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Ein treuer Tiener seines Herrn, 239
Königin,
Ein feines Probchen Killer Kunst!
Arzt.
Verzeiht!
Es läßt gar leicht sich bnnnd und Ursach' nennen,
3ie Frag' ist nur, ob's nnch zum Falle paßt?
Wir Ärzte sind Nachtreter der Natur,
Nud unsre Herrin gelit ans dunklen Pfaden.
Königin.
Ei gut! Ei schüu!
<ZU Graf Pc!l-r,,
Van sagt ja, Eure Schwester,
Sie gel,' aufs Land? — In dieser Jahreszeit?
ill,n'' Urlaub und Begehr? Scheint's doch, sie
lernt
Von ihrem Gatten Hofec-brauch und Titte,
Pet«.
'^>! V >!tt, iie lmrrt i,n Vorqemache draußen,
«Ib Ihr erlaubt —
>!ö,ugi».
Wärmn ivard's nicht gemeldet?
3lisit sie hercilt!
<W gcht jemand,»
Nun, weiser i^dipus,
Fahr fürt und lös uns deine eignen Rätsel,
Arzt.
?es He^oss-> Zustand läßt sich Fieber nennen.
Er liegt, uud starrt, und schweigt, Tie Pulse
fliegen,
Tie Stiruc heiß, die (5s;lust fort.
Königin,
Arzt. Wiefo?
'^'lisl ab so «pcis' als Trank,
Königin,
3cit iuaun?
Werweiß^
Arzt (»chs^uckc,,!»),
Köüigi»
<,'!>,„>,.'!» N!!t t>i>,!i Fuße!,
Arzt.
Küniln'n,
Ei, sieh da, >chöne Gräfin!
Is,r r,ist aufs Land, dc,n Wonne,„end entgegen?
'Wir jiiio i,n ^iärz, Wao treibt zu so biet Eile?
Erny.
Geschäfte, gnäd'gc ^ran! Königin.
Ei, ich begreife!
Die erste Grasung gibt die beste Milch,
?a lwlft Ihr denn wohl selbst mit eignen
Handen?
Mit eignen kleinen, weißen, zarten Händen?
Voch ernsthaft nun!
<H«l«m,t,>
Ich hoffe doch, der Vorfall
Von neulich abends, er hat keinen Anteil
An dieser Neise! — Hat er, Gräfin? Sprecht!
Nehmt das nicht hoher, als die Meinung war.
Mein Bruder liebt, zu scherzen.
Lrny.
Scherze», gnäd'ge Frau?
KönisslN (ueiiichtlich).
So glaubt Ihr denn? — Wie, oder Gräfin,
doch?
Wär's etwa Ernst geworden? Ernst bei Euch?
^ Was sagt dies arme Herz?
Lrny.
Wohl arm! Es schweigt!
Königin.
Er»!,,
Vollkommen ruhig,
Königin
<sich v»n ihr üdw!-„drnd!.
3u reist mit Gott und grüßt mir Laub uud
Gras!
Einfältig' Volk! Nnr stumpf, nicht tugendhaft.
Harrt draußen, ob noch etwas zu befehlen,
Königin ,um Arzt),
En'r llranker, Herr, ist toll, und gegen Toll-
heit
c>ibt es ein einzig Mittel nnr: Vernunft,
Er mag fich selber beileu. Sagt ihm das!
Wie anch, daß er nicht >,offe, mich zu sehn,
^ i ^ er ,-,n nnr wmnit, selbst, als ein Gcnes'ner.
Arzt.
Toch wollet mich auch für cutschuldigt halten,
Wenn endlich doch Gefahr —
Königin,
Gefahr! Gefahr!
Es ist nicht not, daß gar so viele leben;
Mag sterben, wär'o mein Brnoer, wär' ich's
selbst.
Ich gehe denn. Ar;l.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515