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römischen Waffen mir den dnrch die Donan gebildeten Rand des von Qnaden und
Marcomannen bewohnten Gebiets, und so konnte auch Oberungarn der Cultur des
Alterthums nicht theilhaftig werden, es kann sich der Reste römischer Bauwerke nicht rühmen.
Die christliche Religion und Cultur gelangte in diese Gegend nm die Mitte des
IX. Jahrhunderts. Der Erzbischos von Salzburg, Adalram, war es, der um das Jahr
WO mit bewaffneter Unterstützung des Frankenkönigs Ludwig des Frommen die von
den Flnthen der Völkerwanderung hieher gespülte mährisch-slavische Bevölkerung zum
Christenthum zu bekehren anfing. Fürst Moimir vertrieb deu Fürsten Privina, der sich
mit einem Theil seines Volkes in das Duuäutul (Land jenseits der Donau) flüchtete, dort
die Taufe empfing und zu Szalavär auf den Trümmern einer römischen Lagerstätte eine
Burg uebst dreiircheu erbaute. Auch Moimir beugte sich der fränkische» Macht und
Erzbischos Adalram erbaute iu Neutra, an einem der mährisch-schlesischen Fürstensitze, die
erste christliche Kirche dieses Landstrichs, die er zu Ehren Sanet Emmerams weihte. Bald
darauf, unter dem Griechen Methodins, der seit 869 als Bischof, von 875 bis 885 als
Erzbischos von Mähren das Bekehrungswerk im heutigen Ungarn leitete, wnrde Neutra
Bischofssitz und Papst Johann VIII. weihte auf Ersuchen Svatoplnks, Fürsten von
Mähren, den deutschen Missionär Wiching zum ersten Bischof von Neutra. Dank dem Eifer
der deutschen Missionäre gelangte das neue Bisthnm alsbald zu großem Ansehen. Die
Kirche Adalrams, die später Kathedralkirche wurde, dürste in der Nentraer Burg, au der
Stelle der jetzigen Domkirche gestanden haben, und da im VIII. und IX. Jahrhundert
die Kirchen auch in Deutschland aus Holz gebaut wurden, ist es zweifellos, daß die
Nentraer, sowie die anderen, in der Diöcese dnrch die deutschen Priester errichteten Kirchen
aus Holz gezimmerte, primitive Coustructionen von geringer Haltbarkeit waren. Methodius
richtete seine Thätigkeit mehr gegen Norden. Sein Sitz war Velihrad, ein sagenhafter Ort
mitten im dicksten Urwald. Die Chronik hat nur den Namen desselben verzeichnet, seine
Lage ist unbekannt. Das Volk lebte weit zerstreut in den Thälern der Flüsse Waag,
Neutra, Gran, Eipel, Hernad, Zagyva, Sajö, Popper, Ung, Laborcz und Latoreza, zum
Theil sogar ohne staatlichen Verband, in Hütten aus lehmverschmiertem Ruthengeflecht
oder in befestigten Niederlassungen mit Pallisaden, rnthengeflochtenen Zäunen und Gräben,
die längs der Flüsse auf Hügelhöhen angelegt waren. So sahen auch die Burgen aus,
welche Svatopluk in der Gegend des Neutraflusses gefunden hatte. Das Volk neigte auch
nach seiner Bekehrung durch Methodius zum Heideuthnm und beeilte sich nicht sehr, die
mit dem Christenthum verknüpfte Cultur aufzunehmen. Übrigens ließ ihm die „Land-
nahme" der Magyareu gar keine Zeit dazu.
Die erobernden Magyaren fühlten sich als Reitervolk von der endlosen Ebene
zwischen Donan und Theiß und dem sanften Hügelgelände des Dnnäntnl mehr angezogen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch