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„Klein, mit dickem Kopf und fleischigen Fingern“ #

Im Mozart-Wohnhaus in Salzburg sind echte und vermeintliche Mozart-Porträts ausgestellt. Das Wiener Mozarthaus konfrontiert unterdessen mit Reflexionen zu Mozart und Goethe. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: DIE FURCHE (Donnerstag, 14. Februar 2013)

Von

Walter Dobner


Mozart
Es gibt eine Vielzahl an geschönten Porträts, die nicht zuletzt aus touristischen und kulinarischen Zusammenhängen bekannt sind.
© k. K.

Mozart
Amadeus. Nicht überall, wo Mozart drauf steht, ist auch Mozart abgebildet.
© k. K.

Da es von Wolfgang Amadeus Mozart keine Fotografien gibt, ist man auf zeitgenössische Porträts angewiesen. Wie sehr bilden diese die Wirklichkeit ab? Die Nachwelt neigte immer wieder zu idealisierten Bildern. Man denke nur an die im wahrsten Wortsinn „süßen“ Porträts auf dem von mehreren Firmen vertriebenen Mozart-Konfekt wie Mozart-Kugeln oder Mozart-Taler.

Anlässlich der Salzburger Mozartwoche hat die Stiftung Mozarteum am Beispiel von rund 80 Exponaten versucht die Frage zu klären, wie Mozart wirklich ausgesehen hat. Der Ausstellungstitel „Mozart-Bilder – Bilder Mozarts“ ist bewusst doppeldeutig gewählt. Denn, um es in Anlehnung an eine Werbung zu sagen: Nicht überall, wo Mozart draufsteht, ist auch Mozart zu sehen.

Nach wie vor lässt sich bei so manchem Bild nur spekulieren, ob es tatsächlich die genannten Personen zeigt. Etwa die vom Mozart-Zeitgenossen Eusebius Johann Alphen verfertigte, aus prominentem Salzburger Familienbesitz stammende Brosche mit – möglicherweise – Mozart und seiner Schwester Nannerl. Auch ein um 1794 entstandenes Bildnis, „Knabe mit dem Vogelnest“, von einem unbekannten Maler, zeigt wahrscheinlich nicht Mozart, sondern ein adeliges Kind. Ebenso die davon abgenommene Radierung.

Theophil
Theophil. Zu den bekannten Darstellungen gehört auch das Jugendbildnis.
Foto: © Universität Salzburg

„Vom unablässigen Spielen gebogene Finger“ #

Als „einen kleinen Mann mit dickem Kopf und fl eischigen Händen“ charakterisiert ein Zeitgenosse Mozart. Was sich durch eine überlieferte Bemerkung Beethovens bestätigt: „Mozarts Finger waren von dem unablässigen Spielen so gebogen, dass er das Fleisch nicht selbst schneiden konnte.“ Aus dem Großteil der bekannten Bildnisse – zwölf von den 14 zu Mozarts Lebzeiten entstandenen werden in dieser Salzburger Ausstellung gezeigt, in der Hauptsache aus dem Bestand der Stiftung, einige aus dem Besitz der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde – lässt sich das nicht schließen. Weder aus dem populären Mozart’schen Jugendbild von Helbling, das selbst der große Mozart- Kenner Alfred Einstein für authentisch hielt, noch aus Friedrich Nebels Porträt, das Mozart mit dem Federkiel in der Hand angeblich bei der Arbeit an seinem „Don Giovanni“ zeigt. Schon gar nicht aus den von antiken Idealen beeinfl ussten, geschönten Mozart-Medaillons von Leonhard Posch. Ungleich näher ist man dem realen Mozart beim auch von seiner Witwe Constanze hoch geschätzten Bildnis von Johann Joseph Lange. Ursprünglich ein kleines Brustbild, das später um Teile ergänzt wurde, was den heutigen Fragment- Charakter verstärkt. Noch wirklichkeitsnäher fi ndet sich Mozart, wie man (was die Ausstellung verschweigt) schon seit einigen Jahren weiß, auf jenem Porträt, das Joseph Mathias Grassi für eine Schildpatt-Tabatière geschaffen hat. Ein Mozart Bild fern aller Glorifi zierung. Doch zu sehr hat man die bisherigen Mozart-Darstellungen verinnerlicht, als dass ein Umdenken stattfi nden wird. Das gilt wohl auch für die 1991 im Auftrag des Wiesbadener Bundeskriminalamts entstandene ernüchternde Rekonstruktion von Mozarts wahrem Gesicht.

Theophil Familie
Stich, der Wolfgang Theophil mit Schwester Nannerl am Klavier und Vater Leopold zeigt.
© EPA

Harmonie der Töne und der Farben #

Dass Goethe ein besonderer Bewunderer Mozarts war, weiß man. Es ist in Briefen an Schiller, wie es die Wiener Ausstellung dokumentiert, zu lesen, und fi ndet sich durch die Tatsache bestätigt, dass er als Theaterintendant in Weimar in seiner eigenen Regie über 280 Mozartaufführungen auf sein Programm setzte – darunter mehrfach „Don Giovanni“, „Figaro“, „Entführung“ und „Zauberfl öte“. Bis zu seinem Tod schwärmte der Dichter vom farbigen Klavierspiel Mozarts, den er gehört hatte, als dieser im Kindesalter in Frankfurt auftrat.

Mozart ging es um die Harmonie der Töne, Goethe um die der Farben, wie man seiner Farbenlehre entnehmen kann. Auf dieser Parallelität baut die Wiener Schau auf, mit Goethes einziger Lebendgesichtsmaske, mehreren Aquarellen, mit der er seine Farbenlehre illustriert hat, entsprechenden Buchausgaben sowie einem Bilderzyklus des zeitgenössischen Künstlers Bernd Fasching, aber auch einer zeitgenössischen Januskopf- Version für den Dichterkönig. Mozart-Bilder –


DIE FURCHE, Donnerstag, 14. Februar 2013