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406 Pult und Stafielei. — Uhrgehäuse und Waschschränkchen.
5. Oberer Teil eines mittelalterlichen Doppelpultes, (Viollet-le-Duc.)
6. Klappständer aus dem Dom zu S. Girnignano. Italienische Re-
naissance. (Kunsthandwerk.)
7. Moderne Prunkstaffelei, entworfen von Baudirektor Dürrn. (Ge-
werbehalle.)
Urgehäuse und Waschschränkchen. (Tafel 258.)
Uhrgehäuse als Mobiliarstücke sind verhältnismäfsig neueren
Datums, da die Erfindung der Uhr mit Räderwerk ja selbst keine
alte und die Uhren aus der ersten Zeit nach ihrer Erfindung meisten-
teils ohne Gehäuse gebildet wurden oder wenigstens ohne solche von
künstlerischer Bedeutung. Vom 17. Jahrhundert ab treten Gehäuse
zum Schutz gegen den Staub und zur Gewinnung einer gefälligen
Form allgemeiner auf. Es sind hauptsächlich zwei Formen, die
zuerst kultiviert werden. Die eine ist diejenige grofser Stehkasten:
etwa nach Art der Waschschränkchen Fig. 5 u. 6, wobei der Oberteil
die Uhr aufnimmt, der Unterteil für den Gewichtsablauf bestimmt
ist; die andere Form ist die der Standuhr, wobei die Gewichte
durch Federzug ersetzt sind, weshalb der Kasten keine so bedeutende
Höhe zu haben braucht und blofs an die Länge des Pendels gebunden
ist. Derartige Standuhren werden auf Kamine, Kommoden etc. oder
auf eigens dazu geschaffene Träger in Form von Hermen oder Säulen
gestellt (Fig. i). Als dritte Form kommt dann später hinzu das
hängende Gehäuse, sowohl für Gewichts- als für Federzuguhren
bestimmt. Die genannten drei Formen sind mehr oder weniger
abgeändert heute noch im Gebrauch neben einigen Neuerungen, wie
die Kartuschenuhr etc. Pendulen und ähnliches zählen nicht hierher.
Die Gehäuse sind durchschnittlich aus Holz, öfters mit Vergoldung
und Metallauflagen geziert. Eine besondere Art in Bezug auf
das Material sind die sog. Bouleuhren mit Schildpatt- und Metall-
einlagen. Die Zifferblätter aus lackiertem Holz, Porzellan, Metall,
emailliert, nielliert etc. werden häufig vermittels eines Metallringes
gefafst und gehalten und durch Glasthüren abgeschlossen. Pendel-
und Gewichtsgehäuse können offen oder verschlossen sein, häufig
bleibt blofs ein Ausschnitt für die Pendelscheibe. Die Seitenteile
des eigentlichen Uhrgehäuses werden öfters in ausgesägter Arbeit mit
Stoffhinterspannung gebildet, um den Schall des Schlagwerkes besser
durchzulassen. Die domähnlich gebauten Standuhren zeigen als obersten
Abschlufs hin und wieder einen kleinen Glockentempel (Fig. 3).
Kalender-, Kuckucks-, Trompeteruhren und andere Spielereien stellen
wieder besondere Anforderungen. Übrigens kann die Ausstattung
unserer modernen Regulatoren und Wanduhren als vollständig bekannt
vorausgesetzt werden. Als Anhalt beim Entwerfen eines Uhrgehäuses
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur