Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Hubert Österle#

ein großer Auslandsösterreicher und Europäer#

Von

Dipl.-Ing. Dr. Helmut Malleck

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von OCG Journal

Hubert Österle

© OCG Journal

Dass Herr Univ.-Prof. Dr. Hubert Österle während dem Verfassen dieses Portraits eine Public Lecture[1] in Wien hielt, war ein glücklicher Zufall. So lernte ich Österle, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen (IWI-HSG)[2] und Verwaltungsrat der Information Management Group (IMG AG)[3], persönlich kennen. Seine umfassenden Perspektiven für die europäische Wirtschaft zur Transformation vom Industrie- zum Informationszeitalter beeindruckten mich sehr. Transformation – vorhandene Unternehmen zu restrukturieren oder neue Unternehmen zu schaffen – erfordert den Einsatz von Business Engineers, herausragenden Persönlichkeit mit einer Vision von Unternehmen im Informationszeitalter, Methoden zum Entwurf und zur Umsetzung neuer Geschäftslösungen und Führungsfähigkeiten, um den Wandel personell und kulturell zu verkraften. Eine wachsende Flut von IT-Innovationen wird diese Transformation noch auf Jahrzehnte in Gang halten, ja sogar beschleunigen.

Hubert Österle studierte in Mindestzeit an den Universitäten Innsbruck und Linz Betriebswirtschaft und promovierte zwei Jahre später, 1973, während seiner Assistentenzeit am Institut für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg zum Doctor rerum politicarum. Nach einer Beratertätigkeit Für IBM Deutschland GmbH wechselte er an die Universität Dortmund, als wissenschaftlicher Assistent an den Lehrstuhl für Betriebsinformatik, wo er sich 1980 in Betriebswirtschaftslehre habilitierte. 1980 wurde Österle Ordinarius für Informatik und EDV-Beauftragter an der Hochschule St. Gallen. Die Tätigkeit in dem aufstrebenden Arbeitsfeld – unterbrochen durch mehrere Forschungsaufenthalte in den USA (New England und California) – ließen ihn Rufe an die Universitäten Dortmund, Innsbruck und Zürich ablehnen. 1989 gründete er das Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen, wo er 1997 den Nachdiplomstudiengang "Master of Business Engineering" initiierte. Zusätzlich zu seinem wissenschaftlichen Engagement gründete er 1989 die IMG AG in St. Gallen, in deren Vorstand er bis zu seinem Wechsel in das Präsidium des Verwaltungsrates 2004 tätig war. Globale Präsenz und damit Größe sind für das internationale Beratungsgeschäft ein kritischer Erfolgsfaktor. Zur optimalen Nutzung des dynamischen Beratungsmarkt-Potentials hat die IMG AG vor einem Jahr mit S&T System Integration & Technology Distribution AG, Wien, einen idealen Partner gefunden. S&T mit IMG AG sind seither Key Player für SAP-Dienstleistungen.

Österles Forschungsgebiete sind Geschäftsmodelle für das Informationszeitalter, Business Engineering, Business Networking, Silent Processes und Independent Living. Sein wissenschaftliches Werk umfasst mehr als 20 Bücher und über 180 wissenschaftliche Beiträge, Forschungsberichte und Vorträge, die Hälfte davon von ihm als Alleinautor! Die folgende, subjektiv getroffene Auswahl aus der langen Bücherliste zeichnet seinen Werdegang als Wissenschaftler nach und verdeutlicht seine kollegiale Arbeitsweise. Den Anfang machen seine beiden 1990 erschienenen Bände "Integrierte Standardsoftware: Entscheidungshilfen für den Einsatz von Softwarepaketen Band 1: Managemententscheidungen und Band 2: Auswahl, Einführung und Betrieb von Standardsoftware".

Bereits 1991 folgte, gemeinsam mit W. Brenner und K. Hilbers, das Buch "Unternehmensführung und Informationssystem. Der Ansatz des St. Galler Informationssystem-Managements". Dabei werden neben zeitbezogenen explizit auch Managementaspekte mit einbezogen und eine ebenenmäßige Trennung zwischen Informatik-Management und Informationssystemen eingeführt. 1995 erschienen die Bände "Business Engineering. Prozess- und Systementwicklung I. Entwurfstechniken und II. Fallbeispiel" und sein gemeinsam mit V. Bach und L. Brecht verfasstes Buch "Software Tools für das Business Processing Redesign". 1996 verfassten Österle und P. Vogler "Praxis des Workflow- Managements. Grundlagen, Vorgehen, Beispiele", und im darauf folgenden Jahr kam von Österle, A. Muther und S. Reinecke das Buch "Electronic Customer Care (ECC)" auf den Markt. 1999 erschienen sein gemeinsam mit R. Riehm und P. Vogler verfasstes Buch "Middleware" sowie das mit den St. Galler Wirtschaftsinformatikern V. Bach und P. Vogler verfasste Buch "Business Knowledge Management", welches mit verschiedenen Firmen durchgeführte Wissensmanagementprojekte darstellt.

