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Ein ganzes Volk mit einem einzigen Kleidercode#

Bhutan widerstrebt der Vereinheitlichung durch die Weltmode#

von

Günther Jontes

Alle Aufnahmen wurden vom Autor in den Jahren 2004 und 2005 gemacht und sind Teil des Archives „Bilderflut Jontes“

Stein der Inschriften
In Inschriften werden auch die Besucher aus dem Westen gebeten, ihren Beitrag zum Glück der Bhutanesen zu leisten, unter CC BY 4.0
Als 1979 ein indischer Journalist den bhutanesischen König Jigme Singye Wangchuk nach dem Bruttosozialprodukt, das Vergleiche für den Wohlstand eines Landes ermöglicht, fragte, antwortete dieser, dass dies für sein Land keinesfalls genüge. Er sprach von einem Bruttonationalglück. Dessen Ermittlung sei ein Versuch, über die Beurteilung des Lebensstandards durch das Bruttonationaleinkommen hinaus den ganzheitlichen Rahmen in psychologischer und ethischer Weise zu definieren.

Diese Denkensweise der Regierung einer konstitutionellen Monarchie, hebt Bhutan, dieses letzte aller Himalaya-Königreiche, über alle anderen Länder der Erde hinaus.

Man hat dazu aber auch zu bedenken, dass der König aus der Zeit vor der Konstitution noch immer eine so große Autorität innehat, dass seine Anordnungen generell auch heutzutage befolgt werden. Und das sind nicht wenige und sehr durchgreifende. Immerhin beruft er sich auf den Buddhismus tibetischer Prägung der Richtungen Drugpa-Kagyü und Nyingma, also vorreformatorischer Strömungen.

Bhutan ist das einzige Land, welches diese nordbuddhistischen Bekenntnisse als Staatsreligion hat. Dementsprechend groß ist deshalb auch der Einfluss der Klöster

Bhutan
Angewandtes Soziales Glückprodukt durch ein altes Ehepaar personifiziert, unter CC BY 4.0
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Stilles, in sich versunkenes Glück, unter CC BY 4.0

Die kulturelle Bindung an das alte Tibet zeigt sich auch in der Sprache, dem Dzongkha, das dem Tibetischen sehr nahe verwandt ist und auch in tibetischer Schrift geschrieben wird.

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Hinweistafel in tibetischer Schrift im Paro-Dzong, unter CC BY 4.0
Bhutan
Und auf einem religiösen Monument, unter CC BY 4.0

Im ganzen Land darf nur mit heimischen Materialien in traditionellen Formen gebaut werden. Jegliche Kunststoffprodukte sind verboten, ebenso unterliegt alles einem generellen Rauchverbot. Zum Schutze der Umwelt werden nur wenige Fremde ins Land gelassen, Wirtschaftshilfe wird zurückgewiesen, Berater nur in wenigen Fällen akzeptiert. Hochtourismus existiert nicht, man kann nur mit der eigenen staatlichen Luftlinie und über wenige Grenzübergänge nach. Bhutan gelangen. Alle Politik zielt auf die Unversehrtheit der Natur. Dies macht das Land zu einem einzigartigen Naturparadies, das noch zu zwei Dritteln von Wald bedeckt ist. Die Zonen des Landes reichen von schneebedeckten Himalayagipfeln über gemäßigte Zonen bis hinab in Regenurwälder mit ursprünglich gebliebener Tier – und Pflanzenwelt. Bhutan versorgt halb Asien mit Obst, besonders Äpfeln. Solarzellen und kleine Wasserkraftwerke liefern so viel elektrischen Strom, dass dieser gegen gutes Geld in die Nachbarländer exportiert werden kann. Man hat aus den Fehlern der Nachbarländer gelernt!

Mit 38.400 km² ist Bhutan etwa gleich groß wie die Schweiz, hat aber nur etwa 800.000 Einwohner und ist deshalb nur dünn besiedelt. An sensiblen Grenzen mit China und Nepal gelegen, hat das Land eine enge wirtschaftliche und militärische Kooperation mit Indien. Man versucht auf allen Ebenen eine Balance zu halten.

