Seite - 548 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
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ß4ö licialdik.
Wappenbilder sind häufig aus Monogrammen, Hausmarken und
Handelszeichen entstanden. (Die Überschrift eines Fuggerschen
Wappens aus dem Jahre 1382 lautet: „Dises zaichen, wirt Virich
Fugger, vorbemelten Hansen Fuggers Bruder, gepraucht haben, Weichs
hernach Jacob Fugger, des namens der erst, angenommen, und das
sambt seinen Sünen, bis auf aufpringung des Wappens, gefiert hat.")
Das Wappenwesen lag den Herolden ob, die als Amtszeichen einen
Wappenrock und einen Stab führten. Heraidsämter üben heute noch
die staatliche Kontrolle. Es mögen im Ganzen etwa 200 OOO Wappen
existieren, Geschlechts-, Städte-, Gesellschafts- und Amtswappen ein-
gerechnet Wappen heifsen redende, wenn ihre Bilderden Namen
des Trägers angeben, z. B. Segler: ein Schilf mit Segeln, Dürer: eine
offene Thür; halbredend heifsen sie, wenn der Name nur teilweise
angedeutet wird, z. B. Taxis: ein Dachs, Klingspor: ein Sporn.
Es sind 3 Hauptepochen des Wappenwesens zu verzeichnen:
1. Die Zeit vom 11.—13. Jahrhundert, in der der Schild allein mit
seinem Bilde das Wappen darstellte; d. i. die Entwickelungszeit
der Heraldik. 2. Die Zeit vom 13. —15. Jahrhundert, in welcher
Schild, Helm und Helmschmuck das Wappen ausmachten und in
welcher die bemalten Schilde und Helme wirklich getragen wurden;
d. i. die Blütezeit der Heraldik. 3. Die Zeit vom 16. Jahrhundert
bis heute, in der das lebendige Wappenwesen sowie das Tragen des
Schildes und Helmes mit den Abzeichen aufhörte; das ist die Ver-
fallzeit der Heraldik, in welcher Willkürlichkeit, Verständnislosigkeit
und ein Herumreiten auf verknöcherten Systemen an Stelle des leben-
digen Wappenwesens treten. Nach der stilistischen Seite kann man
unterscheiden: frühgotische, spätgotische, Renaissancewappen,
die Wappen des Barocko und Rokoko sowie moderne Wappen.
Die allgemeine Stilrichtung hat die Heraldik stets beeinflufst; durch-
gehends jedoch ist die architektonische Entwickelung dem Wappen-
wesen hierbei etwa 2 Jahrzehnte voraus. Das Wappenwesen hat in
den einzelnen Ländern eine verschiedene Entwickelung genommen
und auch unsere heutigen Systeme sind in Deutschland, Frankreich,
England u. s. w. nicht unwesentlich auseinandergehend.
Es kann an dieser Stelle kein ausfuhrliches Eingehen auf die
betreffenden Einzelheiten erfolgen. Es soll in aller Kürze nur das
Notwendigste erörtert werden. Die einzelnen Tafeln behandeln die
heraldischen Farben oder Tinkturen, die Einteilung des
Schildes und seiner Formen, die Wappenbilder, den Helm und
Seine Zuthaten, die Rang- und Würdezeichen, sowie die heral-
dischen Prachtstücke. Wer sich eingehender mit der Heraldik
befassen will, dem steht eine genügende Litteratur zu Gebote; seit
Bartolus de Saxoferrato um die Mitte des 14. Jahrhunderts sich
mit der Materie befafste, ist mehr als genug über Heraldik geschrieben
worden. Zur Ergänzung und Mitbenutzung beim Studium und Unter-
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur