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Embleme. 129
Embleme. (Tafel 73—77.)
Die Zusammenstellung von Werkzeugen und Instrumenten, um
einen bestimmten Begriff symbolisch darzustellen, führt zur Bildung
der Embleme. So finden wir (abgesehen von den als Trophäen
aufgeführten Kriegs- und Jagdemblemen) Embleme der Kunst, und
zwar sowohl der Kunst im allgemeinen, als der verschiedenen
Einzelkünste: der Musik, der Malerei, der Bildhauerei, der
Baukunst etc.; femer Embleme der Wissenschaft, allgemein ge-
halten oder bestimmte Wissenszweige symbolisierend, wie die Mathe-
matik, die Astronomie, die Chemie etc.; Embleme des Ver-
kehrs, des Handels, der Technik und schliefslich die Embleme
des Handwerks und der Gewerke.
So werden beispielsweise versinnbildlicht: der Gesang durch eine
Lyra mit oder ohne Notenblätter, die Musik durch Geigen, Flöten,
Waldhörner, die sog. Hirtenpfeife u. a., der Tanz durch Tamburin
und Castagnetten, die Schauspielkunst durch Masken, die Malerei
durch Pinsel und Palette, die Bildhauerei durch Hammer, Meifsel und
Erzeugnisse bildnerischer Thätigkeit, Büsten, Torsi, die Architektur
durch Winkel, Mafs rmd Zirkel gewöhnlich in Verbindung mit Kapi-
talen. Die Eisenbahn und die Dampflcraft werden durch ein ge-
flügeltes Rad, die Telegraphie durch Drahtrollen, denen Blitze ent-
strömen, veranschaulicht. Der Handel repräsentiert sich in Form
von Tonnen und Warenballen, an denen der Caduceus (Stab, von
geflügelten Schlangen umwunden), das Attribut des Merkur, anlehnt;
der Ackerbau führt den Pflug, die Sichel, die Sense etc., der Weinbau
die Kelter als Zeichen u. s. w.
Die verschiedenen Gewerke wählen teils ihre Werkzeuge, teils
ihre Produkte zum Sinnbild. Die Innungen und Zünfte der letzt-
verflossenen Jahrhunderte hatten in diese äufserlichen Abzeichen ein
gewisses System gebracht; eine grofse Anzahl zum Teil sehr schön
und sinnreich durchgeführter Zunftbilder aus jener Zeit findet sich
in den kunstgewerblichen Museen der Neuzeit.
Weit eingehender und ausführlicher, als es der Rahmen der vor-
liegenden Publikation gestattet, ist das Gebiet der Embleme behandelt
in Gerlach's „Allegorien und Embleme", welchem vorzüglichen,
Werke eine Anzahl von Abbildungen entnommen ist.
Tafel 73.
1. Eckstück im Theatersalon des Staatsministeriums; Louvre in Paris.
(Baldus.)
2. Vom Louvre in Paris. (Baldus.)
3. Innungszeichen der Geigenmacher in Klingenthal. Aus dem Jahre
1716. (Gerlach, Allegorien und Embleme.)
Meyer, Ilandb. d. Ornameatik. 4, Aufl. 9
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur