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RAINER SIMONS#

Volksoper
Direktor Rainer Simons

Geheimrat Rainer Simons, der Begründer der Wiener Volksoper, ist in der Nähe seines Besitzes in Rottach am Tegernsee gestern abends tot aufgefunden worden.

Rainer Simons war am Vortag in den Wald gegangen um einen Spaziergang zu machen. Man hat an ihm nichts Bedenkliches gemerkt. Doch die Nacht brach herein ohne, dass der Spaziergänger von seinem Ausflug zurück gekehrt wäre. Man begann nach ihm zu suchen und fand ihn erst gestern in den Abendstunden unter einem Baum liegend leblos vor. Es wird vermutet, dass er vom Schlag getroffen worden sei.

Einen Tag vor seinem Tod feierte er gerade seinen 65. Geburtstag.

Jahrzehntelang zählte Simons zu den populärsten Persönlichkeiten in der Wiener Theaterwelt, die durch ihn eine Glanzzeit erlebte.

1903 hatte er eines der rasch aufblühenden Wiener Theater die Volksoper geschaffen.

Aus dem Kaiser Jubiläums-Stadttheater hatte er mit bescheidenen Mitteln, durch Theater Besessenheit, durch eine ausgezeichnete Begabung und durch Kennerblick, starke, junge Talente aufgespürt, die in kurzer Zeit mit großen Aufgaben bedacht, ihre Probe bestanden und damit die Opernbühne eroberten.

So wurde Simons Privatbühne eine starke Konkurrenz der Wiener Hofoper. Und kurze Zeit darauf war das Interesse des Wiener Publikums auch gewonnen. Weite Kreise der Wiener hatten zu Beginn sein Unternehmen belächelt, doch allmählich siegte die Neugierde und statteten der Volksoper einen Besuch ab und kamen oft wieder, denn hier wurden ihnen Stücke präsentiert die in der Hofoper keine Gnade fanden. Mit immer neuen Sänger und Sängerinnen ist außerdem für Abwechslung gesorgt, und viele von ihnen machten von hier aus ihren Weg zum Ruhm.

Nicht in der Hofoper, sondern am Währinger Gürtel hörte man erstmals Puccinis Tosca auf Deutsch, zahlreiche unbekannte Komponisten wurden in der Volksoper aufgeführt die von der Hofoper gemieden wurden.

Eine besondere Entdeckung von Simons war Maria Jeritza.

Obwohl er immer noch erfolgreich war, konnte er die Volksoper nicht mehr halten. Nicht nur er, sondern auch das Theater fand nicht mehr zurück. Mit seinem Abgang begann für die Volksoper ein wechselvolles Dasein, sogar als Sprechbühne musste sie herhalten bis aus ihr ein Operettentheater wurde. Rainer Simons wollte neuerlich die Leitung der Volksoper übernehmen, es fiel fehl.

Schließlich landete er im Schönbrunner Schlosstheater wo er es mit Spielopern versuchte, wieder ein Fiasko. Nun wollte er es mit dem Raimund Theater versuchen, aus der eine Art Volksoper erstehen sollte. Auch hier scheiterte er bald wieder.

1903: Ein ganz anderer Inhalt bietet die „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung“ Rainer Simons, der Nachfolger des Adam Müller-Gutenbrunn, hatte bei der Übernahme des vor dem Bankrott stehenden Jubiläumstheaters sein Programm mit den Worten aufgestellt: „Ich will kein Parteitheater machen“ Das war der Nekrolog des schmachvoll geendeten Antisemitentheaters, das übrigens wie selbst Dr. Pattai bezeugte, zuletzt kein Parteitheater war, da es von den Antisemiten nicht minder von den Juden gemieden wurde.

Das „Deutsche Volksblatt“ welches für Müller-Gutenbrunn einen anderen Nachfolger in petto hatte, fühlte sich durch das Programm des neuen Direktors schwer getroffen und begann eine Hetze gegen ihn deren Heftigkeit wohl nicht in den Eifer für die heilige Sache des Antisemitismus allein ihre Erklärung fand. Fand nur die Frage, ob Direktor Simons sich wird einschüchtern lassen?

Der Nachfolger von Müller-Gutenbrunn durch die Angriffe und Drohungen des „Deutschen Blattes“ einschüchtern ließ, dass der Herr aus Mainz nach Wien kam, um mit einem unwürdigen Doppelspiel sein Glück zu probieren. Den Berichterstattern gegenüber erklärte er, kein Parteitheater zu machen, aber in den Vertrag, den er unterschrieben, hatte er sich, wie es im Rechenschaftsbericht des Theatervereines ausdrücklich heißt, verpflichtet „keine Juden in das Theater aufzunehmen und an den Traditionen des christlichen Theaters fest zu halten. Musikstücke von Juden sind unbedingt von einer Aufführung ausgeschlossen. Auf die Judenreinheit im Zuschauerraum wollte er verzichten.

Wien
Volksoper, gemeinfrei

Herr Schwer einer der Teilhaber der Volksoper hasst es noch grimmiger Rainer Simons, dass doch nun Juden in dem von arischen, christlichen Geldern errichteten und erhaltenen Theater sitzen....

Im Oktober 1903 wurde von 5 Uhr nachmittags bis 21 Uhr 30 debattierten gestern mehr als 1500 Personen über den Ausschuss des Jubiläums Stattheater-Vereines, über Herrn Müller-Guttenbrunn, über Direktor Rainer Simons,, über Pachtsummen, die man schuldig geblieben ist und gestundet werden sollen, über die Führung des viel geprüften Schauspielhauses.Ob dieses Theater den Charakter eines Parteiunternehmens weiter behalten sollen. Die Patrone dieses Theaters nehmen sich den Entgang der Zinsen für ihre Anteilsscheine sehr zu Herzen.

Bei der Abstimmung über die Neuwahl des Ausschusses ließ die bis zum Schluss des Abends ziellos geführte Opposition das eingeschlagene System der Abstimmung nicht weiter gelten und entfesselte Sturmszenen, nachdem schon früher die Leidenschaften explotiert hatten. Schließlich wurde die Versammlung gesprengt und es wird eine zweite Einberufung der Anteilscheinbesitzer erfolgen müssen.

In der „Reichspost“ 1906 war zu lesen.....“dass den Juden wieder ein schlau angelegter Coup gelungen ist „Seht, die Schöpfung einer christlichen Bühne war ein Unsinn. Ohne uns, die Söhne Israels, vermöget ihr nichts! Triumph! Wir haben das „Christentheater“ an der Währinger Linie erobert!“

Im Jahr 1933 fand die letzte Vorstellung der Volksoper in dieser Saison statt. Im September wird die Volksoper mit einer Neuinszenierung des „Tannhäuser“ wieder eröffnet.

QUELLEN: Reichspost 29. August 1906, Ill. Wiener Extrablatt, 31. Oktober 1903, Stunde 19. August 1934, Wiener Sonn- und Montagszeitung, 9. November 1903, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

. https://austria-Forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp]