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Geräte. — Der Kandelaber. 3a3
leuchtungswesen im Laufe der Zeiten erfahren hat, ändern sich auch
Form und Ausstattung des betreffenden Gerätes. Öl- und Lampenlicht,
Kerzen- und Fackellicht, das Gaslicht und die neueste Errungenschaft
des elektrischen Lichtes, sie erfordern alle bestimmte, mehr oder
weniger verschiedene Arten von Trägern und Apparaten.
Als überwiegend angewandtes Material erscheint das Metall und
nach diesem Thon und Glas, während brennbare Stoffe, wie das
Holz, in Anbetracht der Feuergefährlichkeit nahezu ausgeschlossen
bleiben.
Es sei ferner an dieser Stelle auf einen Unterschied aufmerksam
gemacht, der zwischen dem antiken und dem neueren Beleuchtungs-
gerät zur Geltung kommt. Dieser Gegensatz besteht darin, dafs das
erstere neben hoher künstlerischer Vollendung eine grofse Unvoll-
kommenheit nach der praktischen Seite hin aufweist, während anderer-
seits der moderne Beleuchtungsapparat die alten Vorbilder vom
technisch-zweckmäfsigen Standpunkte aus weit übertrifft, in formaler
Beziehung jedenfalls aber kaum erreicht und meistens denselben nach-
stehen mufs.
Wir werden der Reihe nach den Kandelaber, die antike
Lampe, die verschiedenen Arten der Stand-, Hand- und Wand-
leuchter, die Hängelampen, Laternen und Kronleuchter,
sowie die moderne Lampe der Betrachtung unterziehen.
Der Kandelaber. (Tafel 211—212.)
Der Kandelaber (von candela == Kerze) ist, wie schon der
Name sagt, ursprünglich bestimmt, ein Kerzenlicht zu tragen. Da das
Kerzenlicht jedoch, gleichwie die Beleuchtung vermittelst Leuchtfackeln
und Pechpfannen in der Antike (wenigstens in der historischen Zeit),
neben der Lampenbeleuchtung zurücktritt und mehr den sakralen und
Kultuszwecken vorbehalten bleibt, so wird der antike Kandelaber auch
hauptsächlich als Lampenständer, als Lampadarium, benutzt. Daher
kommt es, dafs der Kandelaber an seinem oberen Ende teils schalen-
förmige Becken (Leuchtpfannen), teils einen Dorn oder eine cylindrische
Hülse (zur Aufnahme der Kerze), teils flache Teller oder vorspringende
Ranken und Haken (zum Aufstellen oder Aufhängen von Lampen)
aufweist. Der letztere Fall ist der vorherrschende. Die dem Kultus
dienenden grofsen Prunkkandelaber tragen Schalen und sind aus
Marmor hergestellt. Die Schaftpartie eines derartigen römischen
Kandelabers von konventioneller Form ist auf Taf. 121, Fig. 2 ab-
gebildet. Die dem Haushalt dienenden Kandelaber wurden aus Bronze
gearbeitet. Sie kommen in zwei verschiedenen Höhenabmessungen vor,
je nachdem sie bestimmt waren, auf dem Boden oder auf Tischen
aufgestellt zu werden. Die erstere Art zeigt einen äufserst schlanken
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur