[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/aeiou-musik-kolleg.jpg' alt='Kopfleiste Musik Kolleg' class='noborder' width='582' height='121' popup='false'}]

__Aufführungsdauer:__ 11 Minuten 8 Sekunden

!Formschema  --> [Bild|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Formschema]\\
Johann Strauß
fügt bei seinen symphonischen Walzern mehrere Walzer zusammen, die
in Walzerketten gegliedert werden.


Der formale Aufbau kann an einem Schaubild leicht
abgelesen werden. 


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Introduktion|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Intro]' alt=''
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Strauß beginnt die
Introduktion mit einer Dudelsackmelodie im Walzertakt. Unüberhörbar
die charakteristische leere Quint im Baß. Sie bereitet noch keinen
eleganten Wiener Walzer vor, sondern einen Ländlichen, einen "G´strampften".


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Cadenza|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Cadenza]' alt=''
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Dieser Takt der Soloflöte,
von Strauß als Cadenza bezeichnet, erinnert an Vogelgesang. Ein sicherer
Hinweis auf den nahe gelegenen Wienerwald!


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Die Zither als Soloinstrument|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Zither]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Zither' width='150' height='54' popup='false'}]

Die Zither wird hier als
Soloinstrument in der Einleitung dieses Walzers gebraucht. Die Melodie
ist ein Landler, der an die traditionelle Volksmusik anklingt, dem Ausgangspunkt
für die Tanzmusik von Lanner und Strauß (Vater und Sohn). In
der im zweistimmigen Satz ausgeführten Liedweise spiegelt sich die
alpenländische Melodik wieder. Diese Thema erscheint andeutungsweise
bereits im Concorda-Walzer "Die Publicisten" op. 321. Dieser Walzer erklingt
heute kaum noch.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Erster Walzer|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Erster_Walzer]' alt=''
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Der Impuls dieses ersten
Walzerthemas resultiert daraus, dass die Anfangssext des Themas stets von
der eine kleine Sekund tiefer liegenden Note angespielt wird. Mit seinen
parallelen Sexten erinnert dieser Walzer immer noch an die Volksmusik,
hier
in großer Vollendung freilich auf die Ebene der Kunstmusik erhoben.
Der erste Walzer hat die ungewöhnliche Länge von 44 Takten.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Zweiter Walzer|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Zweiter_Walzer]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Zweiter_Walzer' width='150' height='54' popup='false'}]

Der zweite Walzer ist der
in der Einleitung von der Zither gespielte Walzer im vollen Orchesterklang.
Der Landler wurde zum eleganten Walzer.

Der Landler war für Strauß ein wichtiges musikalisches Stilmittel,
um eine besondere melodische Charakteristik zu gewinnen. Es ist dies aber
keine Nachahmung von achttaktigen Ländlerweisen, sondern eine stilisierte
Form, die das Ländlerische andeutet und selbst in sechszehntaktigen
Phrasen verläuft.
Die Konzertwalzer von Johann Strauß wurden oft als Walzersymphonien
bezeichnet. Das Grundprinzip einer Symphonie ist das musikalische Spiel,
das aus dem Zerlegen von verschiedenartigen Themen resultiert. Johann Strauß
hat Melodien erfunden und nicht abgewandelt. So bezeichnete er selbst die
Hauptteile seiner Walzerkompositionen als Walzer 1, Walzer 2, oft bis Walzer
5. Jeder Teil besteht aus zwei Walzerthemen. Das bedeutet, dass eine
Walzerkomposition aus zehn Walzermelodien besteht.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Dritter Walzer|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Dritter_Walzer]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Dritter_Walzer' width='150' height='54' popup='false'}]


Das dritte Walzerthema
steht in der Tonart Es-Dur. Dem Thema ist nachempfindbar, dass Strauß
als Stehgeiger sein Orchester leitete.

__Wie dirigierte Strauß?__

Nach heutigem Sprachgebrauch müßte man Strauß als
einen Showdirigenten bezeichnen, der auf dem Podium tänzelte, bei
dem jede Geste, jede Körperbewegung aus der gestalteten und erklingenden
Musik kam. Ein vergleichbarer Interpret des 20.Jahrhunderts wäre Willi
Boskovsky, der als Stehgeiger durch 25 Jahre hindurch die Neujahrskonzerte
der Wiener Philharmoniker mit weltweiter Fernsehpräsenz leitete.



[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Vierter Walzer|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Vierter_Walzer]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Vierter_Walzer' width='150' height='54' popup='false'}]

Der vierte Walzer steht
in B-Dur und beginnt auch mit einem B-Dur Dreiklang.

Die Melodie hat als Grundlage — wie alle Strauß-Walzer — das
monotone Hm-ta-ta des Walzerrhythmus. Dem Hm der Bässe
auf dem Taktschwerpunkt Eins folgt auf  zwei, drei das Ta-ta
der zweiten Geigen. Viele mit großen Intervallsprüngen komponierten
Melodien bauen auf dem stereotypen Hm-ta-ta auf. Dies macht den
Walzer oft so geheimnisvoll, aber auch so typisch österreichisch,
ist doch das 19. Jahrhundert das Jahrhundert des Walzers, wo die Spannweite
kulturgeschichtlich von Johann Nestroy bis Artur Schnitzler, von Ferdinand
Raimund bis Hugo von Hofmannsthal, und von Josef Lanner bis Arnold Schönberg
reicht. Die Donaumonarchie, das Kaiserreich Österreich, ist in einem
Rausch von Schönheit seinem Untergang zugetanzt.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Fünfter Walzer|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Fünfter_Walzer]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Fünfter_Walzer' width='150' height='54' popup='false'}]

2 Achtelnoten und die darauffolgende
Viertelnote stellen den Impuls zum 5. Walzer der Walzerfolge "Geschichten
aus dem Wienerwald" dar.

Die Walzer, insbesonders die großen Konzertwalzer, dürfen
nicht exakt im Rhythmus durchgeführt werden. Strauß-Walzer sind
Rubato-Walzer, d.h. die Melodien verlangen eine dauernde leichte Temporückung
von Takt zu Takt. Das 2. Viertel folgte auf das erste rascher als es rhythmisch
korrekt sein sollte. So ist die Interpretation im fünften Walzer in
Es-Dur zu denken. So wird es auch verständlich, dass kleine,
unbekannte, ja unbedeutende Walzer sich zum Tanzen weit besser eignen,
als die großen Konzertwalzer, die hauptsächlich zum Zuhören
komponiert worden sind.

In der Coda wird der Hauptwalzer "Geschichten aus dem Wienerwald" und
ein Walzer aus der zweite Walzerkette wiederholt. Am Ende des Walzers erklingt
noch einmal im Ländlertempo der zweite Walzer in der Solozither.


Beim Hören dieser Stelle am Ende von „Geschichten aus dem Wienerwald“
spürt man und weiß, dass dieser Walzer aus dem
Geist der Tanzmusik erdacht wurde, nicht aber Tanzmusik ist. Diese
Musik beansprucht, genau gehört zu werden, in dem sie durch die lange
und langsame Einleitung schon die Erwartung auf den Tanz zu einem Gleichnis
von diesem steigert. Das physische Tanzen wird zum physischen Erleben.Dem
Walzer ist das Eigenleben zu belassen, und das erschließt sich, wenn
das gleichförmige Dreivierteltakttempo preisgegeben wird zugunsten
vieler kleiner, fast unmerklicher Geschwindigkeitsrückungen.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Walzer in der Solozither|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Solozither]' alt='' link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Solozither' width='150' height='54' popup='false'}]

Strauß knüpft
am Ende dieses Konzertwalzers an die Einleitung an, indem er die Solozither
nochmals erklingen lässt.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Epilog|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Epilog]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Strauß/Geschichten_aus_dem_Wienerwald-Musik,Epilog' width='150' height='54' popup='false'}]

Im Walzertempo schließt furios der Walzer "Geschichten aus dem Wienerwald".