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Führt uns technischer Fortschritt auf der Einbahnstraße in die Sackgasse?#

Jakob Calice

Als technischen Fortschritt bezeichnet man die Verbesserung der technischen Möglichkeiten einer Gesellschaft. Erinnert man sich an die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte, kann leicht der Eindruck entstehen, dass wir uns auf einem vorgegebenen Weg befinden, der stetig neue Techniken in einer bestimmten Abfolge für uns bereithält: Das Telefon wurde zuerst schnurlos, dann mobil und zuletzt zum multimedialen Allzweck- Gerät mit Fotoapparat und MP3- Player. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis es etwa auch als Video-Beamer eingesetzt werden kann.

Die Entwicklung neuer Techniken erfolgt aber nicht linear, nach einem vorgegebenen Schema, an das sich die Menschen anpassen müssen. Im Gegenteil: Techniken entstehen immer im Kontext gesellschaftlicher Bedingungen auf der Basis schon vorhandener Techniken. Was als fortschrittlich gilt, also als Verbesserung definiert wird, hängt von verhandelten Werten der Gesellschaft ab – technischer Fortschritt reagiert auf gesellschaftliche Bedürfnisse. In westlichen Industriegesellschaften waren beispielsweise die Leitlinien technischer Entwicklung in den letzten beiden Jahrhunderten vornehmlich durch Ökonomie und Militär geprägt – man strebte die Förderung von Wirtschaftswachstum und militärischer Schlagkraft an.

Während dieser relativ kurzen Zeitspanne wurde die materielle Basis der Erde durch den Einsatz neuer Techniken so stark verändert, dass nach heutigem Ermessen die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen gefährdet ist. Zugleich ist spätestens seit dem Beginn der 1970er Jahre klar, dass die – erst durch Technik nutzbare – energetische Basis der Industriegesellschaft, also fossile Energieträger wie das Erdöl, endliche Ressourcen darstellen. Mehr noch: es wurde deutlich, dass man sich damit in eine Abhängigkeit begeben hat, die sich nicht so einfach rückgängig machen lässt. Würde man das Auto verbannen, so würden wir wohl kaum wieder im 19. Jahrhundert landen. Ohne größere Krise könnte die Industriegesellschaft einen solchen Eingriff in eines ihrer Fundamente – die Mobilität – nicht überstehen.

In diesem Sinne verlaufen technische Entwicklungen – wie die Geschichte selbst – immer auf einer Einbahnstraße: Sie lassen sich nicht rückgängig machen. Diese Straße muss aber nicht in einer Sackgasse aus verbrauchten Ressourcen auf einem verschmutzten Planeten enden. Der veränderte Blickwinkel auf die Natur hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, den technischen Fortschritt in eine Richtung zu lenken, die ökologische Probleme, wenn auch nicht beseitigt, so zumindest stärker berücksichtigt.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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