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Eckthürme, die als Depot einer Lederfabrik dienen nnd dem gänzlichen Verfall entgegen-
gehen. Das Kastell Nagy-Bit tse , nnfern der Waag im Trentschiner Comitate, ist das
umfangreichste derartige Gebäude des XVI. Jahrhunderts. Wie der erhalten gebliebene
Graben zeigt, nimmt es die Stelle einer alten Wasserburg ein. Laut der Thoransschrift
wurde es im Jahre 1572 durch Franz Thnrzö, den Apostaten, einst Bischof von Neutra,
erbaut, 1605 uach einer Fenersbrnnst dnrch dessen Sohn Georg, den prachtliebenden
Palatin, wieder hergestellt, ohne jedoch seinen ursprünglichen Charakter einzubüßen. Die
in zwei Höfe getheilte Baufläche bildet ein regelmäßiges Viereck, das auf drei Seiten
dnrch den alten Graben, auf der vierten durch eine niedrige, dem Büchlein folgende Mauer
umfaßt war. An der Nordseite betritt man dnrch die den Bach überbauende, einst mit
Zugbrücke versehene, niedrige Thorhalle den Vorhof, an dessen jenseitigem Ende das
„Haus der Verlobten" steht. Dieses zeigt an der stockhohen Fa^ade stark beschädigten
Sgrasfitoschmuck; seine schöne Thüre, die die Jahreszahl 1601 trägt, ist mit Reliefs
verziert, die noch Spuren von Polychromie zeigen. Durch eine vordem gleichfalls mit
Zugbrücke versehene Thorhalle betritt man den zweiten Hof. Dieser umzieht als enger Gang
das viereckige Schloß, an dessen vier Ecken sich runde Thürme bis zur Höhe des Baues
erheben. In der Mitte des der Thorhalle gegenüberliegenden Flügels erhebt sich ein
mächtiger viereckiger Thurm, mit Spuren eines Wandgemäldes, welches Maria mit dem
Jesuskinde darstellte.Durch das Erdgeschoß dieses Thurmes führt ein Thor in den Hof,dessen
unteres und oberes Geschoß mit Areaden umzogen ist; so großartig wie die Säulengänge
der italienischen Paläste sind diese nicht, ihre Formen sind nicht correct genug, ja mitunter
ungefüge und der plastische Schmuck deutet auf keine sehr gewandte Hand, doch machen
diese Areaden dank ihren richtigen Verhältnissen einen heiteren Eindruck und sind die
bedeutendste derartige Leistung in Oberland. Von dem Meister schweigt die Chronik. An
die Wände des oberen Säulenganges wnrden in späterer Zeit, als Nachahmung von
Sgrasfiti, 26 überlebensgroße, historische Fignren (Romnlns, Artaxerxes, Attila, Hnnyadi
und Andere) gemalt. Die umgewandelten und vernachlässigten Säte des Schlosses dienen
jetzt als Amtslocalitäten.
Unter den städtischen Banwerken gebührt der Vorrang dem von 1505 bis 1511
erbauten Nathhause zu Bart fe ld (Bartfa). Kein zweites Baudenkmal im Lande läßt
so charakteristisch erkennen, wie die Renaissancekunst selbst an den neu entstehenden Bauten
im Wege der Abfindung und mehr auf Einzelheiten beschränkt ihren Raum gewann. Die
Anlage des Rathhauses als ein einziger Flügel von 16 Meter Breite und 28 Meter
Länge, der Spitzgiebel über der südlichen und der nördlichen Schmalseite, auch Gliederung
und Ornament des Kranzgesimses sind von gothischem, dagegen der Ansban des ans
Werksteinen erbauten Erkers in der Mitte der östlichen Langseite entschieden von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch