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Blatt- und Rankenbänder. 163
andere hinzugefügt, die sich besonders für die naturalistische Darstellung
eignen: die Winde, die Passionsblume, den Hopfen etc.
So finden wir in der Antike aneinandergereihte Blattkelche
(Taf. 93. i), gerade Stengel mit freistehenden oder angewachsenen
Blättern (Taf. 93. 2, 3) oder wellenförmige Stengel mit abwechselnd
anstehenden Blättern und Früchten oder Blumen (Taf. 93. 4, 5, 6).
Die letztere Art wird in die mittelalterlichen Stile mit herüber-
gebracht; im romanischen Stile werden die Stengel gedrungener, die
Blattlappen voll ausgerundet (Taf. 93. 7, 8), im gotischen die ersteren
dünn und langgestreckt, die letzteren geschlitzt und zugespitzt. Äufserst
geläufig sind die beiden Formen, welche auf Taf. 94.-7 u. 8 dargestellt
sind. Für die Spätgotik ist das Beispiel 13. Taf. 94 bezeichnend;
diese Art der Ornamentik eignet sich vorzüglich für die einfache
Holzschnitztechnik und die Lederpunzarbeit.
Bezüglich der orientalischen Auffassung geben atifser den Te.xtil-
arbeiten die gravierten und tauschierten Metallerzeugnisse Indiens imd
Persiens einen Überblick (Taf. 94. i—4).
Die Intarsiatechnik, die Lederpressung, die StoSweberei und die
Schriftverzierung verschaffen der Renaissance Gelegenheit, das Blumen-
band vorteilhaft zu benutzen und zu variieren (Taf. 95). Flechtbänder
und Blumenbänder vereinigen sich häufig in ein und demselben
Beispiel (Taf. 95. 5 u. 6).
Für vmsere moderne Zeit als neu hinzugekommen können jene
naturalistisch gehaltenen Bordüren gelten, wie sie auf Taf. 96. 9—12
sich zeigen.
Tafel 93.
I—6. Bemalungen griechischer Thongefäfse.
7—8. Französische Wandmalereien. 13. Jahrh. (Racinet.)
9. Von einem Glasfenster aus der Kathedrale in Bourges. 14. Jahrh.
(Racinet.)
10. Originelles mittelalterliches Blattband.
11. Intarsiastreif aus St. Maria in Organo in Verona. 1499.
12. Modem französische Tellerumrahmung.
Tafel 94.
I—3. Bordüren von persischen Metallgefäfsen. (Racinet.)
4. Indisch.
5. Byzantinisches Glasmosaik aus San Marco in Venedig. (Muster-
omamente.)
6. Romanische Initial Verzierung aus dem 13. Jahrhundert. Berliner
Museum.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur