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284 V, Studien.
da! Tcr Heilige hcl>t die Hand auf nnd gibt
ihr die Absolution, Während der Gatte nun
sein Unrecht einsieht, wird auch der Neger, der
<Ns "llülfe beigezugen ward, zum Ehristcntume
bekehrt, das er früher entschieden zurückgewiesen
das durch ihre Geschwätzigkeit iiud ihr spanisch-
muhrisches «anderwälsch eine höchst kmnifchcWir-
kung niacht, Sie hat Absichten nuf den schwarzen
Landsmann; von ihni zurückgewiesen, beg,i,:gt
iie sich nber mit einem alten schlottrigen Äc-
Stellung sich die beiden (wie vorgeschrieben sieht'
mit dem sintern riuauder Stöße geben nnd so
mit Prügeln vom Theater gejagt wcrdcu; einer
der wenigen sichtlich obszönen Späße, bie sich
Lope de Vcga erlaubt, Der bekehrte Neger wird
nnn Franziskaner, in der Folge Gnardinn,
zeichnet sich besonders durch die erniedrige,,dsle
Demut aus, kommt in den Geruch der Heiliglen,
loirkt Wunder, indem er Kranke heilt, Tote er-
des Teufels aus dem Kinde de? VizeküuigZ an-
zuführen ist. Die diabolischen Nedcn, der Spott,
der Hohn aus dein Munde des nuschuldigen
Kindes; und endlich, als der Teusel wirtlich
ausfährt, weiß es Lope durch nichts anzndenten,
als daß er hinter der Szene einen Flintenschuß
abfeuern läßt, Das klingt beinahe läppisch,
wenn man sich aber in die Situation Innein
stelln,>g von Fener, Nanch und Schwefelgeruch
mit sich führte, Ein schurkischer Mönch, der
erbittertste Feind des heiligen, in dem dieser
aber doch gleich von vornherein gleichfalls eiueu
prädestinierten Heiligen erlenut, bildet den,Hebel
der darausfolgeudeu zienilich kahle» Ereignisse,
Er will schon früher, nm das Ansehen seines
Guardicius herabzusehen, dessen Person beim
Vizekönig vorstellen uud sich deshalb das Gesicht
iym aber — ungewiß ob durch Wunder oder
Verse!,en ^ Melü in die 5^and, mit dem er sich
das ('<e!icht ganz weiß einstäubt, was denn die
toinifebe Wirkung nicht verfehlt haben wird.
Zuletzt will er den Guardian vergiften, dieser
nlvr segnet das Glas, worauf es zerbricht, was
seine Wirlung aus den Sünder nicht verfehlt,
Sachen und überhaupt die späteren Akte, niit
Äusuabme der Teufelsbcschwörung, sind über-
eilt und nicht mit Lope de Vegas gewöhnlicher
Empfiudnng der Situation ausgeführt.
Lin Prinz, der mit einem adeligen, aber
nicht ebenbürtigen Frauenzimmer anßcr der Ehe Mittel au, das seit Ariost so oft angewendct
worden ist nnd in der Entfernung ,'
zählung sich ganz gnt macht, in d '^r Nxlie >v>
Tiama aber noch immer veruiigliMi ist, daß
kosnngcn empfängt nnd so weiter. Auch hier
glaubt der Prinz dem plumpen Spiei, mis',
handelt die unschuldige Geliebte, verstößt sie,
kann sie aber doch nicht vergessen. Unterdessen
hat sein Pater eine Priuzessiu Braut Iierbei
geschafft, er ist eben im Begriff, sich zn ver-
mählen, als das Geschehene sich ausklärt, der
Priuz mit seiner Geliebten eutsüeltt und s,.'
uun wirüich znm Weibe nimmt, Ter Valer
bietet ein Ileines Heer auf nnd will eben t>a''
sich ihn, zn Füßen wersen, der Alte ,
uud, da die verschriebene Priiizessin einiiial da
ist, sie selber heiratet,
Vie Äusnihiuug ist nicht viel bedeutender als
der Stoss, Ein paarmal nimml ec> dc,> '.'lulauf,
nber gleich wieder. Einmal im ersten Alt, wo
oigkeit, ja an der Schönheit seiner Geliebten
gezweifelt, diese, die jener nicht kennt, zu ilnn
schickt, wo sie auch nnter Erzählung einer er-
dichteten Geschichte den alten Herrn beinahe ver-
liebt macht. Ganz gnt auch die Szene, wo der
Prinz, zwischen Abscheu und Liebe kämpfend,
Inm Schluß bekommt sogar der Nösewicht
des Stückes ein Weib, jene Zofe nämlich, die
iich als Werkzeug seiner Sclnilierei hergegeben.
'Nau weiß uicht, ob diese heirat eine Belohnung
oder eine Strafe ist, da er vorher in Lanra ver-
liebt war. Übrigens zeigen sich beide Teile als
vollkommen zufrieden.
hier haben wir eines der Lieblingsthcmen
Lopc de Vegas, Nas Glück und die Zufrieden-
heit des einfachen Landlebens, Ein Vauei Peri,
sich in zienilich unbeholfenen, aber wahren Ver-
sicherungen wechselseitiger Neigung; selbst der
anwesende Pfarrer wird so ziemlich zur komi-
schen Person, Da wird Plötzlich der Ordens-
Mnn leistet ihm jeden Beistand, er erholt sich
uud verliebt sich in die Neuvermählte, Tiese bat
unterdessen ihrem Mann das Verlangen nusge-
drückt, nach Toledo zum Fest der vir^en clel
halten, was dem Komtur Gelegenheit giltt, als
Zeichen seines Dankes dem Bauer kostbare
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik