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Hofe etwas Heiteres. Über dem Hauptthore entwickelt sich die Arkade zu einem Erker mit drei
Öffnungen; diese und die Treppenhalle des nämlichen Flügels weisen den großen Zug der
Barockkunst auf. Im Erdgeschoß des rückwärtigen Flügels befindet sich eine geräumige,
durch eine Reihe einfacher Säulen getheilte sala terrena. Die Kapelle im Oberstock ist
durch ihr hübsches Roeoco-Ornament interessant. Der jetzige Besitzer ist Prinz Chlodwig
zu Hoheulohe-Waldenburg.
Aus dem Gebiete der städtischen Baukunst ist nur eine bedeutende Thatsache zu
verzeichnen: die Wiederherstellung des Nathhanses zu Leutschau im Jahre 1615, bei
welcher Gelegenheit es an einer Lang- und einer Schmalseite einen Sänlengang in
Stockwerkhöhe vorgesetzt erhielt. Seitdem rühmt sich Leutschau des schönste» Nathhanses
im ganzen Lande, wenigstens dem Äußern nach, das durch eine Renovirnng in jüngerer
Zeit wohl in Einzelnem verändert, in seiner Wirkung jedoch nicht geschädigt wurde. Aus
dieser Zeit stammen auch die Laubengänge an der Hofseite einiger Bürgerhäuser in Lentschau.
In Neusohl hat das Haus, Hauptplatz Nr. 31, an seiner schmalen Fa^ade ein von zwei
Säulen slankirtes Thor und darüber auf zwei Eousoleu einen geschlossenen Erker, dessen
Brüstung mit roh gemeißelten biblischen Reliefs (Herodes und David) geschmückt ist. In
Preßburg hat das zweistöckige Haus des Patriziers Andreas Segner (1648) ein Thor im
Geschmack der deutschen Renaissance.
Die beiden eifrigsten Streiter der Gegenreformation, Peter Päzmäny, Erzbifchof
von Gran und der Palatin Nikolaus Esterhäzy, begegnen sich auch auf baulichem Gebiete.
Päzmäny ließ für die durch ihn gegründete Universität Tyrnau ein umsaugreiches Gebäude
errichten, das jetzt als Jnvalidenhaus dient, Esterhäzy schenkte der einstigen Universität
ihre Kirche. Diese eröffnete die Reihe der kirchlichen Bauten im XVII. Jahrhundert und
steht auch an künstlerischer Bedeutung voran. Ihr Äußeres ist einfach, ja schmucklos; die
stockhohe Fa^ade ist durch zwei niedrige Thürme flankirt. Desto mehr wird man von dem
großräumigen und verschwenderisch geschmückten Innern überrascht. Anlage und Ansban
entsprechen dem Muster der Barockkirchen. Dem breiten und hohen Schiff schließt sich ein
ansehnliches Sanctuarium und beiderseits je vier Kapellen an; zwischen den Bogen-
öffnungen der letzteren erheben sich Pilaster und tragen das Kranzgesimse; aus diesem steigen
die massigen Pilasterkapitäle empor, auf denen das mächtige Tonnengewölbe des Schiffes
aufsitzt. Das ganze Innere ist mit Stuckornament bedeckt. Die Pilaster sind mit kirchlichen,
militärischen und künstlerischen Sinnbildern, Engeln und Heiligen geschmückt. Auf den
Bogen, die sich längs des Schiffes in die Kapellen öffnen, befinden sich gewaltige,
überlebensgroße Figuren von Kirchenvätern, Päpsten und Bischöfen; ihre Haltung
ist, der Form des Bogens entsprechend, eine halb liegende, halb sitzende, ihre große
Geberde drückt religiöse Begeisterung aus, die Anordnung ihrer Gewänder zeigt eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch