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Die Sonne#

von Peter Diem

Sonnenuntergang auf Patmos - Foto: P. Diem
Sonnenuntergang auf Patmos - Foto: P. Diem

Dass die Sonne das Ursymbol schlechthin ist, darüber kann kaum ein Zweifel bestehen, geht von ihr doch rein energetisch das gesamte Leben auf unserem Planeten aus. Die Sonne hat deshalb eine grundsätzlich positive Besetzung, die sich heraldisch entweder durch einen herrscherlichen Anspruch oder das Streben nach Freiheit und Glück ausdrückt. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen:

Japan
Japan
Taiwan
Taiwan
- Das Kaiserreich Japan führt aufgrund einer jahrhundertealten Tradition seit 1854 das Sonnen-Mon, die rote Sonnenscheibe auf weißem Grund (Mon ist die Bezeichnung für die erblichen Wappen Japans, wo eine eigene Heraldik existiert).

- China (Taiwan) verwendet die zwölfstrahlige weiße Sonne der Kuomintang-Dynastie als Flaggen- und Wappenbild.

- In Frankreich stand die Regentschaft von Ludwig XIV. (1643-1715), dem „Sonnenkönig", zur Gänze unter der Devise der Sonne.

Die andere - diametral entgegengesetzte! - Bedeutung nimmt die Sonne im lateinamerikanischen Raum an, wo sie ein universelles Freiheitssymbol ist. In den südamerikanischen Wappen wetteifert daher die Sonne (Ecuador, Argentinien u.a.) mit dem Freiheitsstern (Kuba, Chile  u.a.), wobei sich gelegentlich noch die rote Freiheitsmütze (Jakobinermütze, phrygische Mütze) als drittes Zeichen der Freiheit und Unabhängigkeit von Spanien dazugesellt. Dasselbe gilt für die Philippinen, wo die achtstrahlige Sonne ausdrücklich als Freiheitssymbol bezeichnet wird.

Ecuador
Ecuador
Argentinien
Argentinien
Cuba
Cuba
Chile
Chile









Die Sonne wird auch von der internationalen Arbeiterbewegung als wichtiges Freiheitssymbol angesehen.

 J. Seiter (a. a. O., 53 ff. ) weist auf die tiefen Wurzeln der Sonnensymbolik hin, die zunächst in der Identifikation des Lichts mit dem Guten, Immateriellen, Göttlichen bestehen. Das Licht und die Sonne sind auch zentrale Symbole der Aufklärung, Zeichen der Befreiung aus geistigen und materiellen Fesseln. Der Sozialismus übernahm in seiner Bildersprache zunächst das von oben kommende „Licht der Freiheit" - vor allem ausgedrückt durch die brennende Fackel -, um später die stilisierte „Morgensonne", oft auch mit Parolen versehen, als Zukunftssymbol einzusetzen. Die halbkreisförmige, aufgehende Sonne als Zeichen der Hoffnung auf bessere Verhältnisse unterscheidet sich wesentlich vom später dazutretenden, in die volle Scheibe gesetzten Sonnenzeichen, dem Hakenkreuz: Während die halbrund aufsteigende, gelb-orangerote, noch kaum wärmende Sonne, deren Strahlen sich in der Ferne verdünnen, mit einer gewissen Bescheidenheit mehr den Weg als das Ziel, mehr den Prozess als dessen Vollendung symbolisiert, drückt die gleißendweiße volle Scheibe mit dem „rotierenden" schwarzen Sonnenzeichen mehr den Endpunkt einer Entwicklung, das erreichte Ziel und damit dessen unbescheidenen, totalitären Herrschaftsanspruch aus. Der eher beschaulichen sozialistischen Utopie einer selbst zu gestaltenden neuen Gesellschaft wurde somit die dynamischere nationalsozialistische Verheißung einer bereits gestalteten oder unmittelbar „hereinwirbelnden" neuen Ordnung entgegengeschleudert - so betrachtet ist das Überlaufen vieler Angehöriger der Arbeiterklasse zum Nationalsozialismus auch symbolpsychologisch erklärbar: Arbeit und Brot jetzt, nicht erst in einem noch so lichten Morgen...

 

 

Bild 'arbeitersonne'

Bild 'sozialism_sonne'

Bild 'su_300h'

Die Sonne spielte auch im kommunistischen Machtbereich eine große Rolle. Sie erschien im Sowjetwappen und in der großen Mehrzahl der Wappen der ehemaligen Sowjetrepubliken.

Im Sowjetwappen trat die Sonne in einer Art von „heraldischem Overkill" - zusammen mit Erdkugel, fünfzackigem Stern, Hammer und Sichel und der vielsprachigen Devise „Proletarier aller Länder vereinigt euch!" - auf. Mit dieser Symbolvielfalt sollte wohl der Anspruch wie auch die - wie man heute weiß, vergebliche - Hoffnung auf eine weltweite Verbreitung des Kommunismus ausgedrückt werden.

Siehe auch Sonne im AEIOU
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Anti-AKW-Symbol

Bild 'sonne'
Nach einem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 5.11.2010 wurde das Anti-AKW-Symbol "Frau mit lachender Sonne" von der Dänin Anne Lund erfunden. 1975 hatte die damals 21-jährige Wirtschaftsstudentin auf einem Küchentisch im dänischen Aarhus die Sonnenmarke auf ein Stück Papier gekritzelt. Die Frau, die inzwischen 57 ist, Diplomvolkswirtin und an einer Fachhochschule über Leitungsstrukturen unterrichtet, war Mitglied der Lokalgruppe der OOA, der „Organisation für Aufklärung über Atomkraft“, wie sich die dänischen Anti-AKW-Aktivisten nannten. Anne und ihr Mitstreiter Søren Lisberg sollten ein Treffen organisieren. Die Elektrizitätsgesellschaften machten Druck; Dänemark sollte Atomkraftwerke bekommen. Anne war in Schweden gewesen und hatte die Methoden der dortigen Atomkraftgegner gesehen: ein Plakat mit geballter Faust, ein anderes mit einer Schwangeren, von Neutronenzeichen bedroht. „Starke Symbole. Aber wir wollten etwas Positiveres.“ Sie glaubte an Gewaltfreiheit, nicht Angstmache.