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Erwachsenenbildung#

Bietet Erwachsenen außerhalb der Schule und neben der beruflichen Fortbildung Möglichkeiten, ihre Bildung zu erweitern; bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts als "Volksbildung" bezeichnet.

Die Erwachsenenbildung entwickelte sich unter dem Einfluss der Aufklärung, erzielte aber erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Einführung des Vereinsrechts eine gewisse Breitenwirkung. Zunächst kam es nur zu einer schichtspezifischen Befriedigung von Weiterbildungsbedürfnissen unter politischem oder konfessionellem Einfluss (liberale, katholisch-konservative oder landwirtschaftliche Casinos, Arbeiterbildungsvereine, Katholische Gesellen-Vereine), seit 1870 setzten sich neutrale Einrichtungen für alle Bevölkerungskreise durch (Steiermärkischer Volksbildungsverein, gegründet 1870; Oberösterreichische Volksbildungsverein, gegründet 1872; Allgemeiner Niederösterreichischer Volksbildungsverein, gegründet 1885, dessen Zweigverein "Wien und Umgebung" 1893 als Wiener Volksbildungsverein selbständig wurde; volkstümliche Universitätsvorträge, in Wien ab 1895, in Innsbruck ab 1897, in Graz ab 1898; Wiener Urania, gegründet 1897; Volksheim, gegründet 1901).

Erwachsenenbildung blieb aber weiterhin auch im Aufgabenbereich der politischen Parteien (zum Beispiel "Zentralstelle für das Bildungswesen" der Sozialdemokraten) und der katholischen Kirche (zum Beispiel Leo-Gesellschaft, Volkslesehalle, gegründet 1899, Katholischer Volksbund, gegründet 1908). In der 1. Republik beanspruchte der Staat die Leitung und Beaufsichtigung der Erwachsenenbildung ("Regulativ", 1919), hielt aber seinen finanziellen Beitrag in Grenzen; es blieb bei Förderung und Beratung durch Volksbildungsreferenten. Die Erwachsenenbildung nahm sich in besonderem Maße der Arbeitslosen an, auch Gewerbeförderungsinstitute, Gewerkschaften und Arbeiterkammern veranstalteten Kurse. Zwischen 1934 und 1938 versuchte die autoritäre Regierung die Erwachsenenbildung zu vereinheitlichen und nahm dafür finanzielle Belastungen auf sich. 1934 wurde in Wien die 1. jüdische Volkshochschule gegründet. Erst nach 1945 kam es zu der in der 1. Republik gewünschten Kooperation der durchwegs privaten Trägervereine der Erwachsenenbildung. Der Verband Österreichischer Volkshochschulen wurde 1950 gegründet; die Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Bildungswerke Österreichs, die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Bildungswerke und der Verband der (nichtkirchlichen) österreichischen Bildungswerke schlossen sich 1955 zum "Ring österreichischer Bildungswerke" zusammen; 1954 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Bildungsheime Österreichs gegründet. Diese Dachverbände unterstützen Planung, Finanzierung und Ausbildung der vorwiegend ehrenamtlichen Funktionäre ("Riefer Zertifikatskurs").

Von staatlicher Seite wurde 1945/46 eine Zentralstelle für Volksbildung im Unterrichtsministerium eingerichtet. 1972 wurde die "Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ)" gegründet, darauf folgte die Bildung weiterer Dachverbände (Berufsförderungsinstitut, Büchereiverband Österreichs, Forum katholische Erwachsenenbildung, Ländliches Fortbildungsinstut, Ring österreichischer Bildungswerke, Volkswirtschaftliche Gesellschaft Österreichs, Verband Österreichische Gewerkschaftliche Bildung, Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wirtschaftsförderungsinstitut der Kammern der gewerblichen Wirtschaft), weil über die KEBÖ auch die staatlichen Subventionen verteilt wurden.

Seit 1974 sorgt das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl (Sbg.) für die Aus- und Fortbildung von Erwachsenenbildnern und Volksbibliothekaren, an Pädagogischen Akademien wird seit 1986 ein Lehrgang "Erwachsenenbildung" über 4 Semester geführt. Die 1981 beschlossenen "Grundsätze einer Entwicklungsplanung für ein kooperatives System der Erwachsenenbildung in Österreich" zielen auf ein umfassendes und bedarfsgerechtes Bildungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen, neue Einrichtungen und Schwerpunkte in der Programmgestaltung (z. B. Lernen im Medienverbund) brachten jedoch nicht die erstrebte Gleichwertigkeit mit Schule und Universität.

Seit 2001 unterstützt und forciert das Bildungsministerium die von der EU-Kommission lancierte Strategie des "lebensbegleitenden" bzw. "lebenslangen Lernens".

Literatur#

  • G. Bisovsky, Blockierte Bildungsreform, 1991
  • Erwachsenenbildung in Österreich, herausgegeben vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst, 1991
  • W. Filla, Volkshochschularbeit in Österreich, 1991
  • A. Bergauer (Hg.), Kooperation und Konkurrenz, 2002
  • M. Prisching u. W. Lenz (Hg.), Lebenslanges Lernen als selbstverantwortliches Berufshandeln, 2003