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und mußte endlich vor der Übermacht aus Neapel weichen. Ludwig erschien mm mit den
Banderien der Magnaten ein zweites Mal auf dem Kampfplatz, führte eine Wendung des
Kriegsglückes herbei und eroberte abermals Neapel, aus welchem sich Johanna mit ihrem
Gemal nach Gaeta geflüchtet hatte (1350).
Clemens VI. belegte Ludwig, als dieser den neapolitanischen Boden zum zweite»
Male betrat, mit dem Banne und forderte ihn nach der Einnahme Neapels auf, die
Erbfolgefrage der Entscheidung des heiligen Stuhles anheimzugeben. Ludwig, der sich
überzeugt hatte, daß er den Besitz einer der ungarischen Herrschaft fremd gegenüber-
ihm als Kriegsentschädigung 300.000 Dukaten zn zahlen habe. Nach Festsetzung dieser
Waffenftillstaudsbedingungeu kehrte Ludwig, vom Bauue befreit uud die Entscheidung
der Sache dem Papste anvertrauend, über Rom nach Ofen zurück (November 1350).
Das Urtheil des heiligen Stuhles wurde endlich gefällt und Johanna als unschuldig
erklärt, nachdem sie „in behextem Zustande nicht im Stande gewesen sei, den Mord zu
verhindern". Hierauf zog Ludwig seiue Truppeu aus Neapel zurück, ließ die gefangene»
Prinzen frei und verzichtete, nm seinem Verdruß Ausdruck zu gebeu, voll Verachtung auf
die ihm von Johanna zu zahlende Kriegsentschädigung (1351).
Während des vierjährigen neapolitanischen Feldzuges hatten sich die Truppen
Ludwigs fähig gezeigt, die Ehre der ungarischen Waffen auf fernem fremden Boden, unter
schwierigen Verhältnissen aufrechtzuhalten; dieser Ruhm und die Erfahrungen, welche die
Das Siegel König Sigmunds. stehenden Provinz ohne Flotte
mir mit den allergrößten Opfern
sichern könnte, willigte in den
durch deu päpstlichen Legaten
begehrten Waffenstillstand, der
sich bis zum l. April des nächsten
Jahres erstrecken sollte, unter
der Bedingnng, daß der Papst
inzwischen sein Schlußurtheil
fälle und wenn er Johanna
schuldig finde, ihm die Königs-
würde zuerkenne. Im Falle der
erwiesenen Unschuld Johannas
verpflichtete sich Ludwig jedoch
seine Truppen zurückzuziehen
und die gefangenen Prinzen
freizulassen, wogegen Johanna
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch