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Symbole Niederösterreichs#

Die Geschichte des "Landes unter der Enns"#

von Peter Diem

Buchtext S. 303ff.
--> Überblick und Links

Niederösterreich gilt als das historische Kernland Österreichs. Seine Besiedlung geht bis auf die Altsteinzeit zurück, wie Funde am Manhartsberg und in der Wachau beweisen (Venus von Willendorf, 11 Zentimeter hohe Kalksteinplastik, rund 25.000 Jahre alt). Von der keltischen Bevölkerung künden Ausgrabungen im Bereich des Thebener Kogels bei Hainburg, im Weinviertel (Leiser Berge) und im Kamptal (Umlaufberg). Die Römer besetzten das Gebiet südlich der Donau und teilten es in die Provinzen Noricum und Pannonien, die sie gegen die germanischen Stämme im Norden befestigten. Nach der Völkerwanderung betraten Langobarden, vor allem aber Bajuwaren den Boden Niederösterreichs. Mit den Awaren kamen Slawen aus dem Osten, sodass Bajuwaren und Slawen nebeneinander lebten. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts bildete der (wahrscheinlich fränkische) Kaufmann Samo ein slawisches Reich, das jedoch nach seinem Tod zerfiel. Erst Karl der Große konnte die bis an die Traun vorgerückten Awaren endgültig besiegen. Er errichtete 799 die beiden Karolingischen Marken: im Norden die Awarische Mark - von der Enns bis zum Wienerwald - und im Süden die Karantanische Mark - bis an die Adria und nach Istrien. Eine kurze Periode ungarischer Herrschaft wurde 955 durch Otto I. beendet. Nach seinem Sieg auf dem Lechfeld bei Augsburg gründete er die Ottonische Mark, die 976 an die Babenberger fiel. Dieses erste österreichische Herrschergeschlecht konnte bis Mitte des 11. Jahrhunderts sein Herrschaftsgebiet bis an Thaya, March und Leitha ausdehnen. Auf Jahrhunderte hinaus sollten diese Flüsse natürliche Grenzen Niederösterreichs bleiben; im Norden und Osten bildeten sie bis in unsere Tage die Trennlinie zwischen dem freien Westeuropa und dem einstigen kommunistischen Osteuropa.

1156 wurde die Markgrafschaft - im wesentlichen das Gebiet des heutigen Niederösterreich und kleinere Teile von Oberösterreich - durch Kaiser Friedrich Barbarossa auf einem Reichstag zu Regensburg zum Herzogtum erhoben („Privilegium minus"). Das Gebiet fiel jedoch einige Jahre nach dem Tod des letzten Babenbergers, Friedrichs II., des Streitbaren, 1251 an Ottokar II. von Böhmen. Der Sieg Rudolfs von Habsburg über Ottokar bei Dürnkrut und Jedenspeigen am 26. August 1278 führte zur Belehnung der Habsburger mit dem Land unter der Enns (1282). In der Zeit der Bauernkriege (16. Jahrhundert) wurden große Landesteile protestantisch. Ihre Rekatholisierung wurde von den Habsburgern mit Nachdruck betrieben. Die über 150 Jahre währenden Türkenkriege brachten dem Land schwere Prüfungen. Auch die Auseinandersetzungen mit den Schweden, Kuruzzen, Bayern, Franzosen (1805/1809) und Preußen (1866) machten Österreich unter der Enns immer wieder zum Kriegsschauplatz.

Leopold Figl-Denkmal Minoritenplatz - Foto: P.Diem
Leopold Figl-Denkmal Minoritenplatz - Foto: P.Diem
Schließlich wurde im Zweiten Weltkrieg besonders der Osten Niederösterreichs in Mitleidenschaft gezogen, als im Endkampf an der Donau 1945 sowjetische Verbände die deutschen Truppen zurückdrängten. Niederösterreich hatte 60.000 Gefallene zu beklagen, 70 Prozent aller Fabriken waren zerstört. Ein Drittel aller Schäden, die der Zweite Weltkrieg auf dem Boden der heutigen Republik Österreich verursachte, fiel auf das schwergeprüfte, unter der Naziherrschaft als „Reichsgau Niederdonau" bezeichnete Land. Die Zeit der sowjetischen Besatzung beraubte das eben in der Industrialisierung begriffene Bundesland vieler Ressourcen, besonders durch die Erdöllieferungen an die UdSSR. Erst 1955 konnte das bis dahin noch stark agrarisch strukturierte Bundesland im Osten der Republik darangehen, mit den westlichen Bundesländern wirtschaftlich gleichzuziehen. Die Namen des österreichischen Außenministers Leopold Figl und des Staatsvertragskanzlers Julius Raab - beide Söhne des Landes - sind untrennbar mit dem Schicksal Niederösterreichs verbunden.

1920 wurde Wien, seit den Babenbergern die Hauptstadt des Landes unter der Enns, als selbständiges Bundesland abgetrennt. Es sollte mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, bis der niederösterreichische Landtag nach Abhaltung einer Volksbefragung am 10. Juli 1986 den Beschluss fasste, die zentral gelegene Industriestadt St. Pölten, seit Joseph II. (1785) Bischofssitz, zur neuen Landeshauptstadt zu bestimmen.

Weiteres Kartenmaterial

Demographische Daten

Fläche: 19.174 km2
Wohnbevölkerung (2008): 1.597.240
Ausländeranteil: 104.558 = 6,5 Prozent
Einwohner St. Pölten: 51.073 = 3,2 Prozent
Prozente Landtagswahl 2013: ÖVP 50,8   SPÖ 21,6  FPÖ  8,2 Frank 9,8 Grüne 8,1
Landeshauptmann: Dr. Erwin Pröll


Bild 'Niederösterreich'