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Fliegende Erntehelfer #

Funkgesteuerte Drohnen finden Eingang in Österreichs Landwirtschaft. Einsatzgebiete sind Boden- und Dünger-Monitoring, aber auch Pflanzenschutz. Die Multicopter können gezielt Nützlinge abwerfen. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Dienstag, 2. Mai 2017)

Von

Eva Gabriel und Adolf Winkler


Funkgesteuerte Drohne
Funkgesteuerte Drohnen finden Eingang in Österreichs Landwirtschaft
Quelle: Kleine Zeitung

Surrend gleitet die Drohne durch die Luft. „Wir sehen von oben aufgrund der Chlorophyll-Ausschüttung der Pflanzen, ob sie Stress haben. Wir messen das mit Farbfiltern im Nanobereich, die Wellenlängen zeigen uns an, ob die Pflanzen bewässert werden müssen, ob sie gesund sind oder krank“, erzählt Raphael Urf von Grandur Film Studios. „In der ersten Maiwoche beginnen wir zum Beispiel mit dem Befliegen von Ackerflächen für Soja, Weizen und Mais im Glantal“, arbeitet der Mitbegründer der „Copter Log Services“ mit Rudolf Grünanger von der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Klagenfurt zusammen. Im Kontakt steht man auch mit dem steirischen Unternehmen „Festmeter“, das der Forstwirt Kurt Wöls mit Technikern im Zentrum für Angewandte Technologie in Leoben aus der Taufe gehoben hat, um dem Borkenkäfer per Drohne und Spezialsoftware von der Luft aus den Kampf anzusagen. Fällt der Borkenkäfer ein, reflektiert das Blattgrün das Sonnenlicht anders als gesunde Bäume. Die so erkannten befallenen Bäume kann man aussondern, ehe der Borkenkäfer weiterfliegt. Zwei Beispiele für ein Zukunftsthema in der Landwirtschaft: die Copter-Technologie.

Unbemannte Flugobjekte sollen das Acker-Monitoring von oben perfektionieren. Bisher mit Militärtechnik assoziiert, hält die Drohne Einzug in die Landwirtschaft, in die Präzisionslandwirtschaft. Die Landwirtschaft wird umgepflügt. Österreichs Lagerhäuser der Raiffeisen Ware Austria haben eine eigene Drohne mit Kamera im Einsatz, die man für diverse Einsatzbereiche mieten kann. Bestückt mit Sensoren, Multispektralkameras und GPS-Empfängern unterstützt diese die Landwirte beim effizienten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und liefert Daten über die Bodenbeschaffenheit. Infrarotaufnahmen machen Vegetationsunterschiede und Pflanzenarten sichtbar. Auch Unkraut. Luftbildaufnahmen weisen auf punktgenauen Düngebedarf hin: Der Dünger muss nicht mehr „vollflächig“ aufgebracht werden. Aufgrund der Färbung und der Struktur der Bestände erhält der Landwirt in einem frühen Stadium Hinweise auf Mangelerscheinungen bzw. Reifeunterschiede. Mit Wärmebildkamera bestückt kann die Drohne Rehe und Hirsche erkennen und so zur Wildschadensverhütung beitragen bzw. Wildtiere vor dem Mähtod schützen. „Unsere Drohne kann aber auch Nützlinge ausbringen“, sagt Peter Messner, Geschäftsführer der Unser Lagerhaus WHG. Gegen den sogenannten Maiszünsler wirft die Drohne winzige Kapseln ab, aus denen Raupen der Schlupfwespe Trichogramma evanescens schlüpfen. Diese suchen sodann die Eigelege der Maiszünsler auf und parasitieren die Schädlinge durch Anstechen und Ablage von neuen Eiern. Natürliche Schädlingsbekämpfung. Die Drohne „inspiziert“ aber auch Gebäude, Silos und Hallen, spürt Hagen- und Frostschäden auf. Im Forstbereich bieten sich ihre Flüge zur Dokumentation von Aufforstungsprojekten an. Der Pilot ist Teil des Drohnen-Service von Lagerhaus. Er braucht keinen grünen Daumen, aber einen Drohnen- Führerschein. Die Drohne HT-8 fliegt mit einer Geschwindigkeit von 55 km/h. Ihre Flughöhe beträgt maximal 150 Meter. Dadurch, dass sie senkrecht startet und landet, kann sie auch auf kleinstem oder schwer erreichbarem Raum agieren.

„Damit wir Nützlinge austragen können, brauchen wir auch den Pflanzenschutzmittel-Ausweis“, ergänzt Urf. Die Copter Log fliegt mit mehreren Drohnen und zwei Flächenfliegern auch für die Industrie. „Das Problem ist die Gesetzeslage. Derzeit dürfen wir auch nur 500 Meter im Radius fliegen. Da muss man den Standort oft wechseln. 150 bis 200 Hektar zu befliegen, schaffen wir aber am Tag.“ Ein Technologieführer im Copter-Bereich ist Hans Georg Schiebel mit seinem Unternehmen Schiebel Aircraft in Wiener Neustadt. Die hoch entwickelten Camcopter S100 sind auch in Krisengebieten im Einsatz, etwa zur Flüchtlingsbergung im Mittelmeer oder für die OSZE in der Ostukraine, um den Waffenstillstand zu überwachen, aber auch, um Minen aufzuspüren. „Der Einsatz von Multispektralkameras in der Landwirtschaft sollte intensiver genutzt werden“, so Schiebel. „Die aus der Luft gewonnenen Daten können in Bewässerungsanlagen oder Düngemaschinen übertragen werden.“

LEXIKON #

Drohne kommt vom indogermanischen „brummen“ und bezeichnet die männliche Honigbiene, Hummel, Wespe oder Hornisse. In der Luftfahrt bezeichnet der Begriff Drohne ursprünglich ein unbewaffnetes Übungsziel.

Unbemannte, ferngesteuerte Flugkörper werden seit dem frühen 20. Jahrhundert eingesetzt. U. a. auch für Gemeindienst, Polizei, für kommerzielle oder wissenschaftliche Zwecke.

Kleine Zeitung, Dienstag, 2. Mai 2017

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