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Leben wir im vierten Zeitalter der Erdgeschichte? (Essay)#

Franz Stürmer

Es liegt in der Natur des Menschen zu systematisieren, zu gliedern.

So wurde auch im Zuge der Entwicklung der Geologie versucht, die über 4,5 Milliarden Jahre lange Geschichte der Erde zu gliedern. So wie im Gedicht des römischen Dichters Ovid unterschied man anfangs vier Zeitalter:

Das Primär (Erdurzeit und Erdaltertum), das Sekundär (Erdmittelalter, Mesozoikum), das Tertiär (ein Großteil der Erdneuzeit, Känozoikum) und das Quartär (Eiszeitalter und heute).

Während die beiden ersten Begriffe schon sehr früh verschwanden, blieben Tertiär und Quartär bis heute in Verwendung.

Bis heute? Eigentlich nicht, denn 2004 strich die CIS, die internationale Kommission für Stratigraphie, beide Begriffe mit der Begründung der schweren Abgrenzbarkeit und der (geologisch) kurzen Zeitspanne des Quartärs von damals 1,8 Millionen Jahren. 2005 erstand durch massive Proteste verschiedener Vereinigungen der Quartärforschung das Quartär wieder und konnte sogar einen Punktegewinn verbuchen, sein Beginn wurde auf 2,59 Millionen Jahre vorverlegt.

Damit ist das Quartär ein Teil der Ära des Känozoikums und davon ein Teil der Periode des Neogens. Es beinhaltet somit das Pleistozän (Eiszeitalter) und das Holozän (geologische Gegenwart).

Die geologische Gegenwart (Holozän, früher Alluvium = Anschwemmung, im Gegensatz zu Diluvium = vorsintflutlich, Eiszeitalter) beginnt übrigens 11.784 ± 69 Jahre vor dem Jahr 2000, wie Messungen bei grönländischen Eisbohrkernen ergaben und als Grenzdefinition festgesetzt wurden. Sie wird also mit jedem Jahr länger.

Die heutige geologische Zeittabelle der Geschichte der Erde gliedert sich in Äonen wie das Phanerozoikum (das belebte Zeitalter), dieses in Ären oder Zeitalter (Paläo-, Meso-, Känozoikum), diese wiederum in Perioden wie Kambrium, Jura oder Neogen und diese in Epochen wie Miozän oder Holozän.

Weitere Untergliederungen führen bis zur Zone, die oft nur einige Hunderttausend Jahre und weniger dauert und auf dem Auftreten und Aussterben einer Tierart (meist weltweit verbreitete Lebewesen wie Schalen tragende Einzeller oder andere planktonische Formen) basiert.

Oftmals nehmen die Namen nicht nur Bezug auf das Alter (Paläogen, Mesozoikum), sondern leiten sich von wichtigen Fundgebieten und Gesteinen ab, wie Devon von Devonshire, Karbon von Kohlenstoff oder Kreide von den typischen Kreideablagerungen dieser Zeit.

Auch die Datierungen der Grenzen wurden im Lauf der Erforschung immer genauer und änderten sich oft um Millionen Jahre. So „verschob“ sich der Beginn des Erdalterums von mageren 200 Millionen Jahren auf über 600, um sich nun auf 542 Millionen Jahre einzupendeln.



Die Beschreibung der Zeitalter in Ovids „Metamorphosen“ ist Teil humanistischer Bildungstradition: „Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo, sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat. ...“ „Zuerst ist das goldene Zeitalter entstanden, das ohne Richter freiwillig ohne Gesetz Treue und Recht pflegte.“


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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