Das 2000 erschienene Standardwerk "Business Networking. Shaping Enterprise Relationships on the Internet" von Österle, E. Fleisch und R. Alt beantwortet die Frage, wie vernetzte Unternehmen auf Basis moderner Technologien wirtschaften. 2000 erschien auch sein gemeinsam mit V. Bach verfasstes Buch "Customer Relationship Management in der Praxis" und zwei Jahre danach unter anderem "Business Knowledge Management. Praxiserfahrungen mit Internet-basierten Lösungen". In dem gemeinsam mit V. Bach und P. Vogler verfassten Werk werden zahlreiche Fallbeispiele und Strategien zur Vernetzung mit Kunden und Lieferanten dargestellt. 2003 verfasste Österle gleich vier Bücher: "Customer Knowledge Management. Kundenwissen erfolgreich einsetzen" und "Grundlagen des Customer Knowledge Managements" gemeinsam mit L. M. Kolbe und W. Brenner, sowie mit R. Winter "Business Engineering. Auf dem Weg zum Unternehmen des Informationszeitalters" und mit R. Alt "Real-Time Business. Lösungen, Bausteine und Potentiale des Business Networking".

Sowohl mit Customer Relationship Management als auch durch Knowledge Management sollen die Wissensressourcen von Unternehmen gezielt einsetzbar werden, um gegenüber der Konkurrenz Vorteile zu erzielen. Customer Knowledge Management versucht nun, Synergien beider Ansätze zu nutzen. Weiters wird für Unternehmen des Informationszeitalters dargestellt, dass – vom Kundenprozess ausgehend – in Echtzeitprozessen die Kombination verschiedener Online- und Offline-Absatzkanäle wesentlich ist.

Der 2004 erschienene von Österle gemeinsam mit A. Back, R. Winter und W. Brenner herausgegebene Sammelband "Business Engineering. – Die ersten 15 Jahre" dokumentiert die Entwicklung des Business Engineerings an der Universität St. Gallen anhand ausgewählter Beiträge der ehemaligen IWI-Professoren Bartmann, Nastansky und Schmid sowie der derzeitigen IWI-Professoren Back, Brenner, Österle und Winter.

Aus 2006 stammt sein Bestseller "Geschäftsmodelle 2010 – Wie CEOs Unternehmen transformieren", von Österle gemeinsam mit dem CEO H. Kagermann verfasst und mittlerweile in zweiter Auflage erschienen. Daraus entstand eine chinesische Fassung des Buches, in die 15 chinesische Fälle eingeflossen sind, die zusammen mit der Peking University erhoben wurden.

Ausgangspunkt der Arbeiten über Geschäftsmodelle waren seine 1996 bei einem Forschungsaufenthalt im Silicon Vally mit Pionieren der Internetwelle geführten Gespräche, aus denen der gemeinsam mit Kagermann und weiteren Vorständen von Hightech-Unternehmen verfasste Bericht "Geschäftsmodelle des Informationszeitalters" entstand und dem mehr als ein Dutzend Veröffentlichungen Österles folgten. Österle und Kagermann analysierten, mit beeindruckender Denkintensität und Wissbegierde immer wieder, vor, während und nach dem Internethype, wie die Vernetzung und andere technologische Innovationen die Unternehmen verändern werden. Das führte 2003 zum Entschluss, die Ergebnisse der Diskussionen, die Erfahrungen mit innovativen Konzepten in der Praxis und neue wissenschaftliche Konzepte zusammenzufassen.

Daraus entstand das vorliegende Buch "Geschäftsmodelle 2010 – Wie CEOs Unternehmen transformieren". In der europäischen Kultur ist die wichtigste Aufgabe eines CEO die langfristig gesunde Entwicklung des Unternehmens. Die Geschäftsmodelle des Jahres 2010 prägen Lösungs- statt Produktangebote, neue Wege zum Kunden, enge Anbindung der Kunden, Ecosystem, Convenience, flexible Preismodelle und schnelle Transformation. Seine besondere Aufgabe sieht Österle darin, in der Diskussion mit universitärer Forschung einen Beitrag zu leisten.

