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Wohnhiitten mit Schanzen und Hecken umgeben. Diese befestigten Plätze, neben deren
Eingängen sich in der Regel überragende Spähwarten in Gestalt von aufgeworfenen
Hügeln (Feuerherden) befinden, dienten in Zeiten der Gefahr zugleich als Schutz und
bildeten eine unter sich zusammenhängende Kette, welche die Csörß- oder Teufelsgräben
der Südgegend ersetzen konnte. Solche befestigte Plätze kommen in ganz Oberungarn
häufig vor, und wir können mit Sicherheit annehmen, daß manche derselben noch nach
Jahrtausenden zum gleichen Zwecke dienten, ja daß selbst viele mittelalterliche Burgen an
den Stätten solcher zerstörter Festungsanlagen der Urzeit erbaut waren. Als Beispiel dafür
seien die Burgen Ovär und Üjvär (Stary Hrad, Hradek) im Liptauer Comitat erwähnt,
desgleichen Burg Oroßlänkö im Trentschiner Comitat, wo unter dennoch jetzt vorhandenen
Trümmern, oder in deren Nähe, urzeitliche Thonscherben, ja in Oroßlänkö sogar Bronze-
geräthe gefunden wurden. Spuren solcher urzeitlicher Befestigung finden wir in Burg
Treutschiu, deren Name vom slavischen Worte ,t^n" oder ,lrn" Dornenzaun,
(,1ritil^e* — dreifacher Zaun) abgeleitet wird. Derartige Anlagen sind Bndat in im
Trentschiner, Mala i in im Ärvaer Comitat, nahe bei Liptö-^vär, die beiden Ortschaften
desselben Namens im Liptauer Comitat, endlich ebenda Plostyn, wo zu wiederholten
Malen urzeitliche Thonscherben nnd Bronzegeräthe gefunden wnrden. Böhmen und
Mähren weisen eine große Zahl derartiger Festuugsanlagen auf, deren Ursprung
Dr. Woldrich, der gewissenhafte Schilderer dieser Burgen, in das VII., VIII. und
IX. Jahrhundert n. Chr. verlegt. Für Oberungarn wäre es hinsichtlich der derartigen
Festungsbauten aus heidnischer Zeit, nach den vorgekommenen Funden zu urtheilen, nicht
recht thunlich, dieselbe Behauptung auszustellen, und es ist wahrscheinlicher, daß diese
Burgen viel älteren Ursprungs sind; Sicheres darüber wird sich erst nach weiteren genauen
Forschungen der Fachmänner sagen lassen. Manche haben zwar den Ursprung der im
oberen Waagthal vorkommenden Festungsanlagen, namentlich ans Grund von roh aus
Bruchsteine» gefügten Mauerresten, die bei Pot tornya (Liptaner Comitat) entdeckt
wurden, germanischen Volksstämmen zugeschrieben, doch ist diese Behauptung, wie Bela
Majlath, der gründliche Kenner der urzeitlichen Vertheidigungswerke dieser Gegend nach-
gewiesen hat, zumindest als verfrüht zu bezeichnen.
Mit der Kenntniß der Bronze nimmt in Oberungarn auch die Thonindustrie
— obgleich Anfangs die Töpferscheibe noch nicht bekannt ist — einen großen Aufschwung;
besonders heimisch aber wird die Metallindustrie, die auch die Bedürfnisse entfernterer
Gegenden gedeckt zn haben scheint. Die Celte, Hohlmeißel, Äxte, Beile, Axthämmer, Sicheln,
Messer, Rasirmesser, Dolche, Schwerter, Lanzen- und Pfeilspitzen und die aus dem
manuigfaltigsten Bronzedraht gefertigten Schmuckgegenstände, wie: Kopf- und Brust-
schmuck, Hals- uud Armspangen, Fibeln, Ringe, Näh- nnd Stecknadeln, kommen in den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch