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)as goldene Vlies;. 133
Ist, das; ich seh', an unserm Beispiel seh',
Naß Götter sind und daß Vergeltung ist,
Veweiu dein Unglück, nnd ich will dich trösten,
Allein verlenncn sollst du's frevelnd nicht
Und leugnen die Gerechtigkeit da droben,
Da du die Strafe leugnest, deinen Schmerz,
Auch musi ein Übel klar sein, will nian's heilen!
Nein Gatte, sprich, ist er derselbe noch?
Mcdca.
Was sonst?
Gora.
O, spiel mit Worten nicht!
Ist er derselbe, der dich stürmisch freite,
Ter, dich zu holen, drang durch hundert
Schwerter?
"Derselbe, der auf lauger Überfahrt
Nen Widerstand besiegte der Betrübten,
lind sie nur allzuschnell dczwang niit seincr
Glut?
Ist cr derselbe noch? ha, bebst dn? Bebe!
Ihm graut vor dir, cr scheut dich, flieht dich,
haßt dich;
Wie du die Teincn, so verrät er dich!
<>nal' ein, grad ein die Zeichen deiner Tat,
Gora.
Medra Nciu!
!sc h fass!
Schweig, sag' ich!
Laß uuo erir'artcu, was da kommt, nicht rufen.
So war' denn immer da, was einmal da gewesen,
Wenn er die Wiege einer Zukunft ist,
Waruni nicht anch das Grab einer Vergangenheit?
Geschehe» ist. wa-? nie geschehen sollte.
Doch soll ich drum, ich selbst, mich selbst ver-
nichte»?
Klar sei der Mensch uud einig mit sich selbst!
In andre Länder, unter andre Völker
5?at uns ein Gott geführt in seinem Zorn;
Wao recht uns war daheim, nennt man hier
unrecht,
Und was erlaubt, verfolgt man hier niit Haß^
Und dürfen wir nicht sein mehr, was wir wollen,
^o las; nns, was wir tonnen, mind'stcns sein.
Was mich geknüpft an meiner Väter Heimat,
Ich hab' es in die Erde hier versenkt;
Die Macht, die meine Mutter mir vererbte,
Nie Wissenschaft geheimnisvoller Kräfte,
Ter '.'iacht, die sie gebar, gab ich sie wieder.
Und schwach, ein schutzlos, hilfbckürftig Weib,
Werst ich mich in des Gatten offne Arme;
Er hat die >lolchcrin gescheut, die Gattin Wird er empfangen, wie's dem Gatten ziemt.
Was war, soll nicht mehr sein, was ist, soll
bleiben!
Du aber, milde, mütterliche Erde,
Verwahre treu das anvertraute Gut,
Iasan.
Sprachst du den König selbst?
Lllndmanü.
Jawohl, oHcrr!
Iason.
Was sagtest du?
Lllndnunni.
Es harre jemand außen,
Ihm wohl bekannt und gastbefreundct zwar,
Doch der uicht eher trete bei ihm eiu,
Umringt von Feinden, von Verrat umstellt,
Vis er ihm Fried' gelobt und Sicherheit,
Illsüü.
Und seine Antwort?
Landmaun.
Er wird kommen, Herr!
Ein Fest Poseidons feiern sie hier außen,
Am offnen Strand des Meeres Opfer bringend.
Der König folgt dem Zug mit seiner Tochter,
Ta, im Vorübergehen, spricht er dich,
Iason.
So, es ist gut! Hab Dank!
Mcüca lhinzuliclcnd).
Sei mir gegrüßt!
Iasan.
Tu auch!
Ihr aber geht, du und die andern.
Und brechet grüne Zweige von den Pannien,
Wie's Vrauch hier Landes bei den Flehenden,
Und haltet ruhig euch und still. Hörst du?
Genug!
Mcdca.
Nu bist beschäftigt?
Iasün.
Ja.
Mcdca.
Tu gönnst
Tir keine Nuh'!
Illsü».
Ein Flüchtiger und Nuh'?
Weil cr nicht Nuh' hat, ist cr eben flüchlig.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515