Seite - 311 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Bild der Seite - 311 -
Text der Seite - 311 -
Fliesenmuster. — Glasmalereimuster. 311
weder enthält die Fliese das ganze sich wiederholende Ornament, oder
nur einen Teil desselben, so dass in der Regel 4 Fliesen die Einheit
des Musters bilden. An Stelle dieser in Deutschland, Frankreieh und
England üblichen Fliesen traten in Italien die Majolikaplatten. Die
in England heute noch allgemein angewandte Fliesenbekleidung be-
dient sich auch hauptsächlich dieser letztem Art. Dieses vorzügliche
Dekorationssystem verdient mit Recht eine allgemeinere Anwendung,
besonders in Bezug auf Wandflächen, als ihm z. Z. bei uns ein-
geräumt ist.
Tafel 174.
I—IG. Verschiedene mittelalterliche Fliesenmuster nach Owen Jones,
Racinet u. a.
I. Aus Fontenay (Cote d'Or).
4 u. 7. Im Museum in Rouen.
5. Kathedrale zu St. Omer.
6. Troyes, archives de l'Aube.
G l a s m a l e r e i m u s t e r . (Tafel 175.)
Die Fensterverglasung ist eine Errungenschaft des Mittelalters,
die Antike kennt sie nicht. Zunächst dienten farbige Fenster zum
Schmuck der Kirchen. Das älteste Verfahren besteht in mosaikartigem
Zusammensetzen farbiger Gläser. Kloster Tegemsee gilt ums Jahr 1000
als Hauptfabrikationsort. Im i i .u . 12. Jahrhundert beginnt die Malerei
mit Schwarzlot, der dann später die eigentliche Glasmalerei, das Aus-
radieren aus übermaltem Grund, das Ausschleifen aus Überfangglas
(einseitig gefärbtes Glas) u. a. folgen.
Nachdem in den letzten 200 Jahren die Glasmalerei ihre Verfall-
periode durchgemacht und nahezu verloren gegangen war, wird dieser
Kunst neuerdings wieder grofse Aufmerksamkeit gewidmet und speziell
auch jener einfachen, äufserst wirksamen Technik, die, von eigent-
licher Malerei absehend, nur mit farbigem Glas und Schwarzlot zu
wirken sucht. Die starken, durch die Verbleiung — so heifst die Ver-
bindung und Fassung der Einzelstücke durch ßleistreifen — ent-
stehenden Umrisse erhöhen die Leuchtkraft der Farbe und verhin-
dern das störende Ineinanderfliefsen angrenzender Farbentöne im Auge.
Die ornamentale Flächen Verzierung durch Glasmalerei be-
ziehungsweise Glasmosaik, um die es sich hier allein handelt, bezeich-
net man als Teppichmuster. Die besten Beispiele finden sich in der
Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stile in den Kirchen
Deutschlands, Frankreichs und Englands, welche drei Länder als der
eigentliche Hort der Glasmalerei gelten können.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur