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Ein treuer Ticncr seines Herrn.
Otto.
Noch eins!
c,n-, Tiencr »b,i
Was ist?
Otta.
ssöniain.
Nun aber hör! Ich weiß, was ich verletze,
Wie sehr zu tadeln, dllß ich mich gefügt,
Vcrdammlich ist die Liebe, meiue Liebe,
Nnn aber zeige, daß du ihrer wert,
Erspare ciuen Teil mir der Beschämung,
Wildem du so dich nimmst, wie dn gehofft,
Als ich mich fügte deine» raschen Wünsche»,
Otto,
kommt!
Königin.
O Gott! —
5l»f dir ruht nun »nein Dasein, Fahre mild!
Otto.
Auch ich will nnr hinein in niein Versteck.
Ner Feind erkenn' erst später die Gefahr.
!Er !l,!t hinter den Vorhang, der sich schlich!.!
Eri»,,
Es ward gesagt, die iiünigin sei hier.
Wo ist sie denn? das Zimmcr ist ja leer,
«ein andrer Ansgang auch, als wo ich kam,
horch! — hinter jenem Vorhang tönt ciu
Rauschen,
Vielleicht, daß dort —
Änch hier kein lebend Wesen!
Wer wohnt nnr yicr? Die Wände reich ver-
ziert —
Ein Schlasgemach — vielleicht wohl gar — o
Gott!
«Sie erblickt den Herzo« und lüht die Vorhänge Mcn,1
Otto.
Erschreckt nicht, schöne Frau!
Lrny.
Erschrak ick, denn?
Ich bin erstaunt, empört, doch nicht erschrocken,
,!>>>. >lö»igin berief man mich Hieher,
Otto,
Es ist ihr Wnnsch, daß Ihr sie hier erwartet. Ernt,,
Da gilt kein Wnnsch nnd selber kein Befehl,
Otto.
3o hört denn mich, mein Vitten, meinen
Schmerz.
Ich weiß, ich hab' Euch schwer und tief beleidigt.
Vor allem laßt Vcrzcihuug mir erflehn.
Ernt,.
Wer alles sich erlaubt uud selbst verzeiht,
Vraucht der Verzeihung andrer und Erlanbnis?
Otto.
Der süßen Nähe Neiz berückte mich.
Der Locke» Gold, der Wangen Nosenlicht,
Die Stirn aus Elfenbein, der Angen blauer
Himmel,
Die ganze, lichthcll glänzende Gestalt —
Allein, was sprach ich, nnd was wollt' ich
sprechen?
Ich bin verwirrt, ich bitt' Euch, seht nnr nach!
Ernt».
Als kleines Mädchen nannten sie mich eitel.
Ich bin's nicht mehr.
Otto.
Soviel der himmclsgaben;
Dazu noch der Gedanke, daß — ich weiß nnn,
Daß Ener Auge mit Zufriedenheit,
Mit Wohlgefallen auf mir hafte, Jener
Unscl'ge Druck der Hand, den ich beim Tanze
In fühlen glaubte — haare, meine haare,
Zu Euch zu nehme» —
Er»!,.
Auf dies eine hört,
Was ich zur Teutnng —
Ott«.
O, nicht doch, o, schweigt!
Laßt uns nicht mehr von diesen Traumen
sprechen!
Ich weiß zu gut, wie sehr ich mich getäuscht.
Dies alles nun und über alles andre,
Taß Euer Gatte — Gräfin, Il,r verzeiht!
Bancbanus ist, ich weiß, ein Ehre,,mann,
3ein Bart ist gran, allein in Ehren grau:
Sein Säbel schlägt die Fersen, wie ein andrer.
schön,
Beinahe möcht' ich's lieber gräßlich nennen.
Allein, ich seh, Ihr seid nicht meiner Meinung!
Tut wohl das Schlimmste, und der Mann ge»
winnt,
Zumal in einiger Entfernung, Äl>cr
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515