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THEODOR HEUSSENSTAMM#

Dichter
Graf Theodor Heussenstamm

Die Wiener Allgemeine Zeitung veröffentlichte am 13. November 1889 in ihrem Blatt einen Erben Aufruf:

Erben werden gesucht: Am 25. Mai d. J. starb in Wien Theodor Graf Heussenstamm, Besitzer des Christoph Karl Graf Heussenstamm, nunmehrigen Pecuniar-Fideicomisses (vormals Hörnstein-Emmerberg in Niederösterreich.) Mit demselben ist die zu diesem vereinigten Fideicommisse zunächst berufene Linie des Karl Grafen Heussenstamm erloschen. Für diesen Fall ist nun zur Succession in diese vereinigten Fideicommisse, nach einer Bestimmung des Fideicommissstatutes, zunächst der Sohn Heinrich des Fideicommissstifters und dessen eheliche männliche Descendenz berufen. Das heutige Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ enthält nun eine Aufforderung des Wiener Landesgerichtes – da diesem Gericht unbekannt ist, ob eheliche männliche Nachkommen des erwähnten Heinrich Grafen Heussenstamm vorhanden sind – an Grafen Heinrich Heussenstamm (auch Heißenstamm oder Heißenstein) bzw. an dessen ehelichen männlichen Nachkommen, binnen einem Jahr, das ist bis zum 2. November 1890, bei diesem Gericht ihr Erb- und Successionsrecht zu dem von Christoph Karl Grafen Heussenstamm mit Testament ddo. Vischa am Steinfeld am 24. März 1726 gestifteten, nunmehr erledigten Pecuniar-Fideicommisse anzumelden und unter Ausweisung ihres Erb- und Successionsrechtes ihre Erbserklärung anzubringen, widrigens dieses Fideicommiss, für welches Hof- und Gerichts-Advokat Dr. Leopold Teltscher in Wien zum Kurator bestellt ist, die bereits erbserklärten Anton und Heinrich Grafen Heussenstamm zum fideicommissarischen Besitz und Genuss eingeantwortet werden würde.

Am 25. Mai 1889 starb in Wien der Dichter Graf Theodor Heussenstamm im Alter von 83 Jahren. Die Leiche wird am Dienstag Nachmittag im Trauerhaus, Salesianergasse 33, feierlich eingesegnet und auf den Zentralfriedhof bestattet werden.

Graf Heussenstamm der am 12. März 1801 als Sohn des niederösterreichischen Regierungsrates Franz Heinrich Grafen Heussenstamm aus dessen zweiter Ehe geboren wurde. Nach zurückgelegten Universitätsstudien trieb er, , da Kränklichkeit ihn von der Annahme eines öffentlichen Amtes abhielt, auch den fantasievollen Jüngling ein unwiderstehlicher Drang zu idealer Betätigung spornte, Musik und Malerei. Beide haben ihm wesentliche Dienste geleistet auf jenem Feld künstlerischer Produktion, dem er sich später insbesondere zuwandte und daraufhin Bleibendes zu Tage fördern sollte:dem der Poesie. Die Einförmigkeit seines Lebenslaufes wurde nur einmal unterbrochen, als er seine Reisen nach Florenz, Rom, Neapel, Paris, Dresden, und Berlin unternahm. Seine literarische Laufbahn begann er unter dem Pseudonym Theodor Stamm. Sein erstes Werk waren die „Schattenrisse“, im Jahr 1842 erschien von ihm bei Cotta das Drama „Ein weibliches Herz“, später in Wien „Hesperus“. Ein Gedicht in drei Gesängen, ein Epos „Ein guter Bürger“ und „Gedichte“ 1845. Seither hat Graf Heussenstamm nur wenig veröffentlicht.

Eine weitere Pressestimme zum Ableben von Theodor Heussenstamm,...der nach langem Leiden im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Graf Heussenstamm besaß eine starke dichterische Begabung, die sich schon in den 20er Jahren mächtig kund tat. Unter den um diese Zeit und nachträglich in Wien dichterisch wirksamen Poeten Anastasius Grün, Bauernfeld, Frankl, Grillparzer, Halm und Lenau, nahm Heussenstamm einen hervorragenden Platz ein. Der verstorbene Dichter veröffentlichte eine Reihe gedankentiefer , für das große Publikum aber in Folge ihre philosophischen Tendenz schwer verständlicher Dichtungen und schrieb auch eine große Anzahl von Dramen, von denen eines „Ein weibliches Herz“ am Hofburgtheater zur Darstellung gebracht wurde. Heussenstamm besaß aber auch in anderen Künsten Begabung und leistete sowohl als Maler wie auch als Musiker Bemerkenswertes. Nikolaus Lenau, der mit Heussenstamm innig befreundet war, musizierte jahrelang in Vereine mit ihm und auch andere Künstler zogen den vielseitigen Mann gern in ihren Kreis.