Was auf dem Neuankömmling zuerst auffällt, ist die einheitliche Kleidung der Bevölkerung sei sie nun städtisch oder ländlich geprägt. Die Bevölkerung von Bhutan ist auch angehalten, stets die Nationaltracht zu tragen. Gerade noch moderne Schuhe werden toleriert, aber schon die Haartracht folgt einem Einheitsschema.

Kleidung hängt mit einer traditionellen Textilproduktion zusammen. Schaf, Ziege und Yak liefern dazu beste Materialien. Die Fertigkeit des Webens, Stickens und Nähens ist tief in der Landeskultur verankert. Und Kleidung sagt in Bhutan auch etwas über den gesellschaftlichen Rang der Menschen aus, die sie tragen. Männer tragen den gho, der meist aus kariertem einfarbigem Stoff geschneidert ist. Er besteht aus einem bodenlangen Jackenteil, dessen Länge durch einen gewobenen Gürtel (kera) bestimmt wird. Das Gewand hat keine Taschen, aber über dem Gürtel kann man im Brustbausch allerlei unterbringen. Hat man bei einer Behörde zu tun oder nimmt man an festlichen Ereignissen teil, so tragen die meisten Männer eine breite weiße Schleife (kapney) . Bei vom König ausgezeichneten Leuten ist diese rot, rotweiß bzw. blauweiß bei Beamten und grün bei Richtern. Kennzeichen der sozialen Stellung ist auch, wie weit die Manschette des Ärmels aufgestrickt ist. Je breiter, desto höher ist der Rang.

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Auf dem Weg in Ämter, unter CC BY 4.0
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Auf dem Weg in Ämter, unter CC BY 4.0
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Umlegen des kapney. Um den Hals trägt der Mann eine Gebetsschnur, unter CC BY 4.0
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Kapney eines Beamten, unter CC BY 4.0
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Gegensatz Laie und Mönch, unter CC BY 4.0
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Sonderkleidung der historischen Armeeuniform, unter CC BY 4.0
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Hochrangiger Würdenträger, unter CC BY 4.0

Während die Männer ganz einfach gemusterte Stoffe ohne ornamentalen Schmuck tragen, ist beim gho, dem traditionellen Übergewand der Frauen eine sehr große Vielfalt zu beobachten, die von Schwarzweiß-Mustern bis zu bunten phantasievollen Formen reichen. Feine Seidenstoffe werden aus Indien oder China importiert.

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Lizenziert unter CC BY 4.0
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Frauen tragen eine kira, wobei Buntheit und Vielfalt der Muster auch Aussagekraft über die Stellung der Trägerin hat. Das Obergewand kira ist bodenlang wie beim Mann. Darunter wird eine langärmelige Bluse (woju), darüber ein hüftlanges Jäckchen (tego) getragen. Die Gürtung erfolgt mit dem kera, einem gewobenen Textil. Über die linke Schulter wird eine schmälere, oft schön durch Stickerei verzierte Schleife (raju) gelegt.

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Lizenziert unter CC BY 4.0
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Auch Frauen von kleineren ethnischen Minderheiten sind angehalten, die bhutanesische Nationaltracht anzulegen, unter CC BY 4.0
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Raju beim Händler, unter CC BY 4.0
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Bunte Vielfalt der Frauenkleidung, unter CC BY 4.0
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Schöne Fibeln und Broschen zeugen von bhutanesischer Goldschmiedekunst, unter CC BY 4.0
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Verunstaltete Zähne durch die Unsitte des Betelkauens zerstören den Eindruck schöner Kleidung, unter CC BY 4.0

Die Haartracht ist bei Männern und Frauen identisch. Es gibt keine individuellen Frisuren über diesen Pagenschnitt hinaus. Sie widersprächen den guten Sitten.

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Weißhaarige alte Nonnen, unter CC BY 4.0
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Junge Mutter mit pechschwarzem Haar, unter CC BY 4.0
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Elegante junge Dame, unter CC BY 4.0
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Junger Mann, unter CC BY 4.0
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Und alter Herr, unter CC BY 4.0