kunstsinniger und kunstverständiger Kavalier sowie überaus charmanter Mensch lange Jahre ein besonderer Liebling im Highlife. In erster Ehe, zu Wien am 21. November 1877 mit Gräfin Elisabeth Wilczek vermählt, verheiratete er sich nach Scheidung dieser Ehe, am 18. Mai 1901 in Budapest auf dem Standesamt mit der ehemaligen k. u. k. Kammersängerin Marie Renard-Pölzl.

Rinard
Todesmeldung

Am 19. Oktober 1939 verabschiedete sich eine der berühmtesten Opern-Primadonnen für immer. Es war kein turbulenter Abschied, still und lautlos ging sie dahin.

QUELLE: Zitierte Zeitungen und daraus Bilder der ÖNB

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/MARIA_RENARD