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Megacity um Angkor Wat#

Archäologen entdeckten mittels Laser-Scans bisher verborgene Stadt der Khmer#


Von der Wiener Zeitung (Freitag, 21. Juni 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt


Lidar-Scanner brachten Anlagen unter dem dichten Regenwald zum Vorschein.#

Lidar Relief
Lidar-Relief: Grün zeigt bekannte, Rot neu entdeckte Strukturen.
© Archaeology and Development Foundation

Wien. (gral/ag) Archäologen entdeckten unter dem dichten Regenwald um den Tempelkomplex Angkor Wat in Kambodscha eine bisher verborgene Stadt der Khmer. Mahendraparvata, wie diese genannt wird, liegt auf dem Phnom-Kulen-Hügel und ist mehr als 300 Jahre älter als Angkor Wat. Zwar war ihre Existenz aus Bildern und Inschriften in vielen Tempeln bekannt, die genaue Lage und Größe aber nicht, wie das internationale Forscherteam im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichtet.

Die gezielt geplante städtische Anlage, in der Straßen oder Kanäle ein regelmäßiges Gitternetz bildeten, ist in einzelne Stadtviertel aufgeteilt. Die Forscher sind sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um die verschollene Stadt des ersten Königs der Khmer, Jayavarman II. handelt.

Modernste Laser-Technik#

Möglich wurde die Entdeckung durch den Einsatz modernster Laser-Scanner. Mit der Technologie namens Lidar (Light detection and ranging) konnte das Forscherteam um Damian Evans von der University of Sydney und Jean-Baptiste Chevance von der Londoner Archaelology and Development Foundation die ehemalige Lehmstadt unter dem dichten Blätterdach wieder sichtbar machen. Lidar sendet aus der Höhe Lichtimpulse zu Boden. Die unterschiedlichen Bodenstrukturen werfen diese Impulse unterschiedlich zurück. So wird vom Hubschrauber aus sichtbar, was bislang verborgen lag.

Evans beschreibt seinen ersten Blick auf die dabei aufgenommenen Daten folgendermaßen: "Bisher sammelten sich die Funde langsam und schrittweise an. Was wir aber jetzt mit diesem Instrument haben, ist eher ein Knalleffekt - mit einem Mal haben wir plötzlich das Bild einer ganzen Stadt vor uns."

Das System ermöglichte es, Bäume und Sträucher auszublenden und ausschließlich die Formationen sichtbar zu machen. Die Auflösung war dabei so gut, dass sogar Gegenstände und Strukturen von nur ein paar Zentimetern Größe zu erkennen waren.

Auch wurden neue Daten für Angkor Wat zutage gebracht. Das Stadtzentrum erstreckte sich nämlich nicht nur wie angenommen über neun Quadratkilometer. Es war mit 35 Quadratkilometern fast viermal so groß. Nun soll die Stadt ausgegraben werden. Evans hofft darauf, dass die Arbeiten Aufschluss darüber geben, wie viele Menschen einst dort gelebt haben.

Ausgeklügelte Bewässerung#

Das Stadtgebiet umfasste ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Nur damit gelang es, in einem vom Monsun heimgesuchten Areal das Überleben der Menschen zu sichern. Die unregelmäßigen Regenfälle konnten so ausgeglichen werden, um der Bevölkerung jederzeit genug Wasser zur Verfügung stellen zu können.

Die neuen Daten enthüllen allerdings auch, dass gerade das Bewässerungssystem dazu beigetragen hat, dass die Hochkultur der Khmer bis zum 16. Jahrhundert fast vollkommen verschwand und die Anlagen verlassen wurden. Denn das stetig wachsende Stadtgebiet brachte es mit sich, dass neue und größere Reservoirs gebaut werden mussten sowie bessere Transportanlagen. Gleichzeitig rodeten die Menschen allerdings immer mehr Wald und benötigten damit eine noch intensivere Bewässerung.

Als dann jedoch im 14. und 15. Jahrhundert mehrere, teilweise jahrzehntelange Trockenphasen das Gebiet heimsuchten, nutzten die aufwendigen Konstruktionen der Bevölkerung nichts mehr. Der Niedergang von Angkor Wat nahm seinen Lauf. Die Menschen zogen zu den attraktiveren Flussläufen, und die Tempel blieben leer zurück.

Wiener Zeitung, Freitag, 21. Juni 2013