!!!Rituelles Schweineschlachten und Erdkochen beim Volk der Dani in Zentralneuguinea (Indonesische Provinz Papua / Irian Jaya)


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__[Günther Jontes|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Jontes,_Professor_Dr._Günther_(Volkskunde,_Brauchtum,_Geschichte)]__, 2016


''Das Bildmaterial für diesen Beitrag wurde im Jahre 1990 im Dorfe Suroba (Indonesische Provinz Papua / Irian Jaya)[{GoogleMap location='Indonesien, Papua'}] durch den Autor aufgenommen.''




Neuguinea [{GoogleMap location='Papua Neuguinea'}] ist nach Grönland die zweitgrößte Insel der Welt. Sie ist heute politisch zweigeteilt. Der Ostteil bildet den selbständigen Staat Papua Niugini, der Westteil gehört als Irian Jaya [{GoogleMap location='Irian Jaya, Indonesien'}]heute zu Indonesien. Der Osten bildete bis 1918 eine deutsche Kolonie, der Westen gehörte zum niederländischen Kolonialreich. Beide Teile sind im Inneren nur wenig erschlossen. Die geographische Zerrissenheit durch Bergketten, tiefe Täler und üppigsten Dschungel haben dazu geführt, dass eine ethnische Vielfalt von Stämmen herrscht, die sich teilweise trotz nachbarlicher Nähe miteinander sprachlich nicht verständigen können. Man spricht von etwa 600 Sprachen, die wieder in lokale Dialekte zerfallen und noch ein weites Betätigungsfeld für Linguisten bilden.

Im zentralen Hochland Irian Jayas gibt es eine Region, die erst im Jahre 1938 entdeckt wurde und sich noch immer mit dem indigenen Volk der Dani kulturell in einem sehr ursprünglichen Zustand befindet. Es handelt sich um das etwa 50 km lang sich erstreckende Baliem-Tal mit dem Hauptort Wamena, das sich in ungefähr 1600 m Seehöhe hinzieht. Man kann dieses Tal nur mit Kleinflugzeugen von Jayapura an der Nordküste aus erreichen.

Etwa 100.000 Dani siedeln in zahlreichen Dörfern, die man teilweise nur zu Fuß erreichen kann. Die kriegerische Vergangenheit dieser Völker äußert sich noch heute in der Anlage der Dörfer (omma), die von Palisadenzäunen umgeben sind und im Inneren strohgedeckte Rundhütten für die Familien und besondere Frauenhäuser beinhalten. Ein eigenes Männerhaus ist für die Frauen tabu, die in der sozialen polygamen Schichtung eine wichtige Rolle spielen. Clandenken herrscht vor und bestimmt auch die Umgangsformen. 

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Noch heute kleidet man sich traditionell, wobei die fast nackten Männer (ap) eine Peniskalebasse (holim) aus einer getrockneten röhrenförmigen Kürbisfrucht tragen. Die unverheirateten Mädchen (horak) sind mit einem Baströckchen bekleidet, während die Frauen (humi) barbusig  ihren Rücken als schamhafte Zone mit einem Tragenetz verhüllen und dazu noch eine Schürze aus Orchideenfaserschnüren umhaben. Kinder (yekerugi) laufen durchwegs völlig nackt umher. 

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Wie bei allen Papuavölkern haben vor allem die Männer ein besonderes, durch viel Phantasie beflügeltes Schmuckbedürfnis. Frisuren, die mit Schweineschmalz geformt werden. Brustschmuck aus Kaurimuscheln. Auch Kopfschmuck aus Vogelfedern ist. häufig. 

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Um die Dörfer gibt es eine gut entwickelte und arbeitsteilig bearbeitete Gartenwirtschaft, in welcher vor allem Knollenfrüchte wie Süßkartoffel (hepere), Bananen (haki), und die später aus dem Westen eingeführten Maniok oder Yamswurzeln angebaut werden. Noch heute werden Steinbeile (yage) erzeugt und verwendet. Das nötige Salz holt man sich aus Salzquellen, indem trockene Blätter in Salzlake getaucht werden, diese dann verbrennt und mit der salzigen Asche würzt. Einst herrschte ritueller Kannibalismus und noch 1974 wurden Missionare getötet und verspeist.


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Eine besondere Rolle für die Versorgung mit tierischem Eiweiß spielt das seit undenklichen Zeiten domestizierte Schwein (wam), das einen fast kultischen Status innerhalb der Dani-Gesellschaft einnimmt. Gejagt wird noch heute mit Pfeil (male) und Bogen sikhe), wobei ungefiederte Pfeile mit besonderen Spitzen vor allem für die Fisch- und Vogeljagd Verwendung finden.

 


Die Schweine werden nicht in der weltweit üblichen Weise durch Durchtrennung der Halsschlagadern getötet. Sie werden mit einem eigenen Pfeil aus nächster Nähe durch einen Schuss ins Herz ums Leben gebracht.


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Vor dem Zerlegen des Tieres werden über einem Feuer die Borsten abgesengt. 

Das Feuermachen erfolgt noch durch Reibungshitze, die durch schnelle Ziehen einer Rotangschnur auf einem Stück weíchen Holzes entsteht, und dem Anfachen auf trockenem Stroh bis die Flamme dieses erfasst.

Die Zubereitung des mit haarscharfen Bambusmessern aufgeteilten Schweinefleisches geschieht noch auf sehr urtümliche Weise. In einem großen Feuer wird eine Menge von Steinen erhitzt. Eine etwa 150 cm tiefem Erdgrube wird mit fleischigen großen Blättern ausgekleidet und die Fleischstücke schichtweise mit Steinen, Kräutern, Süßkartoffeln und wiederum Blättern eingebracht, bis die Grube halbwegs gefüllt ist.
 
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Dann wird sie mit Erde und Steinen verschlossen und einige Stunden lang kann das Fleisch in sich garen. Es kommt zart und würzig mit den Gemüsen zutage und kann gleich verzehrt werden, wobei die Verteilung nach gewissen Clan- und Familienschichten erfolgt.

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[{Metadata Suchbegriff='Jontes,Schweineschalchten, Neuguinea' Kontrolle='Nein'}]