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as goldene Vließ, 115
Mcdcn ,il,m c„!<,eZcn>
Nicht zn Worten ist's jetzt Zeit, zu Taten!
Aictes,
Das sagst du nnr nach dem, was geschehn,
Jetzt, da das Schwert noch blos, in meiner
Hand?
Mcdca,
Nichts weiter von Vergleich, von Unterredung,
Von gütlichen Vertrags fruchtlosem Versuch!
^wassnc die Krieger, versammle die Deinen,
lind setzt auf sie hin, hin auf die Fremden,
dls sie c> vermuten, eh' sie sich fassen,
hinaus mit ilnien, hinaus aus deinem Land!
Nettend entführe sie ihr schnelles Schiff,
Oder der Tod ihnen allen — allen!
Aictcs.
Wähnst d», mich zu tauschen, Beirngerin?
Wenn du sie liassest, was warfst dn den Becher,
Der mir sie liesern sollte, Iason liefern sollte —
Iason — sich mir ins Antlitz! Dn wendest
dich ab?
Mcdcn.
Was liegt dir an meiner Beschämung?
Rat bedarfst dn, ich gebe dir Rat,
",'iocl, i'innm! also: verjag sie, die Fremden!
Stoß sie hinaus aus den Marken des N.ichZi
Der grauende Morgen, der kommende Tag
Sehe sie nicht mehr in Kolchis' Unisang,
Aictcs.
Mcdca,
War ich es lange nicht, lange nicht selbst?
Aictcs.
So wünschest du, daß ich vertreibe die Fremden?
Mcdca.
Aictcs.Alle?
Alle! Mcdca.
Nictcs.
Alle?
Mcdca.
Frage mich nicht!
Aictcs,
gehst niit!
Mcdcn.
Ich?
Ai.'tcs,
Sieh, ich Iveisz, nicht den Pfeil nnr vc'm Bogen,
schlenderst den 2oe,'>. ^uä), di^ mächtige Lanze, 2c!m'ingest das Schwert in kräftiger Hand,
Nicht?
Mcdca,
Mich sende zurück
Tief, wo nnr Wälder und dunkles Gcllüft,
Wo kein Ang' hindringt, lein i?hr, leine Ztimme,
Wo nur die Einsamkeit und icl,
Veteu, Vater, doch käinpfeu uicht.
Wenn die Feinde verjagt, wenn kein Frevler
mehr hier,
lind Pflege dein Älter sorglich und trcn;
Bis der Tod herankommt, tn'r frenndliche Gott,
Und leise beschwicht'gend, den Finger am Mund,
Wünsche,
Nietes,
Mcdca,
Was fragst du micl,, wem, du's weißt?
Oder willst du's hören ans meinem Mnnd,
Was ich bis jetzt mir selber verbarg.
Ich mir verbarg? Die Götter mir bargen!
Dn willst es hören,, und ich scige es dir.
Ich kann nicht im Trüben ahnen und zagen,
>N,n muß es sein um Medeeu, klar!
^'5 gibt ein (itwas in des Menschen Wesen,
Das, unabhängig von des Ligners Willen,
.'i!,',i,'!,t und abstößt mit blinder Gewalt:
Wie vom Blitz zum Metall, vom Magnet znni
Visen,
>">'!>! ein Zug, ein geheimnisvollei Zug
Vom Menschen zum Menschen, von Brust zu
Brust,
Ta5 ist nicht Neiz, uicht Anmut, nicht Tngcnd,
nicht Recht,
Was knüpft nnd losknüftft die zaubrischen Fäden:
»nfichtbnr geht der Neiguug Iaubcrbrücke,
So viel fic betraten, hat teiner sie gesehn!
Gefallen muß dir, was dir gefällt!
So weit ist's Zwang, rohe Natnrkraft,
Luch stcht'5 nicht bei dir, oir '.>>o,gung zu rufcu,
Da beginnt des Wollens sonniges Neich,
Und ich will nicht!
Mcdea will nicht! —
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515