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Als Festung beginnt Komorn erst im XVI. Jahrhundert zu figuriren. Ferdinand I.
riß die Festung von dem anderen König, Johann Zäpolya, an sich und begann sie nach
den Plänen des Italieners Decius nen ansbanen und befestigen zu lassen. Doch ehe sie
fertig war, wurde sie 1529 durch Snleiman auf seinem Marsche zur Belagerung Wiens
genommen. Der königliche Feldherr Johann Hardeck nahm sie alsbald wieder und die
Bauthätigkeit konnte nun ungestört fortgesetzt werden. Die alten Gebäude wurden meistens
abgetragen, nur einen aus Matthias' Zeiten stammenden massiven Gebäudetheil ließ mau
stehen, und dieser steht in seiner damals erhaltenen Form noch jetzt als mächtiger Flügel
der alten Festnng. Laut der schön gearbeiteten Inschrift des Festungsthores wurde der
Bau 1550 vollendet. Das ganze quadratische Festungswerk, das jetzt alte Festung heißt,
ist ohne bedeutendere Änderungen bis auf unsere Tage erhalten geblieben. Seine alters-
brauuen Mauern von ungeheurer Dicke zeigen starke Spuren der Zeit. Seiue bombensicheren,
mit Erde bedeckten Kasematten sind mit einem ziemlich breiten und tiefen Graben umgeben.
Gegenwärtig wird es als Militär-Bäckerei und Kaserne verwendet. Diese alte Festnng,
die sowohl vom Schiffe, als von der Eisenbahn aus gut zu sehen ist, hielt 1594 ihre erste
Feuerprobe aus. Sinan Pascha belagerte sie, mußte aber mit Schmach abziehen.
Weit geräumiger als die alte ist die neue Festung, die mit jener durch eine Brücke
verbunden ist. Äußerlich ist zwischen beiden kein großer Unterschied, und wenn einer vor-
handen war, ist er durch die Unbilden der Zeiten verloren gegangen. Wie die alte Festung,
besteht auch die neue aus großen Casematten, die von gewaltigen Erdwerken umgeben
sind. Innerhalb der Casematten, im großen Festungshofe, befinden sich die stockhohen
Kasernen und Offieierswohnungen und die Festungskapelle. Aus der Stadt gelangt man
über eine lange Brücke in die neue Festung, hinter deren thurmgeschmücktem, schön aus-
geführtem Thore die Geschichte des Festungsbaues in Marmor gemeißelt ist. Nach dieser
Inschrift ist der Bau der neuen Festung durch Ferdinand III. begonnen und durch
Leopold I. 1673 vollendet. Bauleiter war Franz Wymes, General des Jngenieureorps.
An der Ostseite der alten und neuen Festung, in dem durch Waag nud Donau
umschlossenen Raume, befinden sich die technischen Gebäude und Magazine der Artillerie.
Die alte und neue Festung liegen außerhalb der Stadt, sie verliehen also der Stadt
Komorn selbst keinen ausreichenden Schutz. In den Bethlenschen, wie in den Räköezischen
Kämpfen blieb die Festung unversehrt, die Stadt aber wnrde arg mitgenommen.
Die Erdbeben von 1763 und 1783 beschädigten die Festung so, daß sie unbrauchbar
wurde, und Josef II. schenkte sie der Stadt Komorn. So hörte sie denn ganz auf,
Festungswerk zu sein, und behielt blos Verwendung als Gefängniß. Die Unfälle der
Napoleonischen Feldzüge jedoch lenkten die Aufmerksamkeit wieder auf sie. König Franz
befahl ihre Ausbesserung und Erweiterung. Vom östlichen Theile der neuen bis zum
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch