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Rot-Weiß-Rot - Der österreichische Bindenschild#

Der österreichische Bindenschild (mit Klick vergrößern!) © P. Diem
Der Bindenschild
Die Babenberger, die seit 976 Österreich als Markgrafen regierten, führten seit ihrer Erhebung zu Herzogen 1156 einen einköpfigen Adler im Schild. Herzog Friedrich II., der Streitbare (1230-1246) tauschte 1230 sein bisher geführtes Wappen, den Adler-Schild, gegen den rot-weiß-roten Bindenschild aus. Damit betrat diese Farbkombination zum ersten Mal die heraldische Bühne und stellt bis heute nicht nur das staatliche Symbol Österreichs dar, sondern gehört auch zu den ältesten staatlichen Hoheitszeichen Europas.

Heraldisch korrekt müsste man eigentlich von einem Balkenschild ("Im roten Feld ein silberner Balken") sprechen, jedoch hat sich unter dem Einfluss der Entstehungslegende der Begriff Bindenschild durchgesetzt: Als man dem österreichischen Herzog Leopold V. nach der Schlacht von Akkon im 3. Kreuzzug den Schwertgurt abnahm, sei das weiße Waffenkleid des Herzogs vom Blut rot gefärbt worden und ein weißer Streifen („Binde“) übrig geblieben. Diese Wappensage findet sich erstmals in einem historischen Fabelwerk um 1385 („Chronik der 95 Herrschaften“) und wurde in den folgenden Jahrhunderten immer weiter ausgeschmückt bis sie in der Proklamation über das neue österreichische Reichswappen 1806 offiziellen Charakter annahm und auch in den Schullesebüchern des 19. Jahrhundert abgedruckt wurde.

Die Ursachen für den Wappenwechsel und die Herkunft des Bindenschildes sind nicht eindeutig geklärt. Politische Umstände und verfassungsgeschichtliche Entwicklungen bewirkten jedoch im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ein Abgehen von der ursprünglichen Motivation, das kaiserliche Amtszeichen (Adler) zum Sinnbild der eigenen Identität zu erklären. Die Babenberger in Österreich, seit dem frühen 12. Jahrhundert unverändert kaisertreu, fielen zwar nicht vom Herrscher des römisch-deutschen Reiches ab, doch förderten sie ihre eigene Landeshoheit. Schon bei seinem Amtsantritt 1230 legte daher Herzog Friedrich II. den Adler ab und nahm stattdessen den bis dahin politisch noch unbekannten Bindenschild als individuelles Wappen an.

Da die erste Abbildung nur auf einem Siegel nachweisbar ist und auf Grund dessen monochromen Materials keine Farben bestimmbar sind, muss auf andere Quellen zurückgegriffen werden. Nur wenige Jahrzehnte nach Auftauchen des Bindenschildes beschreibt Konrad von Mure (Muri), Domkantor in Zürich, ca. 1242/49, als Erster in einem Wappengedicht („Clipearius Teutonicorum“) die Farben: “Dux tuus, Austria, vult clipeum preferre rubentem/ Cui paras fert media zonam candore nitentem.“ (Dein Herzog, o Österreich, bevorzugt einen roten Schild, dessen Mitte trägt einen Gurt von blendendem Weiß).

Die Tatsache, dass der Bindenschild schon unmittelbar nach dem Tod des letzten Babenbergers als Symbol für das Herzogtum Österreich angesehen wurde, zeigen die Umstände seiner Weiterverwendung. Der böhmische König Ottokar II. Przemysl, der sich der österreichischen Länder bemächtigte, übernahm den Bindenschild bereits ganz selbstverständlich von 1252 bis 1278 als Landeswappen. Nachdem Albrecht I. als erster Habsburger 1282 mit Österreich belehnt worden war, ließ er sich sofort ein Reitersiegel mit dem Bindenschild als Zeichen seiner Herrschaft schneiden. Hier tritt auch zum ersten Mal in der offiziellen landesfürstlichen Heraldik der Pfauenstoß als Helmkleinod des österreichischen Herzogswappens zutage.

Über die Herkunft des Pfauenstoßes als österreichische Helmzier gibt es verschiedene Theorien. Ob er von den Grafen von Plain und Hardeck, die die österreichischen Bannerträger waren, oder vom Domvogt von Regensburg Otto V. von Lengenbach, den Herzog Friedrich beerbte, stammt, ist nicht gesichert. Es könnte aber auch ein rein babenbergisches Zeichen sein, das bereits Herzog Leopold VI. bei einem Kreuzzug vor Damiette (Ägypten) 1218 getragen hatte.

Obwohl die Habsburger durch ihre Heiratspolitik ihre Territorien vermehrten und dadurch auch ihre Wappensammlung erweiterten, verloren sie den rot-weiß-roten Bindenschild als zentrales Symbol ihres Kernlandes, des Herzogtums bzw. Erzherzogtums Österreich nicht aus den Augen. Trotz aller Herrschaftsteilungen und Territorialverluste wuchs das Rot-Weiß-Rot zu einem Abzeichen heran, das als „Haus Österreich“ einen weit größeren Machtbereich umfasste. Das eigentliche Familienwappen der Habsburger, der rote Löwe im goldenen Feld, wurde vorübergehend dabei fast völlig in den Hintergrund gedrängt.

Bei Friedrich dem Schönen (1289-1330) ist zum ersten Mal jene einmalige Wappendarstellung nachweisbar: der rot-weiß-rote Schild auf der Brust eines einfachen Adlers. 1325 ließ sich Friedrich der Schöne dieses Wappen auf ein Sekretsiegel schneiden und verwendete es an einer Urkunde zusammen mit dem Siegel des römisch-deutschen Königs Ludwig IV. des Bayern. Später ist diese Form des Wappens nicht mehr nachweisbar und sollte in dieser Grundkonfiguration erst wieder 1919 als Staatswappen der Republik Österreich Verwendung finden.

Das Rot-Weiß-Rot hat, abgesehen von seiner Verwendung als überregionales Wappen des Hauses Österreich, im Aufwind der österreichischen Handelsschifffahrt im 18. Jahrhundert, als Schiffsflagge eine neue Bestimmung gefunden. 1786 hatte Joseph II. auf diese Farbkombination zurückgegriffen um seine Schiffe, die aus den Häfen der Erbländer ausliefen besser zu kennzeichnen. Bisher hatten diese Schiffe entweder den kaiserlichen Doppeladler oder mehrfach gestreifte schwarz-gelbe Flaggen gehisst. Da aber die Marine der Toskana, die von habsburgischen Sekundogenituren regiert wurden, ebenfalls die gleiche Farbskala aufwiesen, musste eine neue Flagge kreiert werden. Die damals geschaffene rot-weiß-rote Seeflagge hat als Handelsflagge bis 1867 und als Kriegsflagge bis 1918 für die Schiffe der österreichisch-ungarischen Monarchie gegolten.

Michael Göbl