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Royal Wedding, zweiter Versuch#

Die Ehe von Diana und Charles geriet zum Fiasko – Königsfamilie einig: So etwas darf sich nicht wiederholen#


Von der Wiener Zeitung (Sa./So. 23./24. April 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt

Von

Michael Schmölzer


Verlobungsfotos der Royals
Zwei Hochzeiten kein Vergleich. (r.) Diana Spencer und Prinz Charles. (l.) Kate und William
© epa

  • Briten wollten nach Dianas Tod die Monarchie abschaffen.
  • Strategen zogen Lehre aus Fehlern der Vergangenheit.
  • Erfolgsaussichten für William und Kate ungleich besser.

London. Das britische Königshaus hat schon schlechtere Tage gesehen. Zwar sind 70 Prozent der Inselbewohner laut Umfrage noch nicht im Hochzeits-Fieber, das könnte sich in der kommenden Woche aber ändern.

Am Freitag, dem 29. April geben Kate Middleton und Prinz William einander in Westminster Abbey das Ja-Wort. Beide sind im Volk beliebt, die allgemeine Stimmung ist zwar abwartend, aber doch positiv.

Kein Vergleich zum Jahr 1997, als die Briten ernsthaft über die Abschaffung der Monarchie nachdachten. Knapp vor dem tragischen Autounfall der Prinzessin Paris im August hatte die Mehrheit erstmals genug von den noblen Bewohnern des Buckingham Palace. Nur noch 48 Prozent waren uneingeschränkt für den Fortbestand der Monarchie, zwei Drittel der Jugend verlangte die Umwandlung Großbritanniens in eine Republik. Zwar war Lady Di die meistfotografierte und – wie es vielen schien – unglücklichste Frau der Welt, nach ihrem Tod im August 1997 beliebter denn je. Kritisch hinterfragt wurde aber ein altbackenes System mit Queen Elizabeth II. an der Spitze, das an verzopften Traditionen festhielt und als nicht volksnah empfunden wurde. Vor allem, weil es halsstarrig an Gepflogenheiten aus vergangenen Jahrhunderten festhielt.

Es geht aufwärts#

Seitdem haben zahllose Image-Strategen und PR-Experten hart gearbeitet – mit Erfolg. Das Gedenken an Lady Di verblasst langsam, übrig bleibt eine melancholische Erinnerung, die von Millionen Menschen im Jahr 2007 wieder aufgefrischt werden konnte. Zum zehnten Todestag fand im Wembley-Stadion das "Concert for Diana" statt, ihre Söhne William und Harry moderierten, zahlreiche Stars gaben ihr Bestes. Mittlerweile haben die Briten Prinz Charles sogar verziehen, dass er Camilla Parker-Bowles geheiratet hat. Sechs Jahre nach der Vermählung ist es jetzt kein Thema mehr, dass Camilla die alleinige Schuld am Aus der Ehe zwischen Charles und Prinzessin Diana tragen soll. Im reifen Alter von 63 und inzwischen selbst Großmutter, gelingt es Camilla immer besser, die stille Zuneigung der Briten zu gewinnen. Sie habe es durch ihre zurückhaltende, unaufdringliche Art geschafft, ihre Beliebtheit stetig zu erhöhen, sagen Experten. Sie habe niemanden gekränkt, sich nicht blamiert und keine Fehler gemacht, lautet das Ergebnis einer Umfrage.

Zuvor war das britische Königshaus vor allem deshalb in die Krise geschlittert, weil die royalen Konventionen einigermaßen im Widerspruch zur übrigen gesellschaftlichen Entwicklung standen. Die Werthaltungen des britischen Hochadels waren in den 70er-Jahren antiquiert wie eh und je und wohl auch entscheidend dafür, dass Charles und Diana eine desaströse Ehe beschieden war. So wurde die erst 17-jährige Diana Spencer vom Hof als geeignete künftige Königin betrachtet, weil sie dem stellvertretenden Privatsekretär von Königin Elizabeth II. bei einem gesellschaftlichen Ereignis angenehm aufgefallen war. Zudem stammte sie aus dem Hochadel, war protestantisch – und Jungfrau. Überdies vermochte es die versammelte britische Regenbogenpresse nicht, Leichen in Dianas Keller aufzustöbern. Während Prinz Charles an einer ganz anderen Frau interessiert war, wurde von im Hintergrund agierenden Zeremonienmeistern dafür gesorgt, dass Diana und Charles einander immer öfter begegneten. Charles nahm Diana 1980 auf Polospiele mit, im Juli 1981 wurde geheiratet. Diana war erst 20 Jahre alt und litt aufgrund der plötzlich enormen öffentlichen Aufmerksamkeit unter Bulimie und Depressionen, sie unternahm Selbstmordversuche. Die Ehe geriet schnell in die Krise, die Regenbogenpresse schlachtete jedes peinliche Detail der wechselseitigen Entfremdung gnadenlos aus. 1992 kam es zur Trennung, 1996 war die Scheidung durch. Für Schwiegermutter Elizabeth II. war Diana damit gestorben, noch bevor die Prinzessin Ende August 1997 in Paris tödlich verunglückte. Nach dem Unfall unterbrach die königliche Familie nicht ihren traditionellen Sommerurlaub auf Schloss Balmoral in Schottland und zog sich zurück, anstatt öffentlich Gefühle zu zeigen. Das britische Volk versank derweil in kollektiver Trauer und 72 Prozent der Briten verstanden die Zurückhaltung der Queen nicht. Erst nach einer quälend langen Woche trat Elizabeth vor die Kameras und sprach öffentlich ihre Trauer aus.

