!!!1888 – 2013: 125 Jahre Alte Technik  - Ein Grund zum Feiern  

!!Am 12. Dezember 2013 jährt sich zum 125. Mal die feierliche Eröffnung der heutigen Alten Technik. Grund genug, um innezuhalten und einige Reflexionen über Entstehung und Umsetzung dieses auch für die Entwicklung unserer Universität und der Stadt Graz bedeutenden Ereignisses anzustellen. 

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''Der Artikel wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von dem TU Graz Magazin [people|http://portal.tugraz.at/portal/page/portal/TU_Graz/Services/BDR/Oeffentlichkeitsarbeit/Folder/TU_Graz_people] Nr. 47/2013-3''


Von

__Bernhard Reismann__  

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[{Image src='Alte-Technik.jpg' caption='Alte Technik\\© TU Graz/Lughammer' class='image_right' alt='Alte Technik heute' height='400' width='293'}]


!Beinahe 40 Jahre Vorgeschichte 

Schon bald nach der Gründung des Joanneums und seiner Technischen Lehranstalt war klar geworden, dass die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten im sogenannten „Lesliehof“ in der Raubergasse nicht ausreichten, um den Erfordernissen der Lehre auch nur annähernd gerecht zu werden. Ausweitung und Verbesserung des Lehrplanes zogen ein Anwachsen der Schülerzahlen nach sich, und bald platzten Sammlungsräume und Hörsäle aus allen Nähten. Das sogenannte Miskay’sche Haus in der Innenstadt (Stempfergasse 4) wurde bereits 1845 zusätzlich für Unterrichtszwecke angemietet, 1848 übersiedelte man in das Palais Welserheimb am Eisernen Tor. Der damalige Studiendirektor Abt Ludwig Crophius von Kaisersieg gab schon 1845 zu bedenken: „Obgleich aber durch die Miethung eines Schullocals dem augenblicklichen Bedürfnisse abgeholfen wird, so wäre die stabile Fortdauer eines solchen Verhältnisses doch nicht wünschenwerth, und es dürfte sehr zweckmäßig seyn, ebenfalls jetzt schon das Projekt zur Erbauung eines neuen Lehrgebäudes in Ueberlegung zu nehmen.“ Die Idee war geboren, bis zum Baubeginn sollte es beinahe 40 Jahre dauern. 

!Weitere Anmietungen und erste Bauvorhaben 

Zunächst brachte das Land Steiermark das Geld für einen Neubau nicht auf, dafür wurde das sogenannte „Mildschuh’sche Haus“ in der Schlögelgasse angemietet, der Vorläufer des heutigen Dietrichstein’schen Stiftungshauses. Dann folgte 1859 der Tod des Joanneum- Gründers Erzherzog Johann, und damit fiel einer der bedeutendsten Fürsprecher für eine räumliche Neugestaltung der Technischen Lehranstalt aus. 

[{Image src='Eröffnung-TU.jpg' class='image_left' caption='Feierliche Eröffnung der Alten Technik durch Kaiser Franz Joseph vor 125 Jahren.\\© TU Graz Archiv' alt='Eröffnung der Alten Technik durch Kaiser Franz Joseph vor 125 Jahren' height='250' width='476'}]

Mit der Modernisierung und Reorganisation der Lehranstalt in den Jahren 1861 bis 1864 legte Professor Anton Winckler aber auch erstmals ein auf die damaligen Verhältnisse abgestimmtes, detailliertes Bauprogramm für einen Neubau vor, der auch dem Steiermärkischen Landtag zur Kenntnis gebracht wurde. Dieser griff den Vorschlag als notwendig auf und begann von sich aus mit der Suche eines geeigneten Baugrundes.

!Jahre des Planens 

Nicht klar war aber, ob die neue [Hochschule|Thema/Universitaet] im Bereich der noch abzutragenden Neutorbastei, im Joanneumsgarten oder in der umgebauten Waisenhauskaserne in der Murvorstadt Platz finden sollte. Das annus horribilis 1866 mit der Niederlage Österreichs in Königgrätz durchkreuzte all diese Pläne zusätzlich, und zwei Jahre lang ruhte die gesamte Angelegenheit. Erst im Jahr 1871 ließ der Landesausschuss mehrere Architekten konkret ein neues Hochschulgebäude planen, darunter den aus Graz stammenden Georg Hauberrisser und den Grazer Professor für Hochbau Josef Horky. Auch diesmal wurde der Bau aber nicht umgesetzt, da 1874 der Staat die Technische Lehranstalt übernahm und damit für die Schaffung beziehungsweise Erhaltung der notwendigen Räumlichkeiten zuständig wurde. 