Graf Theodor Heussenstamm war trotz seines hohen Alters bis in die letzte Zeit dichterisch tätig und arbeitete unausgesetzt an seinen Dichtungen. Vor kurzem veröffentlichte der greise Poet noch eine Reihe von Dichtungen, die sich durch poetische Kraft und Formschönheit auszeichneten. Der verstorbene Dichter, der nur entfernte Verwandte hinterlässt, hat den Grafen Lanckoronski zu seinem Testamentsvollstrecker bestellt.

1882: Theodor Graf von Heussenstamm feiert in diesem Jahr seinen 81. Geburtstag und ist Zeitgenosse aller Berühmtheiten des österreichischen Parnasses, war vor allem mit Lenau aufs Innigste befreundet und ein beliebter Gast im sogenannten „Silbernen Kaffeehaus“, wo er mit Grillparzer, Castelli, Grün, Frankl, Zedlitz und vielen anderen literarisch und freundschaftlich verkehrte. Nach zahlreichen anerkannten poetischen Produktionen auf lyrischem, epischem und dramatischem Gebiet, die er unter seinem abgekürzten Namen Stamm publizierte, gab er anlässlich seines 80. Geburtstages einen neuen Band lyrischer Gedichte unter dem Titel „Im Abendstrahl“, heraus und begrüßte in einem erinnerungsvollen schönen Lied erst kürzlich seinen Jugendfreund Bauernfeld an dessen 80. Geburtstag. Es scheint eine hohe Altersversicherung sein, wenn man ein österreichischer Dichter wird: Anastasius Grün kam über die Siebziger hinaus, Grillparzer starb mehr als 81 Jahre alt; Castelli besang seinen 81. Geburtstag in humoristischer Weise; Bauernfeld dichtete sein lustigstes Lustspiel „Mädchenrache“ im 80. Lebensjahr, Der 82 jährige Gottfried von Leitner in Graz veröffentlichte soeben ein schwungvolles Gedicht; Karl Egon Ebert in Prag erwiderte im verflossenen Sommer die an ihn zum 80. Geburtstag gerichteten Grüße mit einem jugendlichen, tief gefühlten Gedicht. Der 81jährige Poet Leopold Feldmann wurde erst vor wenigen Tagen zu Grabe getragen; L. A. Frankl, der erst vor kurzer Zeit seinen 70. Geburtstag feierte, steht noch rüstig schaffend da; Heinrich Laube, wirkt als 76er noch in voller Lebhaftigkeit; er schreitet mit froher Zuversicht auf den Achtziger los.

Graf Theodor Heussenstamm zu Heißenstein und Gräfenhausen, der am 12. März 1801 zu Wien geboren wurde, feierte gestern seinen 87. Geburtstag und ist damit der älteste österreichische Poet und erhielt aus diesem Anlass bekam er zahlreiche Beweise der Freundschaft und Verehrung, die dem alten Herrn , der zwar körperlich leidend, doch geistig frisch und regsam alle erfreute.

Der Schriftsteller A. Mayer von der Wyde, der ein Fan des Dichters war, und alles sammelt was diesen betrifft und am 6.d. im Rudolphinum einen biographischen Vortrag über den greisen Dichter dem Publikum näher bringen wollte. Unter ihnen weilte der Minister Graf Welsersheimb mit seiner Gemahlin und Gräfinnen Heussenstamm.

Im Jahr 1891 soll zum Andenken des verstorbenen Dichters Theodor Grafen Heussenstamm durch eine Gedenktafel am Sterbehaus des Verblichenen geehrt werden. Auch ist vorgesehen um Heussenstamms Drama „Der Vierginier“ auf einer hervorragenden Wiener Bühne in Szene zu setzen. Der Plan zu diesen Veranstaltungen entsprang dem Schriftsteller O. Mayer von der Wyde. So ereignislos sein Leben Jahr für Jahr auch gewesen, um so reicher erscheint es in seinem Inneren. Mit ihm ist das gesamte neunzehnte Jahrhundert mit seinen weltbewegenden Ideen und Weltgeschehen dahingeeilt.

QUELLEN: Neue Freie Presse, 15. März 1888 S 2, 16. Jänner 1891, S 20, Wiener Zeitung 27. Mai 1889, S 2, Wiener Allgemeine Zeitung 13. November 1889, S 3. Klagenfurter Zeitung, 1. April 1882, S 2, Neue Ill. Zeitung, 14. März 1886, S 6, Bild. ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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