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und Norfolk-Halbblut züchtet, würdig an. Lebhaftes Interesse erregen auch die 90 Säle
des gräflichen Schlosses, der sehr ausgedehnte Park und die Gärtnerei.
Fast an der Südgrenze des Comitats liegt NenHäusel (Ersek-Ujvär), ehemals
eine starke und wichtige Beste. Ursprünglich lag es nicht so nahe dem Neutra-Ufer, benützte
aber das Wasser des Flusses für große Überflutungswerke und Gräben, auf denen die
Stärke der Festung beruhte. Zehn Belagerungen hielt diese aus. Bocskay und Bethlen
nahmen sie und als Bucquoi sie zurückerobern wollte, fiel er vor den Manern. Die
Türken gewannen sie 1663, nachdem die Besatzung sich gegen den Commandanten Adam
Forgäch empört hatte. Nach langem Kampfe wurde sie 1685 wiedererobert. 1703 fiel sie
in die Hände Franz Räköezis II., dem sie Heister erst 1709 wieder abnahm. 1724 wurde
sie auf königlichen Befehl so gründlich geschleift, daß keine Spur von Festung mehr vor-
handen ist; auf deu ausgefüllten Gräben stehen jetzt Hänser. Nenhänsel ist eine Stadt
mit geordnetem Magistrat und hat schöne gerade Straßen, sowie einen viereckigen Markt-
platz. Die bedeutenderen Gebäude sind die Päzmany'sche Kirche, das Primatialpalais,
das Franeiscanerkloster und das Stadthaus, wo ein angeblicher Streitkolben Franz
Raköczis II. verwahrt wird. Dieser wurde einst bei Richterwahlen durch den Sprecher
dem Rathe vorangetragen. Außerhalb der Stadt befindet sich in einem schönen Garten
das allgemeine Krankenhaus, das größte im Comitat nach dem neuen Comitatsspital zu
Neutra; es dankt seinen Ursprung öffentlichen Spenden, die den Sammeleifer des könig-
lichen Rathes Franz Kapifztöry belohnten. Unter den Schulen steht das Untergymnafinm
voran. In älterer Zeit war hier das herrschende Element magyarisch, jetzt sind die
Slovaken in Mehrheit. Nenhänsel war einst ein Getreidemarkt erster Classe und auch der
Ruf seiner Vieh- und Pferdeherden ging durch das ganze Land; seither ist von diesem
Rufe schon viel verloren gegangen, doch ist die Stadt noch immer einer der bedeutenderen
Verkehrspunkte des Comitats. Umso wichtiger ist die Eisenbahnstation, wo ein großer
Theil des Handelsverkehrs im Nentra-, Waag- und Donanthale zusammentrifft; für deu
Güterverkehr ist sie eine Station ersten Ranges.
Blickt man von Nenhänsel aus in die Runde, so thut sich ein gewaltiger Seegrnnd
auf, in dessen nördlichem Theile die Thäler der Waag und Neutra zwei Buchten bilden.
Auf diesem Seegrunde beruht die landwirthschastliche Bedeutung des Neutraer Comitats;
hier liegen die meisten und besten Äcker, Wiesen nnd Weiden dieses Theiles des Oberlandes
beisammen; der thonige, humusreiche Boden der südlichen Ebene wetteifert an Fruchtbarkeit
mit dem Flachland der unteren Donau. Im Ufergelände der Flüsse wachsen Futterkräuter
in Fülle. Für Zuckerrübe ist das Neutraer Comitat das erste im Lande; der Zucker-
rübenanbau bedeckt 14.409 Hektar und jeder Hektar liefert einen Ertrag von 189 Meter-
centnern, was einem Erlös von 175 Gulden entspricht. In den nördlichen Theilen des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch