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VI. Biographisches.
mius Scverus uutcrm >!apitol, Nieser Bogen
ist nebst dem des Lonslautinus beinahe das
besterhaltcnste unter allen Tenkinälern der
Vorzeit, Von diesen beiden Bogen gilt fast das
Uon andern Tcnkmalen, besonders von denen
des Trajan geraubt ist, kann man wohl vor»
trefflich nennen, die zeitgenössische Arbeit daran
«,,, ^>0gen des Loustantin und die meisten
Basreliefs n,it Än^nahmc der obersten, die eben
aus dein Bogen Trnjans genommen sind, Nie
Tempel des Jupiter tonzns nnd Ztawr bestehen
Kleinheit aller öffentlichen Gebäude, All diese
Verte, die sich die Phantasie als so groß vor-
stellt, waren, aus dem Naum zu schließen, der
ihrer Menge das Forum so mit Gebäuden über-
laden sein, daß man kaum an ein gutes Aus-
sehen desselben glauben lann, Hiezu kommt
noch, daß die Gebäude offenbar ohne Shm-
Wort, man kann sich leine klare Vorstelln»g
machen, wie das je schön sein konnte,
Ter Vm'wnrf der Kleinheit, den man den
ältesten Bauwerken mit Grnnd machen lann,
Zeiten hervorgebracht haben, Ter Tempel des
Friedens, von Titns erbaut, von dein nur iwcl,
die Neste der hinteren halste stehen, ist ein un-
geheueres Gebäude mit seine» drei mächtige»
nade, die sich von außen herumzog, Coustantin
und nia» IM Geleg^»l,e,t, durch Vergleichung
des von ihm in die mittclste Halle hinaus
gebauten Äu^buges die Verschiedenheit der Zeit-
alter in der Verschiedenheit der Arbeit zu be-
obachten,
T^r Tempel der Sonne und des Mondes,
oder der Nonia und Venus, die miteinander
vereinigt waren, steht nur noch mit halben
«uppel»,
Tie ^änle des Phukas ist gauz ans ältern
Monumenten znsamme» gestohlen.
Die ungeheuren dauern des Tempels des
Anwuin und der Fanstina hat man dl'nicht,
um eine Kirche des heiligen Lorcnz daran zu
slulV», die jetzt Antonius herrliche Säulen un-
willig schmücken, Tieses Gebäude zeichnet sich
noch vorzüglich durch sein vortrefflich gear-
beitetes Säulengcbältc aus,
?er Bogen des Titns, der einfachste von
allen, mit berrlichen Basreliefs, worunter der
heilige Leuchter von Jerusalem bemerkbar ist,
Vo» hier gingen wir in die Bäder des
?it»s, eine unförmige wildbewachseue Stein-
inajse, So bewunderungswürdig alle diese >^e
b.iude, lni'o»ders der spätern Zeit sind, so ist
doch ihre Größe eiuc barbarische, »ud man kann nicht verkennen, daß sie von Tcspotcn
gebaut siud, Nas drängt sich eine», scho» hier
in den Kaiserpalästen, Hohe, aber enge jam-
mern und Gänge, ohne Fenster, ohne ^icht,
die sich schweigend winden durch die Nacht-
ciu lebensfroher Grieche hätte es darin gewiß
höhlen wilder Tiere jetzt noch Spuren tuust-
rcicher Verzierungen, so ist doch auch die Art,
wie sie angebracht sind, barbarisch, Ungeheuer
hohe Gänge sind an der Decke mit Bildchen
bemalt, die man in der Hand halten müßte,
pnntten. So mißbraucht die «mist »ur ein
Tyrann, und war Titus auch teiner äe laeto,
so war er doch einer ds jurs, sein Zeitalter
war so, wenn auch er nicht,
Tcr Umfang dieser Bäder ist über allen
Begriff, Man hat nnr den kleinste,: Teil da»
uon aufgegraben, und davon lann man auf
das übrige schließen. In diesen Bädern ist
der herrliche Laokoon gefunden worden,
^m lebhaftes Vild der römischen Größe, so
daß die Phantasie dadurch wirtlich erweitert
wird, gibt unter allen hiesige,: Tent,»>ilern
alter Zeit beinahe allein das ^lllossenm, v'err-
üclieles tan» man nicht mehr sehen, Tiescs
den alle in nichts vor diesem Koloß, lls ist
interessant, eine Vcrgleichimg zwischen dem Ein-
druck anzustellcu, den die noch ungeheuere
Pete>'->tirche macht, gegen den deo Kolosseums.
Wen» ma» in Nom auospricht, daß die Peters-
lirche beim ersten Anblick nnr eine mäßige
wohnlich zu sagen: das rühre von den richti-
gen Verhältnissen her, in denen sie gebaut ist.
Aber ist es denn das Kolosseum in muider
richtigen? und doch erscheint es beim ersten
Anblick als ein Grußes, indes man die Peters-
Memer Meimmg nach rührt diese Verschieden-
hältnissen gebant ist, das Kolossen,» aber nur
in großen, Niese fünf Reihen Bogen über-
einander, deren jeder sich sogleich als sehr groß
ade!' bei der Petcrslirche, wie hoch diese einzige
Säulenreihe sei, welche das Gebälk trägt? Erst
wenn man die Eutfcrnnng des Petersplatzes
praktisch erfahren hat, bewundert man die
statt sie anzuschauen.
Wendet man sich nun hinüber gegen den
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik