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Wie beeinflussen Science-Fiction und Technik einander?#

Hubert Weitensfelder

Im Begriff „Science-Fiction“ verbinden sich Naturwissenschaften und dichterische Darstellung. Im Unterschied zu Märchen oder zur „Fantasy“ spielen ihre Geschichten zwar in einem wunderbaren Universum, das aber grundsätzlich mit der „realen“ Welt vereinbar zu sein scheint. Science-Fiction bedient sich einer Sprache, die ihre Begriffe aus der Technik und den exakten Wissenschaften entlehnt.

Ein früher Vorläufer des Genres war der Roman Frankenstein von Mary Shelley, der 1818 erschien. Als Begründer der modernen Science-Fiction gilt aber der aus Luxemburg stammende Hugo Gernsbacher, der seit 1926 in den USA die Zeitschrift Amazing Stories herausgab. Später tauchten Science- Fiction-Themen auch im Kino, im Fernsehen und schließlich in Computerspielen auf. Viele bedeutende Science-Fiction-Autoren waren zum einen ausgebildete Naturwissenschafter, zum Beispiel der Biochemiker Isaac Asimov und der Mediziner Stanislaw Lem; zum anderen zählten die Angehörigen technischer Berufe von Anfang an zu den begeistertsten Lesern von Science-Fiction-Texten.

Ein Beispiel für die vielfachen Anregungen zwischen Science-Fiction und Technik bzw. Naturwissenschaften liefert die frühe Raketentechnik. Der Russe Konstantin Ziolkowski entwickelte als erster Pläne für mit flüssigem Treibstoff angetriebene Raketen, mit denen der Weltraum erkundet werden sollte. 1903 veröffentlichte er eine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema, die jedoch unbeachtet blieb. Um Interesse für seine Forschungen zu erwecken, verfasste Ziolkowski literarische Texte, darunter einen Zukunftsroman. Seit Mitte der 1920er Jahre entstanden Vereine zur Förderung des Raketenbaus; zu den ersten Vorsitzenden des deutschen „Vereins für Raumschifffahrt“ zählte der Techniker Hermann Oberth. Er beriet den Regisseur Fritz Lang bei den Dreharbeiten zu dessen Film Die Frau im Mond (1929).

Ein weiterer Beleg für die vielfältigen Verbindungen zwischen Science-Fiction und real existierender Technik ist die Suche nach außerirdischer Intelligenz. Schon um 1900 äußerten prominente Elektrotechniker wie Guglielmo Marconi und Nicola Tesla die Idee, mittels Radiowellen eine Verständigung mit anderen Weltraumbewohnern zu versuchen. In den 1950er Jahren griff Frank Drake diese Ideen auf; er arbeitete an einem Radioteleskop in Green Bank (West Virginia, USA). 1961 fand dort eine Tagung zu diesem Thema statt, an der neben vielen anderen Wissenschaftern auch der Astronom Carl Sagan teilnahm. Damals wurde die Kurzbezeichnung SETI für „Search for Extra- Terrestrial Intelligence“ geprägt. Drake und Sagan machten bald darauf Karriere und richteten eine SETI-Arbeitsgruppe ein, die sich jahrzehntelang mit diesem Thema befasste; Letzterer verfasste auch populärwissenschaftliche Bücher, in denen er unter anderem eine mögliche Kolonisation des Planeten Mars beschrieb. Bis heute liefern die Forschungsergebnisse von Astronomie und neuerdings vermehrt von Nano-, Gen- und Biotechnologie immer wieder Anregungen für spekulative Science-Fiction-Geschichten.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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