!Ankauf der Mandellgründe und konkrete Planungen 

Nach längeren Bemühungen wurden vom Staat am 6. September 1875 die Mandellgründe als Bauplatz für die neue Technische Hochschule erworben und gleichzeitig wurde ein neues Bauprogramm in Auftrag gegeben. Die Professoren Horky und Wist planten daraufhin acht Jahre lang an verschiedenen Ausführungsvarianten, bis endlich Kaiser Franz Joseph im Rahmen seines Steiermarkbesuchs im Jahr 1883 verbindliche Zusagen über den baldigen Neubau des Hochschulgebäudes machte und am 20. August 1884 den letztgültigen Bauplan genehmigte. 

!Vom Spatenstich zur Eröffnung 

Am 26. November 1884, dem Tag des Gründungsjubiläums des Joanneums, nahm Freiherr von Kübeck als Statthalter und Vertreter des Kaisers in der Steiermark im Rahmen eines Festaktes den Spatenstich zum Bau der heutigen Alten Technik vor. Die Bauarbeiten selbst begannen am 1. April 1885, und schon Ende Dezember desselben Jahres hatte man den Mitteltrakt des Bauwerkes unter Dach gebracht. Bis Ende 1886 war der gesamte Rohbau eingedeckt, und im Oktober 1887 konnten Kronprinz Rudolf und seine Gemahlin Gisela bereits ein weitgehend fertiggestelltes Gebäude besichtigen. Nur wenige Tage später setzten die umfangreichen Übersiedelungsarbeiten ein, die beinahe ein Jahr lang dauerten, da parallel noch an der Fertigstellung des Hauses gearbeitet wurde. 


[{Image src='Alte-Technik-Zeichnung.jpg' class='image_right' caption='Alte Technik, Zeichnung\\© TU Graz Archiv/Erwin F. Keller' alt='Alte Technik, Zeichnung' height='400' width='308'}]


Die feierliche Eröffnung des neuen Hauptgebäudes fand in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs am 12. Dezember 1888 statt. Im Rahmen seiner Eröffnungsansprache legte der Kaiser dar: „Auch Ich erinnere mich bei dem heutigen Anlasse mit Genugthuung der erst vor wenigen Jahren begangenen Feier der sechshundertjährigen Vereinigung des Herzogtums Steiermark mit den Stammlanden Meines Hauses, und gerne bin Ich wieder nach Graz gekommen, um den nun vollendeten Neubau zu besichtigen, der in erfolgreichem Zusammenwirken aus Mitteln des Staates und Landes hergestellt wurde. Möge diese Hochschule, hervorgegangen aus einer der Schöpfungen Meines höchstseligen Großoheims, des Erzherzogs Johann, als Pflegestätte wahrer [Wissenschaft|Thema/Wissenschaft] und altbewährter Österreichischer Vaterlandsliebe dem Reiche und Lande auch in aller Zukunft zum Segen gereichen. Meine Fürsorge und mein Wohlwollen bleiben dieser Anstalt stets zugewendet.“ 

!Die umgesetzte Planung 

Vorbild für die Planung der Grazer Technischen Hochschule war die Dresdener Technische Hochschule, bezogen 1875. Von Horkys ursprünglicher Planung des Projekts auf den Joanneums- und Neutorgründen wurde die Gliederung der Hauptfassade übernommen, inklusive Vestibül, Feststiege und Aula im Mittelrisalit. Auch die Ausführung im Renaissancestil und die Herstellung des Mittelrisalits in Stein stammten noch aus dieser ersten Planung. Hinsichtlich der Stilrichtung, in der die Fassade des Hochschulgebäudes gestaltet wurde, ist im Übrigen die Beurteilung eines der großen Lehrenden an der Technischen Hochschule nach 1945 zu beachten, jene von Karl Raimund Lorenz, niedergeschrieben in der 1962 erschienenen Festschrift zur 150-Jahr- Feier der Technischen Hochschule: „Es ist nicht von ungefähr, daß die meisten Großbauten der Technischen Hochschulen in einem Stileklektizismus errichtet sind, der (…) sämtliche Stilformen, die das Abendland entwickelt hat, nochmals zusammenfassen wollte, bevor der Einbruch der großtechnischen Entwicklung in der Welt auch neue Bauformen (…) erstehen ließ. So ist auch das Hauptgebäude der Technischen Hochschule in Graz, das 1888 fertiggestellt wurde, im eklektizistischen Stile erbaut.“ 

Näheres zur Geschichte von Planung und Bau kann in der Festschrift zum 125-Jahr-Jubiläum der Eröffnung der Alten Technik nachgelesen werden. Die Publikation von Bernhard Reismann wird im Dezember 2013 erscheinen. Spannende Details zur künstlerischen Gestaltung der Fassaden und der Festräumlichkeiten finden sich im von Maria Eibelhuber und Marieluise Vesulak herausgegebenen „TU Art-Guide“ (zu beziehen über den Verlag der TU Graz). 


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