Der weltweite Hype um Dianas Tod machte 1997 deutlich, dass das Bedürfnis nach Royals vorhanden war. Gleichzeitig wurde die Forderung übermächtig, dass eine Modernisierung der Monarchie unumgänglich sei. Die "Sunday Times" schrieb, das Land wolle eine natürlichere, volksnähere Monarchie nach dem Vorbild der New Labour Party von Premier Tony Blair. Für den "Independent on Sunday" stand das Überleben der Monarchie auf dem Spiel, hier wurde der Vorschlag geäußert, die Queen mit 75 einfach in Pension zu schicken. In den folgenden Jahren kehrte langsam Ruhe ein. Mit dem Tod Dianas war dem Boulevard der entscheidende Protagonist abhanden gekommen, die Windsors versanken in einen Dornröschenschlaf, unterbrochen nur von einem Auftritt Prinz Harrys in Nazi-Uniform.

Neue Generation tritt an#

Jetzt tritt mit William Windsor und Kate Middleton die nächste Generation vor den Traualtar und die royalen Strategie-Berater wissen, dass die britische Monarchie in eine heikle Phase tritt. Das Königshaus will ein weiteres Desaster verhindern, man hat seine Lektionen gelernt. Royal Wedding, zweiter Versuch, soll eine Erfolgsgeschichte werden.

Tatsächlich starten William und Kate ihre Eheleben unter völlig anderen Voraussetzungen. Zwar musste Elizabeth II. der Liaison nach altem Brauch den hochoffiziellen Sanctus geben, sonst setzt man ganz auf progressive Methoden des 21. Jahrhunderts.

Kate Middleton wurde nicht, wie es bei Diana der Fall war, von einem altgedienten Höfling auserkoren – der hätte sich wohl nie für eine Bürgerliche entschieden. Vielmehr konnten sich beide, wie das bei Normalsterblichen üblich ist, als Studenten an der Universität kennenlernen. Im zweiten Studienjahr bewohnten Kate und William gemeinsam mit drei weiteren Kommilitonen eine Studenten-WG – eine für royale Verhältnisse ungewöhnliche Art der Vergemeinschaftung, die in den 60er-Jahren noch ausschließlich systemverweigernden Hippies vorbehalten war. Den Beratern der Queen erschien es aber als angezeigt, beide Augen zuzudrücken und William nicht standesgemäßes Wohnen zu ermöglichen. Angeblich fühlte sich der Prinz in der schottischen Kleinstadt St. Andrews einfach einsam.

Kate Middleton, künftige Prinzessin, hat ebenfalls bessere Karten als ihre Vorgängerin Diana. Sie gilt als Braut mit ausgereifter und stabiler Persönlichkeit. Im Gegensatz zu Diana wisse Middleton genau, was auf sie zukomme, sagen Königshaus-Experten. Auch wenn die künftige Prinzessin zuletzt stark abgenommen hat; die Gefahr, dass sie psychisch erkrankt, ist offenbar nicht so groß. Denn während Prinzessin Diana vor und nach ihrer Hochzeit weitgehend allein zurechtkommen musste sorgt jetzt eine ganze Armada von Beratern dafür, dass nichts schiefgeht.


Gleiches Recht für alle Erstgeborenen#

Mädchen sollen bei Thronfolge nicht mehr das Nachsehen haben#

Hochzeit des Jahres
London bereitet sich auf die Hochzeit des Jahre vor
© epa

London. Angesichts der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton denkt die britische Regierung über eine Änderung der Thronfolge nach. Die derzeitige Regelung, wonach der erstgeborene Sohn das Anrecht auf die Krone erhält, sei "ein bisschen altmodisch", so der britische Vize-Regierungschef Nick Clegg.

Die Regierung suche nach Wegen, wie künftig einfach das erstgeborene Kind – also auch ein Mädchen – den Thron besteigen könne. "Ich glaube, die meisten Menschen denken heutzutage, dass man darüber nachdenken sollte, ob wir die Regel ändern, damit auch ein Mädchen künftig Königin werden kann", fügte der für Verfassungsfragen zuständige Vize-Premierminister im nordenglischen Sheffield hinzu.

Die Diskussion könnte für William und Kate bedeutend sein, wenn sie nach ihrer Hochzeit als Erstes eine Tochter bekommen. Nach derzeitiger Regelung bekäme diese kein Anrecht auf den Thron, sondern müsste einem später geborenen jüngeren Bruder den Vortritt lassen. Das Gesetz geht auf das Jahr 1701 zurück. Wird die Regelung geändert, würde einfach das erste Kind unabhängig vom Geschlecht die Thronfolge antreten. Einem Bericht der "Sunday Times" zufolge plant Premier David Cameron, einen Brief an die Mitglieder des Staatenbundes Commonwealth zu schreiben, um deren notwendige Einwilligung für eine Gesetzesänderung zu bekommen. Queen Elizabeth II. soll für eine Änderung der Thronfolge-Regelung sein.

Wiener Zeitung, Sa./So. 23./24. April 2011