Seite - 550 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
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550 Tinkturen und Schildteilung.
für Blau: Kobalt oder Ultramarin, fiir Grün: irgend ein ausgesprochenes
Grün, wie Spangrün oder Chromgrün. Späterhin erfuhr die ursprüng-
liche Farbenskala eine Erweiterung dahin, dafs noch die sog. Natur-
farbe, Purpur, Aschgrau, Eisenfarbe und Braun hinzutraten. In der
Naturfarbe wurden natürliche Dinge, Menschen, Tiere etc. dar-
gestellt, so wie sie sind, während die ältere Heraldik auch diese
Gegenstände in einer der nächstliegenden ursprünglichen Tinkturen
veranschaulichte, so z. B. den Löwen golden oder rot, den Adler
schwarz oder rot u. s » Der Purpur wird nicht als Schildfarbe,
sondern nur an Kronen und Hüten, sowie an Wappenzelten benutzt.
Aschgrau, Eisenfarbe und Braun sind Farben, die füglich hätten ent-
behrt werden können, da sie dem ursprünglichen Prinzip, das Wappen
weithin klar und deutlich sichtbar zu machen, widersprechen.
Wo Wappen, wie oftmals in Büchern, ohne Farbe zur Darstellung
gelangen, da wurden die Farben in der ältesten Zeit durch die An-
fangsbuchstaben der betreffenden Worte eingeschrieben; späterhin hat
man sich geeinigt, die Tinkturen durch Punktieren und Schraffieren
anzudeuten. Silber bleibt unbezeichnet, Gold wird punktiert, Rot wird
senkrecht, Blau horizontal schraffiert, Schwarz erhält senkrechte und
horizontale Linien, die sich kreuzen; die übrigen Farben erhalten die
Bezeichnung, wie es unsere Tafel angiebt.
Zu den Tinkturen werden gewöhnlich auch die Pelzwerke ge-
zählt. Der Hermelin zeigt schwarze Schwänzchen von der Form
des lateinischen Kreuzes auf weifsem," resp. silbernem Grund; der
Gegenhermelin tauscht diese Farben. (An Mänteln und Wappen-
zelten, sowie an Hüten wird der Hermelin in seiner natürlichen Form
wiedergegeben.) Der Kür sc h wird durch schuppenförmig gereihte
Striche bezeichnet. Das Feh mit seinen Variationen, dem Pfahlfeh
und Buntfeh, hat in Blau und Silber die Formen, wie es die Tafel
angiebt Das Feh wird auch mit dem Namen Eisenhütlein be-
zeichnet und ist ursprünglich offenbar ein durch eigenartige Felder-
teilung entstandenes Muster, wie das Schach und die Wecken, von
denen später die Rede sein wird.
Unter Damaszierung versteht man eine linienartige Ornamentik,
die bestimmt ist, die einzelnen Tinkturen mehr zu beleben, ohne die
Wirkung der Farbe zu stören oder das Wappen zu verändern. Die
Damaszierung ist willkürlich. Ursprünglich wurden vornehmlich geo-
metrische Muster, späterhin Ranken- und Schnörkelwerk hierzu
benutzt.
Bei plastischen Wappen, wenn sie nicht bemalt werden, können
die Damaszierungen sowohl als die Farbenbezeichnungen (Punktierung
und Schraffierung) plastisch hervortreten, doch mufs das Relief ein
mafsvolles sein, wenn die Wirkung gut sein soll. An Siegeln und
ähnlichen Dingen besorgt die Gravierung in Metall das Betreffende.
Bei geneigten, nicht aufrecht stehenden Wappen richtet sich die
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur