Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Der zwanzigste Juli oder Pancho Villas Vater Österreicher?#

von Nic. Frhr. Freytag v. Loringhoven

Der 20. Juli 1944 ist durch den Befreiungsversuch gegen den Diktator Adolf Hitler ein für Deutsche geschichtlich großes Datum.

Der 20. Juli ist aber auch ein besonderes Datum der mexikanischen Geschichte: damals, 1923, kam der Guerrillero, outlaw, Volksheld und Robin Hood Mexikos, Francisco „Pancho“ Villa, in seinem von vierzig Geschossen durchsiebten DODGE in Parral ums Leben. Bei diesem Attentat, dessen Hintergründe bislang immer noch nicht ganz geklärt werden konnten, trafen neun Kugeln Villa, die sofort töteten.

Don Alfonso Carrasco, Kurator des Villa-Museums in Parral, sieht die Herkunft des mexikanischen Volkshelden als Resultat einer Liebesnacht des aus Österreich immigrierten Hacienda-Besitzers Louis Ferman, der bei einer Bediensteten-Hochzeit das damals übliche Recht der prima noche ausgeübt hätte! Don Carrasco sieht im hohen Wuchs Panchos, den grünen Augen und der sehr hellen Haut signifikante Hinweise für diese Vermutung.

Mein Stiefgroßvater und Pate, Paul von Hintze, der spätere Staatssekretär des Äußeren, war in den Jahren der Revolutionswirren deutscher Gesandter in Mexiko. In der Vielzahl der später nach Europa gebrachten Objekte befand sich auch ein sonderbares Stück, das allgemein das „Feldbett von Pancho Villa“ genannt wurde und mit vielen Messingstreben und einer Unzahl kleiner Schrauben zusammen zu setzen war. Die flache Jute-Matratze wies diverse Löcher auf, die zwar als Schroteinschläge gesehen werden konnten, jedoch wohl eher auf Insektenarbeit beruhten. Diese eventuelle mexikanische Reliquie wurde leider in meiner Abwesenheit durch einen jüngeren Bruder entsorgt, der eine moderne Luftmatratze ungleich praktischer fand.

Nüchtern besehen spricht natürlich viel gegen Pancho als Eigner dieses Feldbetts, andererseits sprach auch etwas dafür. Er war immerhin 26 mal verheiratet – es dürfte mithin eine Vielzahl Feldbetten gegeben haben. Dazu kommt die These eines US-Historikers, Pancho V. hätte zeitweise als deutscher Agent gearbeitet. Und schließlich: Hintze war in jenen Jahren der mexikanischen Revolution als deutscher Gesandter an allen und auch höchst gefährlichen Fronten unterwegs - ein ganzes Album von Fotos aus jenen Tagen zeigt mexikanische Revolutionäre, denen man höchst ungern begegnet wäre und Fotos, die zum Teil handschriftliche Vermerke Hintzes aufweisen wie z.B. „am gleichen Tag erschossen“.

In der durch eine Schutztruppe gesicherten Deutschen Botschaft fanden während jener Revolutionstage, der „decena tragica“ 1913 Diplomaten vieler Länder Schutz, so der norwegische Gesandte Michael Lie (Verwandtschaftsgrad mit späterem ersten UNO-Generalsekretärs Trygve Lie bislang ungeklärt). Lie bedankte sich mit einem Silber-Schreibset bei Hintze ; dieses ist zur Zeit in der norwegischen Botschaft Berlin mit einem Hinweis auf jene mexikanischen Ereignisse ausgestellt. Der belgische Gesandte Paul May bedankte sich mit einer imposanten Rohrkrepierer-10cm-Artillerie-Kartusche mit dem Staatswappen Belgiens und Widmungs-Plakette – jetzt im Dresdner Bundeswehr-Museum, wo auch ein 100cm breites Foto der Botschafts-Schutztruppe 1913 mit einem Teil des diplomatischen Corps zu sehen ist. Sozusagen im historischen Hintergrund dümpelte damals auch der deutsche kleine Kreuzer SMS DRESDEN, der sich wenig später dem Kreuzergeschwader des Grafen Spee anschloß und als einziges Schiff dem Untergang bei den Falkland-Inseln entkommen konnte. Die DRESDEN stand damals 1913 unter dem Kommando von Fregattenkapitan Erich Köhler, dessen Adjutant Wilhelm Canaris, der spätere deutsche ABWEHR-Chef, dem Gesandten Hintze Berichte aus den diversen mexikanischen Häfen überbrachte (Hintze-Archiv im Heeresarchiv Freiburg). Auf der DRESDEN flüchtete 1913 der mexikanische Staatspräsident Huerta nach Jamaika; er bedankte sich bei Canaris mit dem Geschenk eines Revolvers, der lange auf dessen Berliner ABWEHR-Schreibtisch zu sehen war.

Quelle für Carrasco-Vermutung/Herkunft von Pancho Villa: Wikipedia

Nic.Frhr. Freytag v. Loringhoven
November 2010