Als Schüler Österles bezeichnet sich Univ.-Prof. Dr. Elgar Fleisch, Direktor am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen. Die Liste der gemeinsam verfassten Arbeiten ist lang, im Jahr 2000 waren es beachtliche 14 Titel! Mit Prof. Dr. Rainer Alt, einem weiteren Schüler Österles und mittlerweile Lehrstuhlinhaber an der Universität Leipzig, dessen wissenschaftliches Interesse dem Sourcing in der Finanzindustrie gilt, hat Österle mehr als 30 Veröffentlichungen geschrieben. WebServices als Enabler im Real-time Business, sind darin einer der Schwerpunkte. Prof. Dr. Volker Bach war Assistent bei Österle, veröffentlichte gemeinsam mit ihm zum Thema Customer Relationship Managemet und schuf sich dabei optimale Voraussetzungen für den Aufbau des E-Businessprogramms an der International University Germany. Mit Prof. Dr. Christine Legner (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der European Business School in Östrich-Winkel), die am IWI-HSG zu Business Networking geforscht hat, hat Österle mehr als ein Dutzend Arbeiten verfasst, etwa zu E-Detailling, dem IT-unterstützten Verkaufsdialog über das Internet in Europa, zu paperbased vs. E-contracting, über Service-Portale und zum B2B Business Process Design. Im Hinblick auf die Veranstaltung der OCG-Informatik Akademie vom vergangenen November[4] ist die 2007 verfasste Arbeit "SOA Adoption in Practice – Findings from Early SOA Implementations" hervorzuheben. Koautor bei Österles wissenschaftlichen Arbeiten, mit fast 30 Titeln zu Fallstudien undauch zu PROMET (PROzess METhode), ist sein langjähriger Mitarbeiter Dr. Enrico Senger. PROMET ist ein von IMG AG in Zusammenarbeit mit dem IWI-HSG entwickeltes Methodenkonzept des Business Engineerings zur Einführung neuer Geschäftslösungen in Unternehmen. Es empfiehlt einen Multi-Case-Ansatz mit der Betrachtung aller Ebenen des Business Engineerings und leitet dafür Strukerintur und Vorgehen ab.[5]

Prof. Dr. Walter Brenner, der führende deutschsprachige Forscher und Lehrer auf dem Gebiet des Managements von IS-/IT-Abteilungen, hat bei Österle studiert, promoviert und habilitiert, ist nach einer Führungsposition in der Wirtschaft und mehreren Laufbahn gemeinsam mit Walter Brenner begonnen hatte, hat mit Österle die IMG AG aufgebaut und bis zum Merger mit S&T äußerst erfolgreich geführt. Er ist jetzt als Professor an der ExecutiveSchool der Universität St. Gallen tätig. Prof. Dr. Leo Brecht, der sich als Mitarbeiter von Österle in St. Gallen habilitiert hat, ist CEO von A. D. Little Schweiz und wirkt gleichfalls in der Lehre mit.

An der Universität St. Gallen gelten die Lehrveranstaltungen des akademischen Lehrers Österle zu "Business Engineering", "Business Networking" und "Enterprise Systems" eher als 'dicke Bretter'. Es gelingt ihm aber offensichtlich seit vielen Jahren, in der Ausbildung zu Business Engineers die Begeisterung für Innovationsaufgaben in Unternehmen an die Studierenden weiterzugeben. Im Informationszeitalter vollzieht sich die Transformation von Unternehmen auf den drei Gestaltungsebenen Strategie, Prozesse und Informationssysteme. Innovationen der Informations- und Kommunikationstechnik ermöglichen neue Geschäftslösungen. Für die Gestaltung des komplexen Transformationsprozesses werden Engineering-Fähigkeiten, Methoden zum Entwurf und Werkzeuge zur Umsetzung vermittelt. Die von Österle zusammen mit Prof. Dr. Robert Winter ins Leben gerufene Ausbildung zu "Executive Master of Business Engineering" – mit Modulen im Silocon Valley und China – erreichte heuer einen neuen Teilnehmerrekord.

In der Forschung entwickelt Österle am IWI-HSG in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wissenschaftlich abgesicherte,praxistaugliche Lösungen zu strategischen Aufgabenstellungen der Wirtschaftsinformatik. Methodische Grundlage ist dabei stets sein Business Engineering-Ansatz. Auch in Österreich ist Österle für Wissenschaft und Forschung engagiert. Als renommierter Wissenschaftler ist er Mitglied der Wissenschaftskommission des Landes Vorarlberg, welche die Landesregierung bei der Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes unterstützt. In Wien wirkt er im Kuratorium der Vienna Business School mit. Herr Professor Dr. Österle und die Universität St. Gallen haben hierzulande einen außerordentlich guten Ruf. Für die Zukunft wünschen wir uns viele weitere Brückenschläge Österles in seine alte Heimat


[1] Business Informatics Dates an der TU Wien: „Geschäftsmodelle für ‚Silent Processes’“ vom 14. 1. 2008
[2] www.iwi.unisg.ch
[3] www.img.com
[4] "Internet meets Telecommunications: IP Multimedia Subsystem (IMS) und Service Oriented Architecture (SOA)" mit Univ.-Prof. Dr. Thomas Magedanz, Wiederholung am 9. April 2008
[5] www.promet-web.com

Pioniere der Informatik, OCG-Journal, Ausgabe 1/2008