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las doch auch zu Wien in dem Schicksale dieser Reiche die eigene Zukunft, die sich um so
schrecklicher gestalten mußte, wenn es Napoleon mit jenem Worte Ernst war, das der
Übermuth ihm entschlüpfen ließ, daß binnen zehn Jahren seine Dynastie die älteste in
Europa sein werde. Man war entschlossen, dieser Gefahr womöglich zuvorzukommen, zumal
der heldeumüthige Widerstand, den das spanische Volk seinem Bedränger leistete, wie ein
erster Hoffnungsstrahl der Erlösung in die Nacht namenloser Leiden fiel. In der Idee,
bei Zeiten auf kriegerische
Maßregeln bedacht zu sein,
begegneten sich Erzherzog Karl
und Stadion und nur darin
gingen ihre Ansichten ausein-
ander, daß Stadion sich mit
dem Gedanken eines Angriffs-
krieges befreundete, der Erz-
herzog hingegen nur Vor-
kehrungen empfahl, die geeignet
wären, einer Aggression Frank-
reichs zu begegnen. Die Ansicht
Stadions trug den Sieg davon,
da man meinte, daß dem
Imperator gerade jetzt der
Ausbruch eines Krieges mit
Österreich nicht gelegen kommen
werde. Wohl ging man ohne
Bundesgenossen in den Kampf.
England that nichts für Öster-
reich, auf Rußland war nicht
zu rechnen und ohne Rußland war auch Preußen nicht zu gewinnen. Aber man hielt sich
an das Vorbild Spaniens; man hoffte auf deu Beitritt aller unzufriedenen Elemente, auf
einen Volkskrieg, an dem sich nicht blos die österreichischen Völker, sondern alle Nationen
betheiligen würden, die unter Frankreichs Joch zu leiden hatten.
Und wirklich schien es, als sollten sich Stadions Hoffnungen erfüllen. Eine ungeahnte
Begeisterung gab sich in den Reihen der Landwehrmänner knnd, als Erzherzog Karl an
die Spitze der Truppen trat. Mit Staunen las man in Enropa jene geharnischten Manifeste,
welche, aus der beredten Feder eines Gentz und eines Friedrich Schlegel hervorgegangen,
als Vorboten glorreicher Thaten betrachtet wurden. Noch vor dem Beginne des eigentlichen
Graf Johann Philipp Stadion.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch