Seite - 192 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Bild der Seite - 192 -
Text der Seite - 192 -
192
Er kannte die Gebrechen seiner Nation, doch vermochte er den Glauben nicht aufzugeben,
daß die ungarische Nation den Wettstreit mit jeder anderen bestehen könne, daß sie zu
Allem fähig sei, was zur Rettung des Vaterlandes nothwendig, wenn sie nur ernstlich wolle
und richtig geführt werde. Sein Endzweck war, neben den in den Festungen zerstreuten
Grenztruppen ein stehendes ungarisches Heer zu schaffen, welches stets zur Vertheidigung
des Landes bereit sein sollte. Treu dem Wahlspruch, den er in einem seiner Werke
ausgesprochen — bäotsä a inaZxart!" („Rühr' den Ungar nicht an!") — war er
bestrebt, alle Kräfte, welche im Schoße der Nation schlummerten, zur Vertheidigung
des Vaterlandes zu wecken und zu vereinigen. Obgleich er seine Jugendzeit unter den
Augen Peter Päzmäuys verbracht hatte und ein eifriger Katholik war, wünschte er doch
im Innern des Landes Frieden mit den Protestanten auf der Basis gegenseitiger Billigkeit;
nach außen vertrat er das Bündniß mit dem protestantischen Siebenbürgen, dessen Fürsten-
Siebenbürgen kam neue Gefahr. Georg Räköczy II. wollte um jeden Preis die Krone
Polens erlangen, deren Glanz seit Stesan Bäthory schon manches siebenbürgischen Fürsten
Auge geblendet hatte. Im Bunde mit den Schweden fiel er, trotz des Abrathens der
ungarischen Regierung, in Polen ein, wurde aber geschlagen und war nach Verlust seiner
Armee zur Heimkehr gezwungen (1657). Die Pforte, welche anfangs von dem Angriff
gegen Polen nichts gewußt und denselben später auf das bestimmteste untersagt hatte,
setzte Räköczy ab und befahl den Siebenbürgern, sich einen anderen Fürsten zu wählen.
Georg Räköczy II. widersetzte sich und beschwor dadurch entsetzliche Verwüstungen über
sein Vaterland herauf. Türkische, tatarische, moldauische, walachische Truppen stürmten
(im August 1658) vom Burzeuland bis Großwardein durch das Land, plünderten und
zerstörten Karlsburg mit seinem Fürstenschloß, mit dem Bethlen-Colleginm und mit den
Fürstengrüften; die Bibliothek Gabriel Bethleus wurde zusammengeworfen und verbrannt.
Georg Räköczy II. wußte so wenig, was er thun sollte, wie seinerzeit Sigmund Bäthory.
Bald dankte er ab, bald blieb er wieder Fürst und warf sich in die Arme Kaiser Leopolds I.
Leopold I., welcher, nachdem sein älterer Bruder Ferdinand IV. schon am 9. Juli 1654
gestorben war, seinem Vater Ferdinand III. auf dem Throne folgte (am 8. April 1657),
vermochte nicht ruhig es mit anzusehen, wie die Türken Siebenbürgen enger an sich
thron die Räköczys fest innezuhaben
schienen.
Namensunterschrift des Dichters Nikolaus Zrinyi. Aus Georg Räköczy I. folgte sein
Sohn Georg Räköczy II. (1648), der
sein siebenjähriges Söhnlein Franz
Räköczy zum Fürsten wählen ließ (am
18. Februar 1652). Aber eben aus
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch