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Welche Zierpflanze verursachte einen Börsenkrach?#

Franz Stürmer

Ist es möglich, dass drei Tulpenzwiebeln gegen eine Brauerei eingetauscht wurden? Dass die Sorte „Vicekönig“ für 24 Wagenladungen Getreide, Schweine, Kühe, Fässer mit Bier und mehrere Tonnen Käse den Besitzer wechselte? In Holland waren in den Jahren 1629–1636 Preise für Tulpen in dieser Größenordnung gang und gäbe.

Die Tulpe kam Ende des 16. Jahrhunderts über diplomatischen Weg aus der Türkei nach Mitteleuropa, von dort wurde sie in Botanikerkreisen in Europa weitergereicht.

Anfänglich missachtet, wurde sie durch Kreuzungsversuche holländischer Züchter, die farbenprächtige Sorten erzielten, zum Kultobjekt der Pflanzenliebhaber. Die Züchter konkurrierten untereinander und versuchten sich durch besondere Blütenformen und -farben ihrer Kreuzungen zu übertreffen.

Damit entstand eine große Sortenvielfalt, wobei die Sorten oftmals nur in wenigen Zwiebeln vorhanden waren. Die gesteigerte Nachfrage und die geringe Anzahl der Zwiebeln pro Sorte ließ die Preise rapide in ungeahnte Höhen schnellen. Kostete eine Zwiebel am Anfang der „Tulipomanie“ einen Gulden, wurde dieselbe Sorte 1636 mit über 1.000 Gulden pro Zwiebel gehandelt. Eigene Tulpengesetze wurden erlassen, der Handel standardisiert, vielerorts Tulpenauktionen veranstaltet. Teilweise wurden per handkolorierte Kataloge und auf Kaufoption Geschäfte gemacht. Mittlerweile handelten nicht nur Pflanzenliebhaber mit Tulpenzwiebeln, das Tulpenfieber hatte die gesamte Bevölkerung erfasst.

Diese Entwicklung rief natürlich auch Spekulanten auf den Plan, die Tulpenzwiebeln und Kaufoptionen wie Aktien handelten und damit zusätzlich künstliche Höchstpreise erzielten. Interesse aus dem Ausland steigerte den Tulpenwahn, der Ende 1636 seinen Höhepunkt erreichte. Vermögen, Häuser und Grundbesitz wurden in die Züchtungen investiert.

Als im Februar 1637 bei einer Tulpenauktion der Preis für eine Zwiebel um ein Viertel unter den Erwartungen blieb, löste dieser Einzelfall bei den „Tulpenaktionären“ eine Welle von Verkäufen aus, die den Markt überschwemmten und die Preise ins Bodenlose fallen ließen. Der Tulpenhandel kam teilweise zum Erliegen, investiertes Vermögen löste sich in Blütenstaub auf.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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