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in Bezug auf den Glauben bewilligten „Aeeord" nicht auf die Dauer durchzusetzen. Nicht
minder triuniphirte die Gegenreform im Lande Österreich unter der Enns. Im Lande ob
der Eiius fiel die letzte blutige Entscheidung des Glanbenskampses. Es war dies der
Aufstand der Bauern unter Stefan Fadinger, der sich ebenso gegen die kirchliche Bedriicknng
wie gegen die baierische Fremdherrschaft wendete, aber nach dem Tode des Führers der
„christlich-evangelischen Armee" rasch bewältigt wurde, worauf auch in diesem von dem
Kaiser wieder eingelösten Lande die Glaubenseinheit siegte. Nnr in Ungarn durfte Ferdinand
nicht au dem Bestände der kirchlichen Ordnung und der politischen Verfassung rütteln
angesichts der steten Gefahr, die von dem Calviner Gabriel Bethlen drohte, selbst nachdem
derselbe im Nikolsbnrger Frieden (1622) auf die Krone verzichtet hatte. — Nicht gleich
anfangs hatte man die Früchte des Sieges im vollen Umfange zn pflücken gewagt; dies
vorzugsweise mit den Truppen der Liga geführt; jetzt stand der Mann ans, der ihn von
diesem drückenden Gefühl befreite. Dieser Mann war Wallenstein.
Albrecht von Wallenstein (Waldstein), geboren am 24. September 1583 zu Hermanitz
an der Elbe, stammte von dem minderbegüterten Zweige eines alten böhmischen Adels-
geschlechtes ab. Seine Eltern waren Protestanten, er selbst aber, früh verwaist, wurde iu
dem Jesuiteucouviet zu Olmütz für den katholischen Glauben gewonnen. Nach verschiedenen
Reisen trat Wallenstein in die kaiserliche Armee ein und that sich in Feldzügen wider die
Türken und Venetianer als tüchtiger Officier hervor. Er heiratete und beerbte die alte
aber reiche Witwe Nikesin von Landeck. Seine zweite Ehe mit einer Gräfin Harrach brachte
ihn dem Hofe näher. Bald war er auch der reichste und mächtigste Mann in Böhmen, denn
er hatte durch wohlfeilen Ankauf eoufiscirter Rebellengüter sein Vermögen ungemein ver-
größert. Der Kaiser erhob ihn zum Herzog von Friedland. Aber die ehrgeizigen Pläne
Wallensteins schweiften bereits über die Grenzen Böhmens hinaus, als er dem Kaiser
anbot, auf eigene Kosten eine Armee aufstellen zu wollen. Man soll ihn bei dieser Gelegenheit
gefragt haben, ob er 20.000 Mann im Felde zu halten sich anheischig machen könne,
Medaille auf das Jahr lK2tt. war erst dann der Fall, als Ferdinands Stellung sich auch
in Deutschland befestigt hatte. Die Union löste sich auf.
Vergebens führte Mauusfeld den Kampf für den geächteten
Pfalzgrafen Friedrich fort; vergebens griffen nacheinander
der Administrator von Halberstadt, der „tolle" Herzog
Christian vvu Braunschweig, der Markgraf Georg Friedrich
von Baden-Durlach, zuletzt der Däneuköiiig Christian IV.
für dieselbe Sache zu den Waffen. Sie alle mußten dem
überlegenen Feldherrntalente des Führers der Lignisten
Tilly weichen. Bis dahin hatte der Kaiser seine Kriege
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch