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Der "Erzieher der Nation" ist tot#

Marian Heitger ist am Karsamstag 84-jährig verstorben#


Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 10. April 2012) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Wiener Zeitung, Marian Heitger
Marian Heitger, Bildungsforscher
© Wiener Zeitung

Der ehemalige Vorstand des Instituts für Erziehungswissenschaften an der Universität Wien hatte sich für eine bessere Ausbildung von Pädagogen eingesetzt.#

Wien. Am Karsamstag (7. April 2012) ist der "Erzieher der Nation" und "Anwalt der Lehrer" Marian Heitger, verstorben. Der ehemalige Vorstand des Instituts für Erziehungswissenschaften an der Universität Wien ist im Alter von 84 Jahren "friedlich gestorben". Das teilte seine Ehefrau dem FP-Parlamentsklub mit, der sich um Heitger als Experten zum Bildungsaustausch bemüht hatte. In seinen Werken und in der politischen Diskussion hatte der Wissenschafter immer wieder u.a. für eine bessere Ausbildung von Pädagogen plädiert.

Heitger wurde am 18. August 1927 in Hamm (Deutschland) geboren. Seine Gymnasialzeit wurde durch Militärdienst und Kriegsgefangenschaft unterbrochen. Nach Ablegung der Reifeprüfung im Jahr 1946 absolvierte er sein Studium in Pädagogik, Philosophie und Theologie an den Universitäten Paderborn und Münster. 1951 wurde er Assistent am Pädagogischen Seminar der Universität Münster und nach der Promotion 1954 Mitarbeiter am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Von 1959 bis 1961 wechselte er als Studienprofessor an die Pädagogische Hochschule München. 1962 berief ihn die Universität Würzburg zum außerordentlichen Professor. Ab 1966 lehrte der Wissenschafter an der Universität Wien Theoretische und Systematische Pädagogik, später auch Sonder- und Heilpädagogik.

Wiener Zeitung, Marian Heitger
Dieses Foto vom 20.06.1999 zeigt Univ. Prof. Dr. Marian Heitger (ganz rechts) bei einer ORF-Debatte zum Thema "Nach der Familientragödie von Salzburg - was sind die Ursachen solcher Gewalttaten?"
© Wiener Zeitung

Außeruniversitär engagierte sich Heitger als Direktoriumsmitglied bei den Salzburger Hochschulwochen, als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Universität Klagenfurt sowie als Vizepräsident der Wiener Katholischen Akademie. 1993 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Heitger beschäftigte sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit unter anderem mit Fragen der Religion, so erschien 1956 sein Buch "Staat und Kirche im Problem der Bildung". Weitere Publikationen sind "Bildung und moderne Gesellschaft" (1963), "Manipulative Tendenzen gegenwärtiger Pädagogik, Pädagogik ohne Bildung - Jugend ohne Perspektive?" (1979) oder "Bildung als Selbstbestimmung" (2004).

Neben seinen wissenschaftlichen Studien scheute sich Heitger nicht, an tagespolitischen Diskussionen teilzunehmen und sich als Gastkommentator in verschiedenen Zeitungen, so auch bei der Wiener Zeitung, zu Wort zu melden. Im Zuge der Universitätsreform etwa bezog er gegen die Degradierung von Bildung zur bloßen Ware Stellung, nach dem Absturz der heimischen Schüler bei der PISA-Studie kritisierte er "pseudotherapeutische Methoden" an den Schulen und forderte "wirkliches Lernen" ein.

FP-Bildungssprecher Walter Rosenkranz zeigte sich in einer Reaktion am Dienstag "tief betroffen vom Ableben des Doyens der österreichischen Bildungswissenschaft", der "eine nicht zu schließende Lücke in der österreichischen Bildungslandschaft" hinterlasse.

Wiener Zeitung, Dienstag, 10. April 2012